Kapitel 3

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Bis in die frühen Morgenstunden kroch Sherlock auf dem rosafarbenen Plüschteppich in Shellys Zimmer umher, untersuchte jeden Quadratmillimeter, jede Faser und jedes Staubkorn dieses Zimmers nach Auffälligkeiten ab. Am Ende seiner Nachtschicht hatte er 10 Asservatenbeutel mit 6 verschiedenen Haarbüscheln, 3 seiner Meinung nach auffälligen Erdklümpchen und einem sichergestellten Fingerabdruck, von dem Sherlock allerdings bezweifelte, dass er etwas mit dem Täter zu tun haben würde. „Sherlock?", John sah ihn besorgt an: „Was hältst du von... Moriartys Rückkehr?", „Naja, ich bin weitgehend froh darüber, sonst wäre ich jetzt vermutlich irgendwo in der Ukraine oder sonst wo, was weiß ich, wo mein wahnsinniger Bruder mich sonst noch hingeschickt haben könnte, wohlmöglich auch noch auf den Mond!", Sherlocks Handy brummte, was signalisierte, dass eine SMS eingetroffen war , jedoch ignorierte Sherlock es „Aber, ich meine, du hast doch mit deinen eigenen Augen gesehen wie er..."

„...Wie er sich umgebracht hat? Wie er urplötzlich den Lauf dieser Pistole im Mund hatte? Wie er abgedrückt hat? Ja, das dachte ich auch. Jedoch wäre er ja nicht der einzige gewesen, der an diesem Tag gestorben ist und einige Zeit später wieder sein Unwesen trieb, nicht wahr?"

Sherlock grinste John breit an, dieser sah ihm fest in die Augen und sagte grimmig: „Vorsicht, das ist ganz dünnes Eis auf dem du dich da bewegst..." Sherlock nickte, noch immer grinsend und warf nun einen Blick auf sein Handy.

Immerhin hat Ihr wahnsinniger

Bruder Sie vor dem Gefängnis bewahrt,

sein Sie mal etwas dankbarer!

-JM

Fassungslos starrten John und Sherlock sich an. „Wenn man vom Teufel spricht..." murmelte Sherlock und sah sich im Raum nach Wanzen oder ähnlichem um. Eine weitere SMS traf brummend ein.

Richtig.

ICH BIN DER TEUFEL!

-JM

Beunruhigt rückten die Beiden enger aneinander. Rücken an Rücken standen sie in dem geräumigen Wohnzimmer, in dem sie sich befanden, jeder suchte eine andere Wand des Raumes ab, als sich plötzlich der Fernseher an der Wand einschaltete. Die Beiden fuhren herum und starrten auf den flackernden Bildschirm, auf dem ein ihnen wohlbekanntes Gesicht aufgetaucht war.

„Na, meine lieben Freunde?", Jim Moriarty grinste über beide Ohren: „Freut ihr euch mich zu sehen?"

„Kann mich kaum halten...", knurrte Sherlock.

„Dachte ich mir. Wisst ihr, meine Freunde, tot sein ist schrecklich laaaaangweilig!", sagte Moriarty, wobei er bei dem langgezogenen „A" in „langweilig" den Mund und seine ohne hin schon riesigen, braunen Augen unnatürlich weit aufriss: „Also entschied ich mich wiederzukehren." Es schien, als würde er Sherlock durch den Bildschirm hindurch mustern: „Da schein ich ja nicht der einzige gewesen zu sein, nicht wahr, Sherlock? Dabei hatten wir doch unseren Deal! Erinnerst du dich?"

Sherlock verengte grimmig die Augen und zischte: „Wo ist Shelly?"

Moriartys Gesicht bekam einen enttäuschten Ausdruck: „Nicht doch, Sherlock! Nicht wieder böse werden. Sie ist sicher!" Er trat aus dem Bild und als er wieder kam hatte er die, ängstlich dreinblickende Shelly auf dem Arm, deren rosa-weißer Pyjama an einigen Stellen schmutzige Flecken hatte, die farblich sehr den drei schlafenden Mäusen, die auf den Bauch des Schlafanzuges genäht waren, ähnelten.

„Schau mal, Kleines", sagte Moriarty mit zuckersüßer Stimme: „Da ist dein Daddy!" Er zeigte auf etwas, hinter der Kamera liegendes, vermutlich einen Monitor, der das Wohnzimmer der Watsons live übertrug. „Weißt du auch was ich mit ihm anstellen werde?", säuselte Moriarty weiter: „ICH WERDE IHN FRESSEN!", brüllte Moriarty den Säugling an, der vor Schreck augenblicklich anfing laut zu weinen, was Moriarty sichtlich genoss.

Sherlock warf einen Blick zu John rüber der mit versteinerter Miene da stand, Sherlock sah, wie er seine Hände zu Fäusten ballte. So fest, dass die Fingerknöchel sich weiß färbten. Seine Wange lief eine einzelne Träne herunter.

Plötzlich fühlte Sherlock etwas, dass er in dieser Intensität noch nie wahrgenommen hatte. Er wusste, dass es auf der einen Seite Mitleid mit John war, das ihn aber auf der anderen Seite zu unglaublicher Wut auf Moriarty trieb. Noch nie hatte Sherlock sich von seinen Gefühlen leiten lassen, aber nun, riss er die Kleine Kamera, die er schon vor ein paar Minuten zwischen zwei Büchern entdeckt hatte, und schrie direkt in die Linse: „VERDAMMTE SCHEISSE, SIE HIRNVERBRANNTER SADIST! ICH WERDE SIE UMBRINGEN! HABEN SIE GEHÖRT? UMBRINGEN!!!" Sowohl John als auch Moriarty starrten ihn entgeistert an und Shelly hielt in ihrem Gebrüll inne. Es war unglaublich still im Wohnzimmer geworden. In diese Stille hinein flüsterte Moriarty: „Sie sind ja so schwach...", mit diesen Worten schaltete der Fernseher sich wieder aus und es wurde dunkel im Raum.

„Scheiße!" Sherlock trat mit voller Wucht gegen das Tischchen, auf dem der Flachbildschirm stand, der langsam nach vorne kippte und klirrend und krachend auf dem Parkett landete. Sherlock warf John einen entschuldigenden Blick zu, als sein Handy erneut eine SMS empfing.

Wie sollen wir uns denn jetzt unterhalten? 

-JM

Wutentbrannt schleuderte Sherlock sein Handy in einen Sessel und verbarg sein Gesicht in den Händen. Erneut leuchtete das Handy Display auf und John öffnete die nächste SMS anstelle von Sherlock.

Keine Sorge, ich melde mich!

Bis dahin: vermisst mich nicht

Zu sehr  <3

-JM

Sherlock FF - Tick, Tack, Boom!Where stories live. Discover now