Ich steckte den USB-Stick in den Laptop und überprüfte, ob die Daten wie beabsichtigt auf dem Stick gespeichert wurden und nicht lokal auf dem Gerät. Ein USB-Stick war wesentlich einfacher zu vernichten als ein ganzer Laptop.
Da ich mich durch das benutzen von gestohlener personalisierter Daten aus dem Darknet strafbar machte, war mir bewusst, dass meine Handlungen Konsequenzen haben könnten.
Doch ich war es gewohnt, fremde Daten für meine Zwecke zu nutzen. Es mochte radikal erscheinen, aber meine Erziehung und mein Leben hatten jegliche Moral außer Kraft gesetzt. Schon seit jeher hatte ich gelernt, mich anzupassen, mich zu tarnen und alles zu verbergen, was mich verraten könnte.
Entschlossen begann ich, die verschiedenen aufgezeichneten Aktivitäten von Personen namens „James Wilson" zu durchsuchen. Die Bildschirme flimmerten im schwachen Licht des Raumes, und die Stille wurde nur vom leisen Summen der Computer und dem gelegentlichen Klicken der Mäuse unterbrochen.
Der Raum roch nach abgestandener Luft und Elektronik – ein vertrauter, fast angenehmer Duft für mich.
Neben mir arbeitete Ryan, der sich ebenso intensiv auf seinen Bildschirm konzentrierte. Seine Augen waren auf die Daten fixiert, während seine Finger geschmeidig über die Tastatur flogen. Wir arbeiteten präzise und methodisch, durchleuchteten jedes Detail und verfolgten alle Verbindungen. Die Stunden vergingen wie im Flug, doch die Fortschritte waren ernüchternd.
Unsere Vorgehensweise war systematisch. Zuerst suchten wir in öffentlich zugänglichen Datenbanken nach Informationen über „James Wilson". Wir durchforsteten soziale Netzwerke, Foren und öffentliche Aufzeichnungen.
Danach durchsuchten wir verschlüsselte Datenbanken und Darknet-Quellen auf der Suche nach zusätzlichen Informationen. Wir analysierten E-Mails, Chats und alle weiteren digitalen Spuren. Unser Ziel war es, Muster und Verbindungen zu erkennen, die uns weiterhelfen könnten.
„Ryan," sagte ich schließlich, meine Stimme war nur ein Flüstern in der stillen, surrenden Luft. „Ich muss zurück zu Farmacia. Ich darf nicht zu lange wegbleiben, sonst könnte es auffällig werden."
Er hob den Kopf und sah mich an, seine Augen zeigten Müdigkeit und Frustration. „Verstehe," murmelte er. „Wir kommen einfach nicht weiter, oder?"
Ich schüttelte seufzend den Kopf. „Wir haben alles durchforstet, aber nichts fügt sich zusammen. Es scheint, als ob wir eine wichtige Spur übersehen haben."
Ryan nickte und fuhr sich durch die Haare. „Ich habe auch das Gefühl, dass wir etwas übersehen haben. Vielleicht gibt es noch versteckte Daten oder unvollständige Informationen."
„Ich werde mich in den nächsten Tagen wieder melden," versprach ich. „Vielleicht entdecken wir dann noch etwas, das wir bisher übersehen haben. Aber jetzt muss ich wirklich gehen."
Ryan schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, dass ich dir nicht schneller helfen konnte. Aber ich werde auf jeden Fall dranbleiben. Vielleicht finden wir etwas, wenn wir die Daten erneut durchgehen."
Ich nickte und stand auf. Während ich den Raum verließ, dachte ich über meine Situation nach. Mein ganzes Leben lang hatte ich gelernt, mich zu verstecken und anzupassen. Dass ich nun Informationen gegen Farmacia geheim hielt, hätte ich mir vor Jahren nicht vorstellen können.
Als ich in die vertrauten Straßen zurückkehrte, wurde jeder Schritt Richtung Farmacia schwerer – ich hatte sie verraten. Ich hatte mein Zuhause, meine Welt und die Menschen, die mir etwas bedeuteten, zurückgelassen. Alles, was ich gekannt hatte.
Es war nur eine spontane Entscheidung gewesen, als ich mich entschloss, Farmacia nicht zu sagen, dass ich den Namen der Person kannte, die die Cruor-Infusionen erhalten hatte. Wenn Farmacia das jedoch herausfand, war ich wirklich am Ende.
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Cruor
Teen FictionCruor - ein Mittel, das Leben rettet. Ein Mittel, das einen Preis fordert, den diejenigen zahlen müssen, die Cruor in sich tragen. Aber es ist ein Preis, den diejenigen nicht zahlen wollen! ------------------------- Helena, zieht nach dem Verlust ih...