Kapitel 11 - NICK

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Hello

heute begrüße ich euch mit einem kurzen, süßen Kapitel aus Nicks Sicht und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche! 
LG Liz

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NICK


Meine Wut auf Jade ist so unbeschreiblich groß, dass ich ihr in den nächsten Tagen nicht nur aus dem Weg gehe, ich meide auch alle Räume, in denen wir uns zufällig begegnen könnten. Ich mache einen großen Bogen um die Bibliothek, die Teeküche und selbst um das Archiv. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Arbeit und verbringe wieder mehr Zeit mit Luke. Sogar mit Amy spreche ich mich noch einmal aus und sorge damit für besseres Klima.

„Eure Plätze im Großraumbüro sind übrigens immer noch leer." Ich betrete gedankenverloren das Belgrave-Gebäude, laufe still neben Luke her und verputze die Reste meines Hotdogs. Ab und an treffe ich Luke am gegenüberliegenden Essenstand und verbringe mit ihm die Mittagspause. Heute allerdings kann ich seinen Worten kaum folgen, weil ich abgelenkt bin.

„Ähm was?"

„Na Daniel... er hat noch keine neuen Associates eingestellt."

„Na und? Wieso interessiert dich das?" Lukes Interesse an den freien Plätzen im Großraumbüro ist mir neu und ich sehe ihn verwirrt an. An seiner Stelle würde ich die Zeit nutzen, um die verbliebenen Associates zu schlagen und meine Gedanken nicht an potenziell neue Konkurrenten verschwenden.

„Weil vielleicht die Frau meines Lebens dabei sein könnte!"

„Ahhh, daher weht der Wind!" Lukes Aussage bringt mich zum Lachen und ich boxe ihm vergnügt auf die Schulter, weil er immer nur an das eine denkt. „Dann hast du dir Amy endgültig aus dem Kopf geschlagen?"

„Ja. Ich habe alles versucht, aber sie steht einfach nicht auf mich, also muss ich das wohl akzeptieren. Außerdem will ich unsere Freundschaft nicht gefährden. Ich schau mich lieber nach anderen um." Der Blondschopf beißt von seinem Hotdog ab und spricht mit offenem Mund. Ab und an fällt ein Krümel zu Boden und ich wundere mich, wieso sein Hemd trotz seinen Manieren noch so sauber ist. „Apropos... hast du Lust mit mir heute Abend, um die Häuser zu ziehen? Ich könnte meinen Wingman gut gebrauchen und ich wette, dass auch auf dich eine hübsche Braut wartet!"

„Nein danke! Von unseren Barabenden habe ich die Schnauze voll!" Allein der Gedanke an unseren letzten gemeinsamen Partyabend lässt meine Laune in den Keller sinken. Noch heute spüre ich die Auswirkungen von meiner Nacht mit Frau Ziegler. Tobi Griffins böse Blicke in meinem Rücken sind mir jeden Tag aufs Neue eine Warnung. So schnell lasse ich mich nicht mehr auf eine Frau ein!

Luke verlässt den Lift auf der 33. Etage und lässt mich mit einem stolzen Grinsen zurück, weil mein Büro bereits eine Stufe höher liegt. Ich steige erst im 34. Stock aus und laufe dabei Trisha über den Weg. Sie wirkt gestresst und wendet sich hilfesuchend an mich.

„Nick, hey! Gut, dass ich dich treffe. Könntest du die Auflistung dieser Präzedenzfälle an Jade weitergeben, ich bin etwas in Eile."

„Nein, garantiert nicht."

„Wirklich? Du bist noch immer sauer?" Trisha zieht die linke Augenbraue nach oben und beginnt mich zu tadeln. „Wie alt bist du? Fünf? Mach dich nicht lächerlich und bring ihr die Liste!" Sie ist genervt und streckt mir einen dünnen Papierstapel entgegen. Ich erkenne ein Wasserlogo auf der ersten Seite und ziehe den Schluss, dass es um irgendwelche Dinge bezüglich Vanduo Water handelt. Garantiert nehme ich den Stapel nicht an mich. Der zickigen Verräterin helfe ich nie wieder! Sie soll sich ihre Dokumente gefälligst selbst besorgen.

„Nein! Der Mandant sollte mir gehören! Ich habe die wichtigsten Argumente vor Gericht präsentiert und das Plädoyer gehalten!" Meine Stimme wird etwas lauter und obwohl ich meinen Ärger nicht an Trisha auslassen will, spreche ich sehr schnippisch mit ihr. „Dank mir haben wir den Fall gewonnen!"

„Ja, richtig, ihr habt den Fall für Joe und Clair gewonnen. Vanduo hat aber ganz andere Interessen!" Auch Trisha wird etwas lauter und spricht eindringlich auf mich ein. Ihr stinkt meine schlechte Laune offensichtlich und sie will mich zurechtweisen. Ihr Gesichtsausdruck verfinstert sich und sie kommt einen Schritt auf mich zu. Obwohl die afroamerikanische Frau viel kleiner ist als ich, ist mein Respekt groß und mir bleibt die Spucke weg.

„Wie meinst du das?"

„Vanduo hat sich an Jade gewandt, weil sie vor Gericht über alternative Wassergewinnungsoptionen gesprochen hat und genau an diesen ist das Unternehmen interessiert. Ihnen ist scheißegal, wer das verdammte Plädoyer gehalten hat." Trisha baut sich vor mir auf und wäscht mir den Kopf. Sie wirft mir außerdem Fakten an den Kopf, die ich bisher nicht beachtet hatte. „Jim Vanduo hat sich zurecht an Jade gewandt und sie verdient diese Chance."

„Trotzdem hätte sie an mich denken können!"

„Du hättest genauso gehandelt!" Auch wenn Trishas Worte einleuchtend klingen, will ich ihr widersprechen, komme aber nicht weit, weil sie mir sofort wieder ins Wort fällt. Sie streicht sich zügig ein paar Haare aus dem Gesicht und stemmt dann die Hände in die Hüfte. „Ich kann mich nämlich noch gut daran erinnern, wie du ihre Druckaufträge sabotiert oder mir Geld angeboten hast, damit ich deine Praktikantengeheimnisse nicht ausplaudere! Du bist genauso erfolgsbesessen und zielstrebig wie sie. Du hast also kein Recht sauer zu sein!" An Trishas Unterton erkenne ich, dass Widerworte nicht geduldet sind und ich mich auf verlorenem Posten befinde. Sie reicht mir außerdem erneut die Auflistung einiger Präzedenzfälle und klimpert auffordernd mit den Augen. Murrend nehme ich sie entgegen und werfe ihr gespielt böse Blicke zu. Ich hasse das! Eigentlich will ich nicht darüber nachdenken, dass Jade möglicherweise doch zurecht von Vanduo engagiert wurde. Wütend zu sein ist schließlich viel einfacher, doch damit lässt mich Trisha erfahrungsgemäß nicht länger durchkommen. Ich habe wohl oder übel keine andere Wahl und muss Jim Vanduos Entscheidung akzeptieren. Ob ich allerdings so schnell wieder mit Jade arbeiten will und ihr vertrauen kann, weiß ich noch nicht. Fürs erste beschränke ich mich deshalb auf lose Floskeln. Ich suche ihr Büro auf und reiche ihr kommentarlos Trishas Liste. Genauso schnell wie ich bei ihr aufgetaucht bin, verschwinde ich dann wieder und lasse den Vanduo Fall endgültig hinter mir.

Vom Feind verführtWhere stories live. Discover now