Kapitel 29

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Izzy,

Ich habe keine Ahnung wie ich diesen Brief anfangen soll. Um ehrlich zu sein habe ich sowas noch nie gemacht. Aber für dich würde ich alles tun. Die Welt niederbrennen, oder dir dein reines, wundervolles Herz brechen, so wie ich es getan habe, weil ich weiß dass du ohne mich besser dran bist. Auch wenn ich weiß, dass ich ohne dich kaputt gehe. Kaputt bin. Genau das ist das Problem. Ich bin kaputt. Auch wenn du das vielleicht anders siehst, weil du einfach du bist. So warmherzig und einfach…du. Genau aus diesem Grund habe ich mich Hals über Kopf in dich verliebt. Mit jedem Tag mehr. Spätestens an dem Tag, an dem ich dich mit einer blutigen Hand in die Notaufnahme fahren musste und du tausnd mal taffer warst, als ich es je hätte sein können. Mir ist fast schwarz vor Augen geworden und du hattest nur im Sinn wie du diesen blöden Weidezaun repariert kriegst, weil du deinen Eltern helfen wolltest. Aber so bist du einfach. Selbstlos. Gott, und jetzt sitze ich schon wieder in diesem beschissenen Krankenhaus wegen dir und komme beinahe um vor Sorge. Mir ist schlecht (vielleicht hätte ich mich nicht so wegbechern sollen) und mein Herz krampft, weil mein Verstand beinahe durchdreht. Jeder Gedanke dreht sich wie eine Schallplatte um dich (das Lied scheint eines dieser blöden 24h Songs auf Youtube zu sein, die sich nur Menschen mit zu viel Langeweile oder merkwürdigen Fetischen ansehen) , und wenn es Henry mal kurz gelingt mich abzulenken, dann schmiede ich Pläne wie deinem beschissenen Ex-Freund am besten die Fresse polieren kann, ohne dass ich mir die Fingerknöchel breche. Ich will dich in meinen Armen halten, dir das Haar aus dem Gesicht streichen und dir zuflüstern, dass alles wieder gut wird, weil ich bei dir bin. Ich bin zwar ein verdammtes Arschloch, aber ich werde niemals zulassen dass dir irgendetwas zustößt. Ich werde sein persönlicher Bodyguard sein, wenn es nicht anders geht. Vorausgesetzt du willst mich nach all den verfickten Dingen die verfickt schief gelaufen sind immer noch. Falls nicht kann ich es dir auch nicht verübeln. Bitte glaub mir, wenn ich sage, dass ich einfach nur will dass du glücklich bist. Und wenn ich nicht der Mann sein kann, der dich glücklich macht, dann eben jemand anders. Jeder Mann mit einem gesunden Hirn würde dich, ohne auch nur die kleinste Kleinigkeit zu hinterfragen, auf Händen tragen bis sie bluten und nicht mal dann einen Ton sagen, weil du es Wert bist. Du bist alles Wert, Isabel. Ich liebe dich, auch wenn ich mich nicht so verhalten habe, als würde ich es tun. Wahrscheinlich werde ich mich auch in Zukunft nicht so verhalten, als würde ich es tun und es bricht mir das Herz, wenn ich darüber nachdenke, mich auch während unserer Beziehung nicht so benommen zu haben, als würde ich es tun. Der Gedanke daran, dass du an meinen Gefühlen zu dir zweifeln könntest, ist wie ein Schlag in die Magengrube. Ich weiß, dass ich nichts von den Dingen, die ich dir angetan habe, wieder rückgängig machen kann. Was ich aber tun kann ist dir endlich die Version meiner Vergangenheit zu erzählen, die du verdienst. Vergiss alles, was ich zu dir gesagt habe von wegen du seist es nicht Wert es zu erfahren. Bitte streich dir diesen verbalen Bullshit aus deinem süßen Köpfchen.

