Disabilities (Larry)

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„Damit beenden wir die Stunde für heute. Ich wünsche Ihnen schöne Sommerferien, erholen Sie sich gut!"

Es dauerte keine zehn Sekunden, schon brach das große Gejubel aus.

Louis seufzte entnervt. Es kotzte ihn so sehr an.

„Ej, das wird so geil morgen Abend!" Nialls Stimme war so laut, er hörte sie durch den ganzen Klassenraum. „Die Party wird der Hammer, Liam."

„Da bin ich mir sicher!" Liam lachte. Er lud lauthals nochmal alle ein, zu kommen und mitzufeiern und Louis zweifelte stark daran, dass es außer ihm noch jemanden gab, der nicht hinging.

„Tomlinson, sehen wir uns morgen Abend auch bei Payne?" Es war Zayns rauchige Stimme, die Louis aus den Gedanken riss.

Der Braunhaarige zwang sich zu einem verkrampften Lächeln, nachdem Zayn ihm freundschaftlich auf die Schulter geschlagen hatte. „Nein, sicher nicht. Gehst du hin?"

Zayn legte verwirrt die Stirn in Falten. „Natürlich, aber warum kommst du nicht mit, Kumpel?"

Louis sah ihn verständnislos an, ehe er auf seinen Rollstuhl deutete.

Sie hatten gesagt, es wäre nur eine Operation - ein keiner Eingriff, hatten sie gemeint, kein Grund zur Sorge. Dass am Ende alles anders sein und nichts mehr wie früher bleiben würde, das ahnten sie damals noch nicht.

Louis war nicht immer krank gewesen. Als er klein war, da war er kerngesund, hatte ohne Ende Sport gemacht und saß generell fast nie still. Er war total fröhlich und genoss seien Kindheit in vollen Zügen.

Louis' Welt begann erst Kopf zu stehen, als Louis schon zwölf war. Sein Rücken tat plötzlich höllisch weh und er hatte so starke Schmerzen im Bein, dass er nicht mehr geradeaus laufen konnte. Er konnte sich nicht erklären, woher zum Teufel das kam, also fragte er seine Eltern: Sein Dad meinte, Männer müssten Schmerz ertragen und lachte, weil er dachte, sein Sohn hätte eine Zerrung. Seine Mum küsste ihn auf die Stirn und sagte, es würde sicher bald besser werden.

Es wurde nicht besser. Zwei Wochen später ging es Louis so schlecht, dass er nicht mal mehr aus dem Bett kam, weil die Schmerzen immer stärker wurden. Sein Bein tat so weh, er spürte es schon kaum noch.

Johannah, seine Mum, machte sich mit jedem Tag mehr Sorgen und auch seinem Vater wurde die ganze Situation ungeheuer. Er trug Louis ins Auto und fuhr ihn zum Arzt.

Dieser untersuchte Louis gründlich und ehe er sich versah, fand er sich in einem Krankenhaus wieder und heulte Rotz und Wasser, weil sein Arzt bei ihm eine unheilbare Hüftkrankheit festgestellt hatte, die er bekam, weil er zu schnell gewachsen war. Er musste notoperiert werden, weil er sonst nie wieder laufen könnte, was bei Louis und seiner Familie für sehr viel Tränen sorgte, aber die Ärzte meinten, danach würde es ihm sicher besser gehen.

Es blieb nicht bei diesem einen Eingriff. Es wurden zwei, drei, vier, von denen einer größer als der andere war. Louis kannte das Krankenhaus letztendlich schon besser als seinen eigenen Kleiderschrank.

Er fuhr zur Reha, immer und immer wieder, weil sich seine Knochen regenerieren mussten und er schon nach der ersten Operation nicht mehr laufen konnte - er saß im Rollstuhl und plötzlich veränderte sich sein ganzes Leben, die Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben.

Es kostete ihn ganze drei Jahre, bis es ihm wieder gelang, einigermaßen und wenigstens für sehr kurze Zeit gut laufen zu können. Er humpelte, hatte Schmerzen und keinen besonders schönen Gang, wofür er so oft gemobbt wurde, dass er sich kaum noch in die Schule traute, aber irgendwann hörte auch das auf.

Die Ärzte wussten nicht, was bei Louis' Heilungsverlauf schief lief, aber egal was sie taten: Es funktionierte nicht. Von Jahr zu Jahr wurde Louis' Krankheit schlimmer, und mittlerweile erkannten sie, dass nicht mehr nur seine Hüfte betroffen war. Sein Rücken blieb auch nicht gesund, die Schmerzen hörten gar nicht mehr auf und die Strecken, die Louis gehen konnte, wurden immer kürzer. Sport hatte er nicht mehr machen dürfen, seit er das erste mal operiert wurde - daran war nicht mehr zu denken.

One Shot - BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt