2024 ☕ »Sakura Tage« von @Enni_7

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»Sakura Tage« von Enni_7

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Der Zoo, ich erinnerte mich noch genau daran. Wie wir Händchen haltend durch den Zoospazierten, er jedes Mal fröhlich auflachte, wenn ich ihn zu einem Gehege zog und ihm das, für mich besondere Tier zeigte. Wie er sich alles genau anhörte und mir seine Aufmerksamkeit schenkte.

Er entdeckte ein Tier, eines seiner liebsten, die Pferde blickten uns neugierig entgegen als wir näher traten. Ein junger Haflinger trat schließlich neben uns, getrieben durch seine Neugier. Vorsichtig schnupperte er an uns, seine Ohren zuckten leicht, als er anfing, den Haflinger zu streicheln, nach dem kurzem Schreck konzentrierte sich das Pferd einzig allein auf die Berührungen meines Freundes. Sein Lächeln konnte gar nicht breiter werden, doch er bewies mir etwas anderes.

Seine Augen leuchteten und beide genossen den Kontakt, ich selber hatte nur Augen für ihn, den Jungen, den ich liebte. Leise zog ich die Kamera hervor, —darauf bedacht den Moment nicht zu zerstören— und schoss ein Foto, dann noch eins. Das nächste wurde wahrhaftig zu meinem Liebling, die Sonne kam wieder hinter den Wolkenhervor und einige Kirschblüten vielen zu Boden oder verfingen sich in seinem fast weißem Haar. Er wendete mir sein Gesicht zu, da schoss ich noch ein Foto, mit seinem strahlendem Lächeln. 

Das Pferd genoss die Streicheleinheit meines Freundes, doch drehte sich nach einer gewissen Zeit um und lief zur Tränke und selbst dann verließ das Lächeln nicht sein Gesicht. 

Er drehte sich jetzt ganz zu mir, ich ergriff seine Hand, nachdem ich meine Kamera wieder sicher verstaut hatte und gemeinsam gingen wir weiter.

Als das Ziegen Gehege in Sicht kam, beschleunigte ich meine Schritte. Ich betrat das ZiegenGehege, nachdem ich meine Tasche meinem Freund übergab, vorsichtig kniete ich mich hinund betrachtete die Jungen, die letztes Jahr zur Welt kamen, grinsend.

Sachte wurde ich von der Seite angestupst, eine ältere Ziege sah mich erwartungsvoll an,rieb sich mit dem Kopf immer wieder an meiner dünnen Jacke — die ich wegen des warmenWetters — trug. Lächelnd drehte ich mich vollends zu ihr und fing an, sie an ihremschwangeren Bauch zu kraulen, langsam fuhr ich hinauf, krauelte sie hinter den Ohren undstrich dann sanft über ihre Wange und ihren Hals.

Eine jüngere verlangte von der anderen Seite ebenfalls meine Aufmerksamkeit, glücklichüber ihre süßen Geräusche, kicherte ich ein wenig und fing an, Sie ebenfalls zu streicheln.Hinter mir hörte ich die Kamera klicken, mehrmals hintereinander, bevor das Geräuschwieder verstummte. Ich kniete lange dort, ich hörte meinen Namen leise rufen und blickteüber die Schulter zu meinem Freund.

„Trenn die von deinen Freunden, ich möchte endlich meine versprochenen Sakura-mochi essen!" Wir lachten leise, natürlich wie konnte ich mein Versprechen von heute Morgenvergessen. In der Sakura Zeit bat er mich das oft. Trotz seiner hellen Haut sah man ihn oft im Frühling draußen, bei seinem heiß geliebten Sakura Bäumen in unserem Garten und ständig lag neben ihm eine Packung Sakura-mochi, die er von der Japanerin um die Ecke holte.

„Einen Sakura Latte hast du mir auch versprochen" ,holte er mich wieder aus meinen Gedanken, stimmt meinen Sakura Latte, den ich ihm im Frühling tagtäglichen zubereitete. Schweren Herzens löste ich mich von den süßen Ziegen oder wie mein —Sakura verrückter— Freund sagt "meinen Freunden". Wenige Minuten später stand ich wieder außerhalb des Geheges und nahm meine Tasche entgegen.

Hand in Hand verfolgten wir den Weg des Zoos's, beim Vogelhaus musste ich unbedingt die Türkisnaschvögel und das Spix-Ara Paar besuchen. Das Spix Paar war das letzte ihrer Art,jedes Mal, wenn ich im Zoo war, zwang es mich nach ihnen zu sehen, waren sie wohl auf undwurden sie gut behandelt?

Ich war jedes mal froh, wenn ich sie laut krächzen hören konnte. So war es auch heute, als wir das Vogelhaus betraten konnte ich ihre lautstarkes Krächzend hören, lächelnd ging ich auf ihr Gehege zu, als sie mich sahen krächzten sie, dass einzige Wort, dass sie lernten:„Kaffe, Kaa-ffee" Iris —das Weibchen— kam auf mich zu geflogen und klammerte sich an die Gitterstäbe.

„Kaffee!" krächzte sie, schaute mich einige Minuten an, um dann mit einem langen Kaffee wieder wegzufliegen. Ich ging den Gang weiter bis an sein Ende und blieb neben meinem Freund stehen, die Türkisnaschvögel zwitscherten munter ihre Melodien. Ich blickte zumeinem Freund, der die blauen Vögel aufmerksam beobachtete. Die Spix-Ara waren laut, doch wenn man direkt vor dem Gehege der Türkisnaschvögel stand, konnte man ihrem wunderschönen Gesang zuhören und genau das taten wir. Ich ergriff wieder seine Hand, mit verschränkten Händen standen wir Minuten vor dem Gehege, in völliger Stille, —nur das Zwitschern der Vögel war zu hören— und lauschten.

Mein Freund drehte sich in meine Richtung, setzte seine Hände an meine Schultern unddrehte mich zu sich, nun standen wir uns gegenüber. Er strich mir über die Wange, sounglaublich sanft, schob mich mit seiner anderen Hand genauso sanft näher. Sanft zog ermich in einen Kuss, in einen, der nach Jasmintee schmeckte.

Als wir uns lösten, strich er mir durchs Haar, strich die Haarsträhne hinter mein Ohr und zog mich dann mit nach draußen. Draußen war es ein wenig kälter als in dem sub-tropischen Vogelhaus, weswegen ich näher an meinem Freund trat. Dieser zog mich zielstrebig mit sich, wir würden jetzt seine Sakura-mochi kaufen.

Auf dem Nachhauseweg alberten wir ein wenig herum, lachten über alle möglichen Dinge und genossen die den warmen Frühlingstag. Kurz vor unserem Wohnblock bogen wir rechts ab zu dem kleinen japanischen Laden.

Die alte Frau fing bei unserem Erscheinen fröhlich an zu lächeln und verschwand zwischen den Regalen. Mit einem —noch breiterem— Lächeln kehrte sie zurück in den Händen eine kleine, —aus Bambus angefertigte— Box, in der sich die heiß geliebten Mochi meines Freundes befanden.

„Hier mein lieber. Bring die Box dann so wie immer am Ende der Woche zurück, ja?" Er nickte und bezahlte die Mochi's und verabschiedeten uns von der alten Dame. An unserem Wohngebäude fischte ich schnell die Schlüssel aus der Tasche, leise schwang die Tür aus, bevor ich auch unsere Wohnungstür öffnen konnte, stopfte mir mein Freund eine Hälfte —eines — seiner Mochi in den Mund und öffnete selbst die Tür.

Die Mochi's auf der Kommode abstellend, entledigte er sich schnell seiner Jacke und seinen Turnschuhen, griff wieder nach seinen Mochi und schmiss sich aufs Sofa. Ich tat es ihm gleich, doch wurde schnell wieder zum Aufstehen gescheucht, in die Küche um den Sakura Latte zu zubereiten, mein Freund sprang auf die Arbeitsplatte, —seine Mochi Box fest in der Hand— und schaute mir dabei zu.

Er schob mir mehrmals einen halben Mochi in den Mund und sprang freudig auf, als der Sakura Latte fertig war. Glücklich mit beidem lief er ins Wohnzimmer, stellte dort alles auf einem kleinen Tisch ab und öffnete das bodenlange Fenster unserer Erdgeschosswohnung. Dann ließ er sich auf das Sofa plumpsen. Erwartungsvoll blickte er zu mir, ich schnappte mir meinen Kakao und ließ mich neben ihm nieder, trank einen Schluck und stellte es neben seinem Sakura Latte ab.

Seufzend ließ ich mich gegen meinen Freund fallen, kuschelte mich an ihn und schlossgenießerisch meine Augen. So könnte ich jeden Tag verbringen, dachte ich mir.

„Es ist wundervoll, heute mit dir in einer Wohnung zu leben, eine Beziehung zu führen. Damals wusste ich nicht, dass wir so lange beieinander sein können. Ich finde unser Leben wundervoll und würde es gegen nichts auf der Welt tauschen wollen" „Auch nicht gegendeine heiß geliebten Sakura Mochi und den Latte ?", fragte ich ihn neckend.

„Nein. Ich liebe Sakura und ihre Jahreszeit, aber noch viel mehr liebe ich dich" ernst und liebevoll zugleich schaute er mir in die Augen und küsste mich sanft wie eine leichte Brise. Unser Kuss schmeckte nach Kirschblüten, so wie jedes mal zu dieser Jahreszeit, denn es war immer berauschend, die Mischung aus dem Sakurageschmack und seinen Lippen und ich verlor mich gänzlich in dem Gefühl unserer Sakura Tage.

Damals wie heute.

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