Es fing alles an, als ich in die Pubertät kam. Als Kind hatte ich immer eine gute Beziehung zu meiner Familie. Sogar zu meinem Bruder. Wir sind zusammen in den Urlaub gefahren, haben Tagestouren in Freizeitparks unternommen, oder einfach nur abends auf dem Sofa Basketballspiele angeschaut, weil mein Dad es so wollte. Irgendwann kam dann ein Wendepunkt und das Scheinwerferlicht, das bisher immer gleichermaßen auf Henry und mir gelegen hat, hat meinen Bruder vollkommen eingekommen. Ich stand plötzlich in der Dunkelheit. Seinem Schatten. Während Henry genau wusste wie seine Zukunft aussehen sollte (Den Abschluss machen, Jura studieren, viel Geld verdienen, ein eigenes Haus bauen, Familie gründen) habe ich einfach nur in den Tag reingelebt und wusste die meiste Zeit nichts mit mir anzufangen. Ich habe immer gesagt dass ich noch Zeit habe, bis ich wissen muss, was ich will und als mein Bruder mit seinem Studium begonnen hat, hatte ich das Gefühl, dass das Verhältnis zu meinem Vater komplett aus dem Ruder läuft. Er hat plötzlich wieder angefangen zu trinken und mir fast jeden Tag die Hölle heiß gemacht. Eine schlechte Note bedeutete einen gehörigen Einlauf. Aus mir würde eh nichts werden, hat er immer gesagt, ich sei eine Enttäuschung. Anfangs war Mom noch auf meiner Seite, doch irgendwann wurde sie wütend auf mich, weil Dad meinetwegen immer öfter zur Flasche griff. Das glaubt sie heute noch und mir fällt es verfickt schwer nicht daran zu glauben. Ich war ein beschissener Sohn zu der Zeit, Izzy. Irgendwann habe ich angefangen die Schule zu schwänzen, mich absichtlich mit meinen Eltern zu streiten und Henry innerlich dafür zu hassen, dass er die volle Anerkennung und Aufmerksamkeit unserer Eltern bekommt nur weil er auf dem Weg war ein fucking Anwalt zu werden. Irgendwann habe ich dann meine erste Panikattacke bekommen und wollte einfach nur weg. Weg von der Schule, von Zuhause, meinen Eltern. Ich bin durch die Wälder gelaufen und habe den Platz am See entdeckt, an dem wir unseren ersten richtigen Kuss hatten. Ich bin als Teenager immer hergekommen, wenn es Zuhause mal schwierig wurde und ich es nicht mehr ausgehalten habe (Spoiler: Ich war seeehr oft da). Naja, dann bin ich irgendwann beim NYPD angenommen worden und meine Eltern haben wieder angefangen mit mir zu sprechen. Mich wahrgenommen. Dass das Glück nur von kurzer Dauer war, weißt du ja. Nach meinem Unfall wurde alles nur noch schlimmer. Ich war so ein emotionales Wrack, dass unter Panikattacken und Flashbacks gelitten hat, dass ich wochenlang niemanden sehen, oder hören wollte. Meine Eltern haben meine Probleme kaum mehr ernst genommen, als der Druckverband entfernt wurde und von Außen nichts mehr zusehen war. Meine inneren Wunden…wollte niemand sehen. Nicht mal ich. Die Streitereien begannen von Vorne, heftiger als jemals zuvor und dann hat mein Dad mich mit gepackten Sachen vor die Tür gesetzt. Ich bin bei Helen und Marc untergekommen und in ein tiefes Loch gefallen, aus dem…Gott, aus dem du mich rausgeholt hast. Du, Isabel. Nur du. (Verdammt. Der Platz auf diesem kleinen Stück Papier wird knapp)

Ich hoffe so sehr, dass es dir bald besser gehen wird und du irgendwann verstehen kannst, weshalb ich so gehandelt habe. Bis dahin darfst…nein sollst du mich hassen. Hass mich. Ich hab’s verdient und werde es dir niemals übel nehmen. Tut mir leid für das Ganze durcheinander, meine Gedanken sind das reinste Chaos. Mein Herz auch.

Trotzdem will ich, dass du eine Sache weißt…egal wie du dich entscheidest…ich werde auf dich warten.

 

Jaxon

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 04 ⏰

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