22 | His wife

1.8K 116 5
                                    

HAZEL MORILLO

„Tut mir leid miss. Über Karamellbonbons verfügen wir momentan nicht." antwortete mir der Kellner, während er zwischen mir und meiner Mutter hin- und hersah. Innerlich seufzte ich, äußerlich gab ich dem Angestellten jedoch ein freundliches Lächeln und sagte ihm, dass es kein wirkliches Problem sei.

"Falls sie aber bald wieder eine Hochzeit hier haben, empfehle ich ihnen solche Bonbons anzubieten." Nach diesem Satz verließ der Kellner wieder unseren Tisch und übte wahrscheinlich anders wo seiner Arbeit aus.

Ich schaute mich um, versuchte immer noch Romeos Hand zu ignorieren.

Die langen Tische, an welchen jeweils Platz für etwa 20 Leute waren, wurden von gold und roséfarbenen Dekorationen geschmückt, die in dem warmen Licht leichte Reflektionen wiedergaben. An unserem Tisch saßen momentan jedoch nur wenige, sodass es umso schwieriger war, mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

„Darling, möchtest du tanzen?"

Mein Herz setzte einen Schlag aus, bevor es endgültig stehen blieb. Und ich hasste genau diese Tatsache - dass er mich so leicht manipulieren konnte.

Meine Denkweise drehte sich einmal um ihre Achse und schaltete dann von Grün auf Rot. Von Gelb auf Lila. Und von Blau auf Orange. Sie wechselte den Kontrast und somit war das Einzige, was in diesem Augenblick übrigblieb, der Gedanke an einen Tanz - mit ihm.

Die Tatsache, dass er mich Darling nannte, provozierte die Sache nur noch mehr, schließlich hatte ich verstanden, dass er dies nur in der Gegenwart meiner Mutter tat. Anders war ich „ein Engel".

Sein Engel.

Der Mondschein, welcher in den dunkelbraunen Augen von Romeo funkelte, ließ Worte über meine Lippen bringen, die ich nicht sagen wollte. Jedoch genauso meinte.

„Ja, ja liebend gerne." öffnete ich die Tür, durch welche die Sonne den Mond anstrahlen und ihn mit Licht versorgen konnte.

Er grinste, nahm vorsichtig meine Hand und stand dann auf, bevor ich ihm es gleichtat. Zusammen liefen wir um den Tisch herum, um an die Tanzfläche zu gelangen und dadurch, dass es bereits fast dämmerte, ließ mich die abendliche Atmosphäre das fühlen, was ein Schmetterling bei Nacht jeden einzelnen Tag zu spüren hatte.

Ein Paradies aus Freiheit und Perfektion.

Man durfte jedoch nur nicht gefangen werden. Denn dann - war man untergegangen. Untergegangen in den Tiefen der Gefahren. Ich musste aufpassen, dass Romeo mich nicht ebenfalls über die Grenzen schreiten und vermutlich den anderen Weg einschlagen ließ.

Den Weg geradewegs zu ihm.

Ein Tippen an meiner Schulter tötete meine Gedanken und brachte mich zu einem verwirrten Umdrehen. Romeo drehte sich ebenfalls um, schien etwas verärgert zu sein.

Als ich erkannte, wer die Person war, die uns unterbrochen hatte, fügte sich das Gefühl der Entgeisterung in mir ein. „Adam-" sprach ich ihn verwundert an, hakte mich von Romeo aus und kreuzte stattdessen meine Hände vor meiner Brust, während Romeo skeptisch meinen Abschlussball-Begleiter musterte.

„Na sieh mal einer an... Wie hübsch du doch geworden bist." Seine Stimme hatte bei dem ersten Satz einen schelmischen Unterton, während er seinen zweiten Satz eher murmelte. Seine Augen wanderten meinen gesamten Körper auf und ab, sodass ein unwohles Gefühl in mir entstand und die Schmetterlinge in mir verblassen ließ.

Ich bedauerte es.

„Was willst du? Was machst du überhaupt hier? Hör zu- ich hab jetzt keine Zeit für dich!" sagte ich verärgert und wollte gerade meine Hand an Romeos Schulter legen, um ihn, sowie mich ebenfalls abzuwenden, als Adam mich grob am Arm packte und mich wieder zu ihm drehte.

