𝐎𝐮𝐫 𝐋𝐢𝐟𝐞 - 𝐒𝐊𝐙 𝐱 𝐄𝐍𝐇 𝐱 𝐓𝐗𝐓

𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 3.

𝐘𝐄𝐎𝐍𝐉𝐔𝐍

Eigentlich wollte ich doch nur in der Küche nach einer Portion Kimchi als Vorspeise suchen und musste stattdessen zwei miteinander kuschelnde Menschen sehen. Um es genauer zu definieren- Jay und Jungwon, die beiden gerne geshippten Members der werten Group unserer 'adoptierten Kinder', wie die Fans zu sagen pflegen.

In dem Moment, in dem mein von der Situation und meinen Gedanken über solche Beziehungen mancher Menschen verwirrtes Gehirn endlich abhauen will und den beiden Jüngeren ihre Ruhe lassen will, dreht sich ausgerechnet Jay um-

Aber anders als erwartet schaut er nicht so genervt wie normalerweise, sondern bleibt nur seelenruhig stehen und flüstert dem Kleineren vor ihm etwas zu, welcher dann unter der Schulter seines Hyungs hervorlugt und mich aus riesigen Boba-Augen anschaut. Auf meiner Zunge brennen Worte wie "cute", aber ich schlucke sie bloß runter und versuche, das Chaos in meinem Körper zu ignorieren.

Möglichst gelassen gehe ich ein paar Schritte auf die Beiden zu und wuschle dem über fünf Jahre jüngeren Jungwon durch seine weichen, dunkelbraunen Haare. Würde ich auf cute Typen stehen, wäre er mein absoluter Traum- Aber ich kenn da Leute, die sich bestimmt für dieses Kätzchen interessieren. Jay zum Beispiel...

Eigentlich will ich mich umdrehen und einfach abhauen, doch die Menschen neben mir machen mir einen Strich durch meine Rechnung und schon fragt Jay mit einem Grinsen, wieso ich Jungwon so anstarren würde. Komplett überfordert schaue ich zwischen den Beiden hin und wer. Was geht denn bei denen?!

Jungwonie scheint das Ganze dann doch etwas unangenehm zu werden und er flüstert "Jay Hyung redet nur Unfug. Weißt du, Yeonjunnie, bei uns beiden ist das hier eine alltägliche Situation und bitte versteh das hier nicht falsch, wir sind Freunde. Er ist einfach nur mein Lieblingshyung."

Irgendetwas in seiner Stimme und in seinen großen, nach Verständnis suchenden Augen sagt mir, dass er nicht lügen kann und es gerade auch sicherlich nicht tut. Die beiden sind vielleicht nicht zusammen, aber wirklich straight sieht mir das hier trotzdem nicht aus. (Er ist so schlau)

Auf einmal fällt mir ein, dass es gar nicht mein Business ist und ich mich eigentlich nicht wie zu häufig in das Privatleben anderer Mitmenschen einmischen sollte. (Ich wiederhole, er ist krass smart)
Ich bin ja nur ein unwichtiger Sidecharakter in der Story des Lebens der Beiden. Ich sollte einfach wieder verschwinden und hoffen, dass dieses Gespräch vergessen wird... (Ihm geht's gut, keine Sorge)

Gedacht, getan- Mit einem halbwegs confident klingenden „Sorry Leute" verlasse ich den Raum und laufe in der Eingangstür der Küche direkt gegen Taehyun, der mich aber gar nicht zu bemerken scheint und geradeaus auf einen Punkt irgendwo zwischen den Beiden und der Herdplatte starrt. Was ist denn mit dem los...?!

Ausnahmsweise nehme ich aber nicht die "Ich-Unterhalte-Mich-Mit-Meinem-Bro-Über-Diese-Situation"-Variante, sondern laufe fast schon panisch in Richtung der Schlafzimmer. Erst diese niedliche Kuscheleinheit der Enhypen Members, dann der Spitzname von Jungwon und jetzt mein verträumtes kleines Eichhörnchen- Das ist mir gerade alles etwas zu 'gay' und mein überforderter Kopf will einfach nur weg von all diesen Gedanken über meine eigene Sexualität. Ich will eigentlich nicht mal darüber nachdenken.

Nachdenken, das kann ich ja bekanntlich ganz toll- Wie zu Beispiel in genau diesem Moment, in dem ich die Tür zu meinem Schlafzimmer aufreiße, sie hinter mir zuschlage und dann einen oberkörperfreien und offensichtlich sehr verwirrten Hyunjin vor seinem Bett stehend vorfinden muss.

In genau der Sekunde entscheidet irgendein dummer Teil meines Gehirnes, dass ich mich umdrehen und weglaufen soll. Doof, dass da ja noch die Tür war- Die hatte ich wieder vergessen.
Blöd gelaufen, aber kann man nicht ändern...

Aus diesem Grund sitze ich 10 Minuten später mit einem nassen Shirt auf der Stirn, welches Hyunjin wahrscheinlich zu Tragen geplant hatte, auf meinem Bett und darf mir einen Vortrag meines Leaders anhören, der zwar jünger als meine wundervolle Existenz ist, sich dafür aber um einiges besser um andere Leute kümmern kann und vor allem sehr gut darin ist, seine Members für ihre Dummheiten auszulachen und ihnen zu sagen, dass sie das nicht noch einmal machen sollen. (Und nicht vor eine Tür gerannt ist ofc)

Das gilt zum Beispiel auch für meinen Fall- Ich seh's ja ein, es war nicht wirklich schlau, dass ich mit dem Kopf voraus gegen die geschlossene Tür gelaufen bin. Aber was soll ich denn machen, wenn der Visual einer der bekanntesten Kpop Groups auf einmal mit seinem perfekten Körper neben mir steht und es bis jetzt noch immer tut? Das ist halt nicht gut für mein mentales Wohlergehen-

Nachdem Soobin abgehauen ist und auch unser Maknae, der besorgt den Kopf durch die Tür gesteckt hatte, wieder weggegangen ist, bin ich wieder mit der Person, die ein Bett weiter sitzt und seine Hände ineinander verhakt, alleine. Zumindest bis Seungmin oder Sunoo auftauchen und uns Gesellschaft leisten.

Ich lege meinen Kopf schief und schaue den mittlerweile glücklicherweise doch einen Pullover tragenden Hyunjin an. Wie schafft er es, dass seine Haut selbst im schwachen Licht hier so sehr schimmert und so perfekt aussie-
Reicht jetzt auch, Yeonjun. Du hattest eine Mission, du wolltest dich nicht mit den anderen Männern hier auseinandersetzen. Nicht im romantischen Sinne, ich muss mich verbessern. Schließlich will ich mich ya natürlich mit diesen Menschen auseinandersetzen, so gemein bin ich jetzt auch wieder nicht.

Er steht auf und wirkt fast verloren, geht dann aber doch selbstbewussten Schrittes auf mich zu und fragt mich dann: "Willst du mir vielleicht bei einer Zeichnung helfen? Ich brauche noch eine Person für den Background..." Mit einem wahrscheinlich Meme-Potenzial habenden Gesichtsausdruck schaue ich ihn an. Was hat er mich da gerade gefragt?
Doch mein Mund reagiert mal wieder schneller als mein Kopf, weshalb ich einfach nur "Okay" sage, was ihm ein leichtes Grinsen entlockt. Yeonjun, cool down und setz dich jetzt einfach auf das Bett und befolg seine Anweisungen. Du willst doch nicht die Arbeit eines Künstlers stören..

Also tue ich genau dies gefühlte Stunden lang. Als er mir mit einem Nicken bedeutet, zu ihm zu treten, schaue ich mir erwartungsvoll seine Zeichnung an. Im Vordergrund sieht man ein detailliertes Café und im Hintergrund auf einer Bank kann man mich selbst im schwachen Licht der Nachttischlampe sehr gut erkennen. Das, was ich hier sehe, das grenzt an Magie.

Magie ist so ein schwer zu definierendes Wort und manchmal empfinden wir die kleinsten Dinge als etwas sehr magisches. Und dieser Moment gerade, alles von der Atmosphäre bis zu der beeindruckenden Zeichnung in seiner Hand, ist für mich einfach nur pure 'Magie'.

<3