Kapitel 9

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Carlotta

Stirnrunzelnd nehme ich den Anruf entgegen. ,,Ja?" ,,Störe ich dich gerade?", fragt Wincent und klingt ein bisschen gestresst. ,,Nein, was ist los?", erwidere ich bisschen besorgt. Denn ich denke nicht das er mich anrufen würde, wenn nichts wäre. ,,Ich hatte einen Unfall", seufzt er und augenblicklich sitze ich kerzengerade auf dem Sofa. ,,Geht es dir gut?", frage ich direkt. ,,Ja, mir ist ein Wildschwein reingelaufen. Mein Auto ist leider nicht mehr Fahrtüchtig. Es wird gerade aufgeladen. Ich werde zwar mitgenommen, aber dort ist kein Hotel mehr frei. Lotta, ich frage dich ungern, aber wäre es eine Möglichkeit zu dir zu kommen? Nur für eine Nacht?" ,,Ja, klar. Das ist doch überhaupt kein Problem. Wo ist du denn aktuell?" ,,Der Pannendienst bringt ihn nach Hamm", erwidert Wincent und schon stehe ich auf. ,,Gut, dann mache ich mich auf den Weg", sage ich entschlossen und laufe zurück ins Badezimmer. ,,Spinnst du? Das sind knappe 45 Minuten. Ich nehme mir ein Taxi." ,,Nein, nimmst du nicht. Du hast auch genug für mich getan. Jetzt revanchiere ich mich und hole dich. Keine Widerrede." Wir diskutieren noch kurz, aber letztendlich kann er mich nicht umstimmen. Im Bad wische ich mir erstmal die Maske vom Gesicht und ziehe mir dann etwas bequemes an. Da es doch schon bisschen später ist, mache ich mir einen Kaffee für unterwegs und schon gehe ich runter zum Auto. Mit guter Musik fahre ich los nachamm. Erst kurz vor Hamm merke ich, wie ich überhaupt aussehe. Gammelklamotten, ungeschminkt und wirren Haaren. ,,Jetzt kannst du eh nichts mehr ändern", murmle ich und fahre kurz darauf auf den Parkplatz des Abschleppdienstes.

Da es wie aus Eimern schüttet, schnappe ich mir den Regenschirm und gehe auf das Gebäude zu. Hinter einem Tresen sitzt ein älterer Herr und tippt auf einem Computer herum. ,,Guten Abend", sage ich und schließe die Tür hinter mir ,,Hallo, wie kann ich ihnen helfen?", lächelt er. Gerade als ich etwas erwidern will, höre ich meinen Namen. Links von mir sitzt Wincent auf einen der Stühle. ,,Sein Taxi ist da", schmunzle ich und deute auf ihn. ,,Ach so", lacht der Herr und widmet sich wieder seinem Computer zu. ,,Danke, ich weiß gar nicht wie ich das gut machen soll", seufzt Wincent und steht auf. ,,Gar nicht. Jetzt sind wir quitt", lächle ich. Er steht total durchnässt vor mir und irgendwie erinnert mich das an etwas. ,,Wollen wir?", frage ich und deute nach draußen. ,,Ja", lächelt er und folgt mir nach draußen. Im Auto schalte ich augenblicklich die Heizung an. ,,Wie gehts deinem Auto?", frage ich und fahre vom Parkplatz. ,,Das entscheidet sich leider erst in den kommenden Tage", erwidert er zerknirscht. Auf dem Rückweg quatschen wir ein bisschen über die letzten Tage. ,,Willkommen bei mir zu Hause", lächle ich und parke auf meinem Parkplatz. ,,Ich bin gespannt", schmunzelt er und schnallt sich ab. Mit dem Aufzug fahren wir bis ganz nach oben. ,,So, hier sind wir", sage ich und schließe die Wohnungstür auf. ,,Schön hast du es dir hier gemacht", lächelt er, nachdem ich eine kleine Roomtour gemacht habe. ,,Danke, willst du duschen gehen oder auch in die Wanne?", schmunzle ich und dirigiere ihn ins Badezimmer. ,,Duschen reicht", lacht er und streicht sich die nassen Haare aus der Stirn. ,,Hast du Klamotten?", frage ich besorgt. ,,Ja, hab meine Tasche ja mitgenommen", antwortet er und deutet auf die Tasche im Flur. ,,Gut, dann bis gleich", lächle ich und drehe mich rum.

Während Wincent unter der Dusche steht, gehe ich ins Schlafzimmer und hole ein weiteres Kissen und Decke aus dem Schrank. Ich beziehe das Bettzeug und richte das Sofa im Wohnzimmer her. Leider habe ich kein Gästezimmer, aber das Sofa ist ja groß genug. ,,Ah hier bist du", höre ich plötzlich Wincent. ,,Ja, ich habe dir das Sofa fertiggemacht. Leider kann ich dir kein Gästezimmer anbieten." ,,Ach das reicht mir vollkommen. Sieht doch gemütlich aus." ,,Gut, hast du heute Abend schon was gegessen?" ,,Nein, wollte mir unterwegs noch was holen, aber dann war da dieses Wildschwein." ,,Hast du Hunger?", frage ich ihn und stehe auf. ,,Ich möchte dir keine Umstände machen." ,,Machst du nicht. Ich habe noch die Reste von meinem Abendessen da. Also wenn du Kartoffelauflauf mit Fisch magst, kannst du das haben." ,,Klingt lecker", grinst er und setzt sich aufs Sofa. Also schnappe ich mir den Teller und stelle ihn in die Mikrowelle. ,,Hier bitte, lass es dir schmecken", lächle ich und reiche ihm den Teller. ,,Danke", grinst er und beginnt zu essen. ,,Du schaust aber auch echt müde aus", sage ich und schaue ihn an. ,,Bin auch ganz schön müde. Der Stress hat mich doch schon müde gemacht." ,,Dann gehen wir gleich einfach schlafen", lächle ich und binde mir die Haare neu.

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