17. Kontaktabbruch

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Felix P.O.V

Wir fuhren schließlich wieder zu mir nach Hause. Als wir an den Häusern vorbeirasten, der kalte Wind meine Augen reizte & Basti sich lachend zu mir umdrehte, wurde es mir klar: Ich konnte das nicht. Genau diese Situation & diese Zeit wollte ich mit ihm haben, aber nicht nur als Freunde. Ich wollte mehr als Freundschaft. Ich wollte ihn küssen, ihm sagen wie ich fühlte.
Ich fiel fast vom Board. "Das war's.", dachte ich mir & weichte mühsam ein paar parkenden Autos aus. Ich würde die Freundschaft beenden, ich musste es tun. Basti drehte sich erneut zu mir um & lächelte. Ich sah ihn nur leer an. Ich würde ihn vermissen. Schrecklich vermissen.
Er hielt mit einem lauten Kratzen seiner Schuhsole an. Ich blickte ihm gedankenverloren entgegen.
"EY FELIX PASS AUF!", rief er, als ich etwas zu spät abbremste & ihn fast frontal überfahren hätte. Ich bremste schlagartig ab, doch es war zu spät. In letzter Sekunde sprang ich vom Board, raste ein paar Meter & fiel direkt in seiner Arme. Keuchend standen wir nun da, ich den Tränen nahe, er verwirrt.
"Was war das denn?", fragte er gereizt. Statt zu antworten sah ich meinem Board hinterher, das noch genug Schwung hatte & munter die Straße entlangrollte. "Fuck", murmelte ich & sprintete los. Ich bekam es gerade noch zu fassen, es wäre fast unter ein Auto gerollt.
Ich war vor Anstrengung ganz rot im Gesicht, Mein hektischer Atem bildete kleine Wolken.
Basti kam mir schon von weitem entgegen, er hielt sein Board fest in der linken Hand, mit der rechten gestikulierte er wild vor sich her.
"Was ist denn grad los mit dir?", rief er schon von weitem. Ich zuckte nur mit den Schultern.
Wir trafen uns unter einer Straßenlaterne, die kompletten Straßen waren dunkel.
Das Licht schien trübe auf uns herab, ich bewegte mich keinen Zentimeter mehr.
Ich musste es tun. Ich vergrub meine Fingernägel tief in der Beschichtung meines Boards.
Ich musste jetzt stark & mutig zugleich sein. Nicht gerade meine Stärken.
"Basti..", sagte ich leise. Er sah mich fragend an. Uns trennte nur eine Boardlänge, doch ich sah alles verschwommen, in meinem Kopf drehte es sich. Ich liebte ihn so sehr.
& dann sprach ich es aus. Diesen Satz, den ich ein paar Sekunden später am liebsten wieder verschluckt hätte.
"Ich kann nicht mehr mit dir befreundet sein."
Bastis Mundwinkel blieben unverändert, er sah mich nur starr an. Es herrschte Stille.
"Wieso?", fragte er mit zittriger Stimme.
"Es ist zu viel passiert, das mit Lena & mit Katja..", antwortete ich & versuchte so gut ich konnte die Tränen zurückzuhalten.
"Was hat das denn jetzt Katja damit zu tun?", fragte er verzweifelt. Seine Augen wurden nass. Gott, ich wollte ihm nicht weh tun.
"Die ganze Sache mit ihr hat mich echt fertig gemacht & ich brauch erst mal Zeit für mich.." Ich log wie gedruckt. Katja war mir egal, ich hatte sie schon fast vergessen. Doch es war eine gute Begründung, eine gute Tarnung um meine echten Beweggründe für diesen drastischen Schritt zu verstecken.
"Felix.. Ich kann doch nicht ohne dich!!", schrie er schon fast. Er atmete heftig ein & aus, eine Träne lief seine Wange hinunter. "Du bist mein bester Freund verdammt, ich brauche dich!! Tu das nicht!", flehte er & es floßen erneut Tränen sein Gesicht hinunter.
Das gab mir den Rest, ich konnte ihn so nicht sehen.
Ich konnte meine Tränen auch nicht mehr zurückhalten, ich ließ das Board fallen & ging für ein paar Sekunden in die Knie. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, mein heißer Atem ließ meine Wangen glühen. Ich sah zu ihm auf, er blickte immer noch weinend auf mich hinunter.
"Es tut mir Leid.", sagte ich & schluckte. Ich packte mein Board & ging mit schnellen Schritten zu meiner Eingangstür. Er rief mir noch meinen Namen hinterher, doch ich war schon im Flur verschwunden.
Ich raste die Treppe hoch, nur noch ein paar Meter, dann könnte ich so viel schreien & weinen wie ich wollte. Doch ich konnte es nicht zurückhalten, ich trat lautstark gegen die Flurwand & schrie ein lautes:"FUCK!" Ich ließ alles raus, ich weinte Wasserfälle. Ich sank zu Boden, legte das Board neben mich & lehnte den Kopf an die Wand. Er fehlte mir jetzt schon, es fühlte sich an, als hätte mir jemand die eine Hälfte meines Herzens herausgerissen. Ich könnte diesen Schmerz mit nichts auf der Welt kompeniseren, auch nicht mit ritzen. Es fraß mich förmlich von innen auf. Mein ganzer Körper bebte, mein Atem setzte manchmal einfach aus. Ich saß hier, im dunkeln, alleine. Ich hörte nur mein leises Fluchen & mein verzweifeltes Schluchzen. Ich hatte nicht mal genug Kraft um zu meiner Wohnung zu kriechen. Es ging nichts mehr. Er fehlte mir so sehr.

Rewi P.O.V

Ich raste mit meinem Longboard die Straßen entlang. Ich beschleunigte immer mehr, die Tränen versperrten meine Sicht. Ich sah nicht auf die Straße, ich wusste nicht, wo ich hinfuhr, ich wollte nur weg. Ich fühlte mich unerträglich leer, alles um mich herum wirkte schwarz/weiß.
Ich presste ein tränenersticktes Schluchzen hervor. Er war weg. Felix war weg.
Sofort holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche hervor, ich wählte Palles Nummer.
Er meldete sich mit einem verschlafenen:"Hey..?" Stimmt, es war mittlerweile 02:05 Uhr morgens.
"Palle?", fragte ich mit zittriger Stimme. Der kalte Fahrtwind ließ meine Tränen zu einer harten Schicht auf meiner Haut werden.
"Ey Basti, alles klar bei dir?", fragte er besorgt. Ich bog um eine Ecke & beschleunigte erneut. Ich war völlig außer Atem.
"Er hat die Freundschaft beendet.", stammelte ich. Stille.
"Felix?", fragte Palle geschockt. ich konnte nicht mehr sprechen, also nickte ich. Doch so einfach war das beim Telefon leider nicht, man musste zwangsläufig reden, also presste ich ein bejahendes "Mhm." heraus.
"Wo bist du?", fragte er sofort.
"Gleich da, glaub ich.", antwortete ich außer Atem.
"Okay, ich warte unten auf der Straße auf dich.", mit diesen Worten legte er auf.

***Gegenwart***

Wir beide schweigen. "Das... ist echt krass.", mehr bringt Valerie nicht heraus.
Ich nicke nur & muss erneut meine Tränen unterdrücken.
"Ich erzähl jetzt trotzdem weiter, du willst ja sicher wissen, wie es ausgegangen ist..."

Rewilz FF - Sometimes, I miss you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt