Prolog

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Vergangenheit

„Vaja, beeil dich, sonst kommen wir zu noch spät!", rief mein Bruder.

Ich zog mir noch rasch meinen Mantel über, dann hüpfte ich die Treppen unserer Hütte hinunter, wo Charly schon an der Türschwelle auf mich wartete.

„Ich bin ja schon da!", murrte ich ihn an.

Charly schüttelte bloß den Kopf und öffnete die Tür nach draußen.

Kaum setzte ich einen Fuß nach draußen, kam mir auch schon der eisige Wind entgegen.

Charly reichte mir noch wortlos ein paar Handschuhe, die ich dankend annahm.

Torith war zu dieser Jahreszeit von einer dicken Schicht Schnee überdeckt, was die Landschaft in ein magisches Licht zu tauchen schien.

„Wir brauchen Brot und Milch", murmelte mein großer Bruder vor sich hin.

Mir war noch immer kalt und ich nuschelte rasch ein paar Worte. Genauer gesagt ein Hexenspruch der einen wärmte.

Am liebsten würde ich uns genauso leicht Essen herbeihexen.

Das konnten wir leider nicht, mein Bruder meinte bloß immer, dass das höchstens Feen tun würden. Hexen konnten sich nicht einfach etwas wünschen, sie riefen viel mehr unsichtbare Dinge herbei, wie eben Wärme.

„Kannst du zum Bäcker gehen, dann mache ich mich auf zum Dorfladen", fragte mich Charly und ich nickte.

Während er in die Richtung hinter unser Haus stapfte, machte ich mich auf ins Herz Toriths.

Der Weg dorthin dauerte nicht lange, der Bäcker lag neben dem Hauptplatz des Dorfes.

Unterwegs traf ich einige Hexen aus der Schule, die mir allesamt freundlich zunickten.

Mitten auf dem Hauptplatz stand ein uralter Turm, in dem der König aus Torith wohnte. Alles war voller Menschen, die meisten kauften haufenweise Kram, für den Charly und ich Monate sparen müssten.

Als ich die Bäckerstube betrat, begrüßte mich ein alter, bärtiger Hexer. „Guten Tag Vaja, ich habe dich schon länger nicht gesehen!" Seine Stimme war freundlich und ich lächelte entschuldigend.

„Guten Morgen, tut mir leid, ich war ziemlich beschäftigt."

Der Hexer stellte sich hinter den Tresen und breitete seine Hände einladend aus. „Was darf es denn sein?", fragte er mich.

Ich versuchte mich zusammenzureißen und mich bestmöglich nicht umzusehen, denn ich wusste ganz genau das ich mir das meiste hier nicht leisten konnte. Doch dann blieb mein Blick auf dem Früchtekuchen hängen und mein Herz wurde schwer.

Leider haben ich und Charly für solche Dinge zu wenig Geld und ich wand mich dem Vollkornbrot zu.

„Dieses Brot hier, bitte!", sagte ich und deutete auf das dunkle Stück.

Der Bäcker nickte und packte es für mich ein.

„Und den Früchtekuchen?", fragte er schelmisch, er musste wohl meinen Blick bemerkt haben.

Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Zu wenig Geld", erklärte ich knapp und nahm das Brot entgegen.

Der Mann nickte leicht und räusperte sich. „Ich gebe ihn dir umsonst, ich weiß wie schwer du und dein Bruder es zurzeit habt", flüsterte er mit einem mitfühlenden Seitenblick.

Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne etwas zu sagen. Ich wollte nicht, dass wir bemitleidet wurden, aber als meine Augen wieder zu dem Kuchen wanderten, konnte ich einfach nicht widerstehen.

Witch of the NightWhere stories live. Discover now