Häherstern war fort.
Direkt nachdem die beiden Kätzinnen ihm von den Worten des Ältesten erzählt hatten, war er in das verwaiste Territorium aufgebrochen, um herauszufinden, was Aschenfuchs so verstört hatte.
Dies war gerade mal einen Sonnenaufgang her, daher bestand kein Grund, sich Sorgen zu machen. Dennoch juckte es Blasskehle in den Pfoten, ihm nachzugehen, um sicherzustellen, dass es ihm gut ging. Das war natürlich völliger Blödsinn, denn als Heilerin war sie eher diejenige, die beschützt werden musste, doch sie konnte es nicht ändern.
Da sie im Lager jedoch keine Ruhe fand, beschloss sie, eine Runde durchs Territorium zu drehen, um sich auf andere Gedanken zu bringen.
Es funktionierte, denn sobald die cremefarbene das Lager verlassen hatte und durch das gleichmäßige Spiel ihrer Muskeln beschäftigt war, legte sich ein Teil der Unruhe in ihr.
Da hörte sie die ungeduldige Stimme eines Clangefährten und folgte dieser in geduckter Haltung. Es fühlte sich falsch an, sich an Katzen ihres eigenen Clans anzuschleichen, doch sie konnte nicht anders, war sie doch selbst noch keine alte Katze.
»Konzentrier dich doch endlich Böenpfote, das kriegen selbst Schüler hin, die erst seit einem halben Mond trainieren.« Fernrufs Stimme war laut, selbst wenn die Heilerin weiter entfernt gewesen wäre, hätte sie die Worte gut verstanden.
Der Schwanz der Schülerin sank entmutigt herab und ihr Körper sackte in sich zusammen, nachdem sie diese Worte hörte. Es war unmissverständlich, dass dieser Satz sie gekränkt hatte, doch ihr Mentor bemerkte es nicht oder ignorierte es einfach.
Häherstern hätte jemand anderen auswählen müssen. Fernruf scheint doch noch ein wenig zu jung für einen Schüler zu sein.Da streckte Horizontpfote seine Schnauze zu Böenpfote Ohr und die Heilerin glitt schnell ein wenig weiter nach vorne, um zu verstehen, was er seiner Freundin sagte.
»Fernruf ist noch unsicherer als du. Durch dieses Verhalten versucht er es lediglich zu überspielen. Vergiss nicht, die Rolle eines Mentors ist genauso neu für ihn, wie für dich das Territorium. Gib nicht auf, Böenpfote, du machst das großartig.«
Die hellgraue blinzelte ihm daraufhin dankbar zu und Blasskehle war sich sicher, dass Freude in ihrem Blick lag.
Da erregte ein kaum hörbares Knacken die Aufmerksamkeit der Heilerin, doch es war so leise, dass die trainierenden Katzen es nicht bemerkten.
Sie folgte dem Geräusch im Jagdkauern, fand jedoch keine Beute, sondern einen Clangefährten. »Ich bin übrigens keine Maus«, miaute Eukalyptusohr trocken, »Und du sollst mich nicht töten, sondern mir ins Lager folgen. Die Heilerschülerin des BruchsteinClans sucht nach dir.«
Die Verlegenheit der Kätzin verschwand, als sie dies hörte. Was wollte Höhenpfote im Lager? Ist Wuschelknospe etwas zugestoßen? Warum sonst sollte seine Schülerin statt ihm kommen? Sofort lief sie dem Kater voraus, welcher sich daraufhin ebenfalls im schnellen Tempo in Bewegung setzte.
Kurz darauf drosselte der Krieger seine Geschwindkeit jedoch wieder und so entfernte sich Blasskehle rasch von ihm.
Im Lager angekommen, entdeckte sie sofort den hellen Pelz der Schülerin. Ihre Körperhaltung war geduckt, ihre Augen weit aufgerissen und ihre Ohren zuckten hin und her. Es war nicht zu übersehen, dass die schüchterne Kätzin nervös war.
Als die Heilerin jedoch von Höhenpfote entdeckt wurde, beruhigte diese sich ein wenig. »Du musst uns helfen«, miaute sie sofort, senkte daraufhin jedoch beschämt den Kopf, als sie merkte, dass sie Blasskehle nicht einmal begrüßt hatte.
Diese konnte sich gerade so ein Seufzen verkneifen. Die Schülerin war kein Junges mehr und hatte Fähigkeiten, auf die man stolz sein konnte. Dennoch verhielt sie sich so, als würde sie allen immer nur im Weg stehen, was definitiv nicht der Fall war.
»Wobei?« »Im Clan ist weißer Husten ausgebrochen. Noch ist es kein grüner Husten, doch bei manchen wirkt es so, als könnte es dieser jeden Augenblick werden. Wuschelknospe verabreicht ihnen daher vorsichtshalber jetzt schon Katzenminze, doch nun haben wir keine mehr für Bronzejunges, welche wirklich grünen Husten bekommen hat«, sprudelte es aus ihr heraus.
»Dann hättest du nicht ins Lager kommen dürfen. Stattdessen hättest du an unserer Grenze darauf warten müssen, dass jemand dich holt. So hast du die Krankheit vielleicht auch in unseren Clan gebracht.« Sofort senkte die Schülerin beschämt den Kopf.
»Das wollte ich ja, doch die Krieger deines Clans haben gefragt ob sie mich ins Lager führen sollen und naja, also...« Danach versagte ihre Stimme, doch Blasskehle konnte es sich denken. Und du hast dich nicht getraut, zu widersprechen.
Dennoch holte die Heilerin ihr die angefragte Katzenminze und verlor kein Wort mehr über ihren Fehler. Doch ebenso wenig lobte sie den Mut der jungen Kätzin, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte, denn dafür hätte sie den Kriegern auch ihr eigentliches Anliegen vorbringen müssen.
Oh Wolfsbiss, wieso musstest du mit deinem Clan verschwinden? Wuschelknospe, Höhenpfote und ich sind noch zu jung. Zu jung, um keine Fehler zu machen. Zu jung, um auf deinen Rat verzichten zu können.
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Im blassen Schein des Irrlichts
Fanfiction» Dunkelheit zieht herauf, Wolken schieben sich vor die Sonne. Keine Hoffnung bleibt, die Sterne verblassen. Und die Schatten kommen hervor... Erst, wenn der Mond zu seiner ewigen Gefährtin gefunden hat, besteht Hoffnung.« Irrlichtschimmer - eine ei...