KᗩᑭITᕮᒪ 18

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"Willkommen zurück, kleiner Bruder."

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Stille.

Einige Sekunden, welche sich für Miyuki doch wie eine Ewigkeit anfühlten.
Er wusste in diesem Moment nicht wie er sich fühlen sollte.

Freude? Über die Tatsache, dass er seinen großen Bruder sah, welchen er doch so liebte?
Erleichterung? Endlich redete er wieder mit ihm, er wurde sogar erwartet.
Angst?

Er wusste es nicht.

Doch auch wenn er sich seiner Gefühle nicht sicher war, er musste reagieren.
Er war am Zug.

"Akira...", mehr brachte er nicht heraus.
Mit dieser Reaktion wurde er seinem Gegenüber nicht gerecht, das wusste er.
"Was machst du hie--", setzte der Kleinere der beiden an.
"Wir müssen reden." Akira schaute seinen Bruder mit einem eiskalten Blick an.

Ein flaues Gefühl breitete sich in Miyukis Magenregion aus. Er wusste worum es gehen würde und trotz all der Zeit die er zum Nachdenken hatte war er nicht bereit dafür.
Eine Art Fluchtreflex setzte in ihm ein und er ging einen Schritt zurück. Zurück zu der Tür seines Zimmers.

"Wollen wir das nicht lieber Morgen tun? Es ist schon spät und du wirst doch bestimmt auch müde sein." versuchte sich Miyuki heraus zu reden.

"So müde bin ich gar nicht.", schmunzelte der Ältere und erhob sich aus dem Schreibtischstuhl.

"Ich bin es aber.", Miyuki setzte erneut einen Schritt nach Hinten, er drehte sich zur Tür und griff nach der Klinke. "Ob nun heute der Morgen, es macht doch keinen Unterschied."

Dazu, die Tür mit dem Schlüssel wieder aufzuschließen, kam er nicht.
Über seinem kleinen Kopf hörte er nur einen lauten Knall.

Akira schlug mit seiner Hand gegen die Tür. Das Öffnen sollte Miyuki verwehrt bleiben. Er spürte den großen Körper seines Bruders hinter seinem. Sein Rücken war wahrscheinlich nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.

"Sieh mich an." sagte der Ältere, ruhig, aber bestimmt.

Miyuki war wie gelähmt. Er wollte sich ja umdrehen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht.
Er versuchte etwas zu sagen, aber auch das gelang ihm nicht.
Plötzlich griff Akira den Arm seines kleinen  Bruders und zog ihn herum. Vor Schreck schloss Miyuki seine Augen, aber als er diese wieder öffnete sah er das Gesicht seines Bruders ganz nah vor seinem Eigenen.

Ihm stieg die Röte ins Gesicht. Das war zu nah für ihn. Sein Herz raste, aber ihm gelang es durch den festen Griff seines Bruders nicht, mehr Distanz zu gewinnen.

Generell gelang ihm gerade nichts mehr.

Sekundenlang passierte nichts. Keiner bewegte sich oder sagte etwas.
Nur ein ewiger Blickkontakt der Beiden und Miyukis Wunsch, dass diese wundervollen Lippen ihm gegenüber endlich auf seinen landen würden.

Aber das war wohl zu viel gewünscht.

Akira ließ von dem Kleinen ab und brachte wieder etwas Abstand zwischen die Beiden.
Jetzt wusste Miyuki endlich was er fühlen sollte. Enttäuschung.

"Ich war heute bei Yumi im Krankenhaus.", unterbrach Akira die, viel zu lang anhaltende, Stille.

Yumi... Den Namen wollte Miyuki momentan lieber nicht hören. Eigentlich wollte er diesen Namen nie wieder hören.

"Und? Muss ich mich jetzt der Polizei stellen?", fragte Miyuki relativ monoton.
Akira schaute ihn etwas verblüfft an. Anscheinend spielte er nun mit offenen Karten.

"Nein, musst du nicht. Du hast Glück, anscheinend erinnert sie sich nicht wer sie die Treppe herunter gestoßen hat." Akira setzte sich während seiner Erläuterung auf Miyukis Bett und gab mit einer klopfenden Bewegung auf das Bett ein Zeichen, dass dieser sich neben ihn setzten sollte.
Erst zögerte Miyuki, allerdings wollte er gehorchen und so setzte er sich doch in Bewegung.
"Also alles gut? Ich komm mit einem blauen Auge davon?"
Wie sehr würde er sich das wünschen. Generell wünschte er sich, dass er die ganze Situation anders gelöst hätte. Mit weniger... "lebenden Opfern".

"Was redest du da?", fragte der Ältere der Beiden.

"Sie kann sich jederzeit wieder an Dich erinnern.", fuhr er fort 

"Wir müssen zu Ende bringen was du angefangen hast."


Brother ComplexWhere stories live. Discover now