Der nächste Tag begann mit einer ins Zimmer rauschenden Freya. Sie kam um mich für die erste Trainingseinheit bereit zu machen.
Der Plan, den wir am Tag zuvor bekommen hatten, war strikt getaktet. Morgens sollte es Frühstück geben und danach direkt zwei Stunden Magie Praktizieren. Ich hatte keine Ahnung, was ich mir darunter vorstellen sollte.
Als Freya, mit ihrer Arbeit fertig war, brachte sie mich zur Tür. Ich hatte nun wieder ähnliche Kleidung, wie die vom Vorabend, an. Diesmal jedoch mit noch mehr Bewegungsfreiheit und einem hochgesteckten Zopf.
"Viel Erfolg heute.", wünschte sie mir, mit einem zaghaften Lächeln, bevor ich aus dem Zimmer getrieben wurde. Eine andere Wache stand heute vor meiner Zimmertür, welche mir, nach einem Nicken zu Freya, eine Geste machte, ihr zu folgen.
Nun lief ich wieder, so gut wie alleine, durch die Korridore. Ich hatte Angst. Angst vor dem Training. Angst vor Quentin, vor den Menschen auf dieser Burg und davor, wie lange wir noch hier bleiben mussten.
Außerdem konnte ich mir nicht ausdenken, wie ich auch nur irgendeine Art von Magie ausführen sollte. Es war alles so neu, so unbekannt. Nur dank Will kam ich nicht völlig um den Verstand. Dank meinem Bruder. Selbst die Worte fühlten sich so neu an.
Aber in meinem Leben hatte ich schon vieles geschafft und aushalten müssen, da werde ich das auch überstehen. Es musste ja nur so lange reichen, bis Will und ich herausgefunden haben, wie wir zurück in unsere Welt kamen.
Die Wache führte mich zu einem weiteren Saal, in dem eine lange Tafel stand. Sie war mit den verschiedensten Speisen bestückt, sodass ich befürchtete, der Tisch würde sich unter der Last biegen. Exotische Früchte, Gebäcke aller Art, Pasten in kleinen Gläsern, gefüllte Teigtaschen, gebratene Eier, etwas, das aussah wie kleine Pralinen und viel mehr. Es duftete nach Gewürzen.
Über diesen Überfluss erstaunt überrumpelte mich Will mit einer Begrüßung. "Gut geschlafen?", fragte er mich. "Etwas unruhig.". Will machte ein überraschtes Gesicht, als könnte er sich gar nicht vorstellen an einem so zauberhaften Ort nicht schlafen zu können. "Oh. Aber schau dir nur das Frühstück an. Ich wette sowas hast du noch nie gesehen.". In der Tat, so etwas hatte ich wirklich noch nie gesehen.
Während wir aßen sprachen wir über den Tag und das Training. Will ließ seine Unruhe kaum zeigen. Mir gelang dies nicht ganz so gut. Ich konnte auf dem Stuhl kaum ruhig sitzen und meine Hände zitterten leicht. Doch nur Will schien es zu bemerken, als er eine Hand sanft auf meine legte um mich zu beruhigen.
Nachdem wir uns satt gegessen hatten, ließen wir die immernoch volle Tafel zurück und folgten der Wache. Mir fiel auf, dass wir viele Treppen nach unten nahmen und so standen wir auf dem überschaubaren Platz, den ich von meinem Zimmer aus erblicken konnte.
Der Boden war mit Sand ausgelegt. In der Mitte des Platzes wartete ein kleiner, muskelbepackter Mann auf uns. "Da vorne zu Thorian. Er ist euer Trainer.", sagte die Wache und entließ uns somit.
In der Mitte des Platzes traffen wir zusammen und der Mann begrüßte uns. "William und Olivia, stimmt's?", fragte er uns. Mit einem Nicken beantworteten wir seine Frage. "Mein Name ist Thorian.", sagte er, während er langsam hin und her tigerte. Thorian hatte kurze schwarze Haare und ein markantes Gesicht. Die, ebenfalls schwarze, Kleidung spannte sich über seine Muskeln und sein Blick fixierte einen an Ort und Stelle.
"Ich werde eure Kräfte soweit ausbilden, bis ihr gefahrlos damit umgehen und möglicherweise sogar ein Element erbringen könnt. Schon mal gezaubert?", beendete er seinen kurzen Vortrag und sein Blick schoss nach oben, die Augenbrauen erwartent erhoben.
"Eh ne.", war das einzige, was Will herausbekam. "Warum denn so schüchtern ihr beide?", fragte er, während er uns lachend an die Arme klapste. "Hier auf dem Platz dürft ihr zeigen, was in euch steckt.".
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Maresia
FantasyDie Jugendlichen Olivia und William werden durch mysteriöse Botschaften in eine Parallelwelt gelockt. Maresia. Der Sohn eines Lords dieser Welt hat große Machtpläne in denen Olivia und William eine wichtige Rolle spielen. Von da an werden sie in ein...