„Hazel jetzt sei doch nicht so" sprach Adam und kam mir bedrohlich näher. In dem Moment, als er seine Hände an meine Wangen legen wollte, wurde er mit viel Wucht nach hinten geschupst, sodass er es gerade noch so schaffte, sein Gleichgewicht zu halten.

Mein Blick fiel auf Romeo, welcher die Situation wohl nicht mehr länger anschauen konnte, ohne einzuschreiten. Meine Augenbrauen fielen nach oben, mein Körper sinkte sich erleichtert und meine Gedanken sprachen still den Satz „So geht's auch" aus.

Dennoch war ein Teil in mir auch mit Schock befüllt.

„Fass sie verdammt nicht mehr an!" beendete Romeo sein kurzes Gespräch mit Adam, das ich nicht wirklich verfolgt hatte, da ich zu beeindruckt von der gesamten Situation gewesen bin. Mein Begleiter wand sich nun zu mir und setze sich ein leichtes Lächeln auf. Die Fragen, wie er nicht außer Atem war oder warum er überhaupt den Mut hatte eine fremde Person fast zu Boden zu bringen, übersprang ich einfach.

„Das hättest du nicht tun sol- tun müssen."

Seine Hand schlich sich auf meinen Rücken und drückte mich leicht nach vorne. „Doch; es ist wie bei dem Gewitter." - „Du meinst, du musst mich beschützen? Komm schon, nur weil ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass du den Bodyguard spielen musst!" sagte ich mahnend, während meine Augen sich nicht von Seinen losreißen konnten konnten.

Er grinste und legte seinen Kopf kurz in den Nacken, was unseren Augenkontakt wiederum brach.

„Nein, nein das heißt es nicht. Und trotzdem sehe ich mich dazu verpflichtet. Schließlich bist du meine Frau."

Ein wohliges Kribbeln umkreiste meinen Bauch und ein feuriger Sturm begann in meinem Verstand zu toben, der meine Gefühle hin und herriss, während er drohte meinen Beinen die Kraft zum Stehen zu entnehmen.

Der Raum um mich herum schien seine Farbe zu verlieren, wobei der Mann vor mir das Einzige war, das dies nicht tat - als würde er sich meiner inneren Turbulenz anpassen. Jeder Atemzug fühlte sich schwer an, das Rauschen meines Blutes wurde lauter und lauter als schrie es nach ihm. Der vertraute Geruch nach Minze und Regen verschwamm zu einem Mosaik aus Schwarz und Weiß, während meine Sinne sich alle auf seine Worte fokussierten.

Die Worte hallten in meinem Kopf nach.

Meine Frau.

Es war eine Mischung aus Begierde und Beruhigung, die mich gleichermaßen verunsicherte, mich zu einem anderen Menschen machte. Der Raum um mich herum, der immer noch verschwommen und farblos war, schien langsam wieder aufzutauen, als Romeo und ich die Tanzfläche erreichten.

Viel zu schnell. Zu schnell, um meine Gefühle zu verarbeiten.

Mein Blick fiel auf seine Hände, die eine stille Wärme ausstrahlten, während diese sich leicht in meine Hand, sowie meine Taille vergruben. Ich hob meinen Kopf und schaute ihm direkt in die Augen. Die Musik begann und ließ mein Gehör wieder arbeiten. Romeos Hand lag fest und doch behutsam auf meinem Körper, während unsere Finger sich verflochten. Ich konnte das leichte Zittern seiner Finger spüren, während wir uns langsam bewegten, fast zögerlich.

Unsere Schritte waren synchron, so synchron, dass es fast unmöglich zu glauben war. Schließlich - waren wir immer noch unterschiedlicher denn je.

Als wir uns drehten, fühlte ich den leichten Schwung meines Kleides, das in weichen Wellen um meine Beine spielte, während Romeos Haut im Gegenzug so rau und fest wirkte. Sie ließ mich erhitzen. Ich schloss für einen Moment die Augen, ließ mich von ihm führen und spürte, wie er mich näher zu ihm zog.

Ich spürte seinen Atem und seine Lippen an meinem Ohr.

„Hör auf damit Hazel" hörte ich ihn sagen, während er mich abermals drehte. Ich zog tief die Luft ein, um nicht sofort zu ersticken. Er sprach so selten meinen Namen aus - viel zu selten. „Womit?"

„Dieses Gefühl in mir auszulösen"

_____
Langsam wird es...
Lasst mich gerne wissen, wie ihr das Kapitel findet:)
⭐️

Hunting Maze (lovecall)Where stories live. Discover now