Kapitel 1

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Ich drehe und drehe mich. Und fühle mich, als könnte ich ewig so weiter tanzen. Das Kleid was ich trage, passt sich meinen Bewegungen perfekt an. Ich bin in einem hellen Raum, doch ich sehe alles durch einen Schleier hin durch. Die Musik nimmt mich in sich auf, sodass ich mich geborgen fühle. Gerade als ich die Endposition einnehmen wollte, rief eine laute Stimme zu mir. 

Sie sagt: "Claire, aufwachen. Es wird Zeit!"

Ich schrecke nach oben und sehe meine Mom neben mir stehen. Eine Hand hat sie auf meine Schulter gelegt in der anderen hält sie eine Tasse Tee. Sie reicht mir die Tasse und ich lehne mich zurück in meine Kissen und schlürfe an dem Tee. Er ist perfekt. Nicht zu heiß oder zu kalt und mit einem Schuss Zitronensaft. Genauso wie ich ihn liebe. Solange ich meine Tee trinke räumt meine Mom aus meinen Schränken, die Spitzenschuhe, mein Trainingsoutfit und das Tutu.

Meine Mom ist Ballettlehrerin und ich ihr Sternchen. Seit ich klein bin arbeiten wir daran, das ich irgendwann mal die beste Tänzerin der Welt werde. Als sie fertig ist und ich meinen Tee ausgetrunken habe sagt sie: "So mein Schatz. Es gibt jetzt Frühstück und danach Training. Also beeil dich, du musst dann noch zur Schule und heute Nachmittag ist Duetttraining mit Daniel.". Sie ging aus dem Zimmer und ich begann mich anzuziehen. Als ich fertig war, schloss ich die Tür hinter mir und ging in die Küche.

Unser Haus war steril. Meine Mutter war ein Mensch der sofort putzen musste wenn er ein Staubkorn sah. Sie war eine Perfektionistin. In der Küche angekommen, saß mein Vater hinter der Zeitung versteckt und meine Mutter wuselte herum um das Frühstück fertig zu machen.

Ich setzte mich auf meinen gewohnten Platz und sofort schenkte mir meine Mom einen Orangensaft ein. Dazu stellte sie mir ein Becher fettarmer Yoghurt und eine Banane auf den Teller. Das übliche Frühstück, damit ich fit für den Tag bin.

Ich aß schweigend und als mein Dad aufstand um zur Arbeit zu fahren wünschte ich ihm einen schönen Tag. Nach dem Essen stand ich auf um die Tanzsachen zu holen. Ich packte sie in die schon bereit stehende Tasche, um die Hände frei zu haben und ging in den Übungsraum. In unserem Haus gab es einen, damit mich meine Mutter von zuhause unterrichten konnte und wir nicht erst in die Stadt zu ihrer eigenen Ballettschule fahren mussten.

In dem Raum war genug Platz für eine kleine Gruppe von Tänzern, obwohl ich immer allein tanzte. Dazu gab es einen riesigen Spiegel der eine Seite des gesamten Raumes einnahm, wie auch eine Ballettstange. Vor dem Spiegel stand ein Stuhl auf dem meine Mutter immer Platz nahm. Neben der Tür stand eine Stereoanlage und ein Schrank um meine Tasche zu verstauen. Auf dem Tisch stand schon meine Trinkflasche und ein Handtuch. Ich legte alles ab und schaltete die Stereoanlage an. Sofort ertönten die sanften melodischen Klänge von Beethovens "Mondscheinsonate".

Fast zaghaft beggann ich mich zu bewegen. Sehr darauf bedacht schwerelos zu wirken. So trödelte ich noch ein bisschen weiter vor mich hin, währenddessen die Musik mich einlullte. Ohne das ich es bemerkt hatte betrat Mom den Raum und weckte mich: "Claire. Du solltest wirklich deine Energie nicht für ein bisschen Blödelei verschwenden. Wenn ich in einer halben Stunde widerkomme dampfst du." Bevor sie aus dem Raum ging stellte sie die Musik aus. Sofort umfasste mich wieder Stille. Mit einem Seufzer wandte ich mich dem Spiegel zu und begann mich zu erwärmen.

Nach einer Weile kam meine Mom zurück um zu sehen wie weit ich war. Ich setzte mich noch einmal in den spagat und streckte mich nsch vorn. Danach stand ich auf und ging zu meiner Flasche um etwas zu trinken. Meine Mom hatte sich inzwischen auf den Stuhl gesetzt und wartete darauf das ich meine Spitzenschuhe anzog. Ich ging in die Mitte des Raumes und meine Mom hob denn Arm indem sie die Fernbedienung für die Stereoanlage hielt und drückte die Play - Taste. Die Musik begann. Es war ein Ausschnitt aus Mozarts Klaviersonate Nr.11. Ich tanzte bis zum letzten Ton die Choreographie die meine Mom für mich ausgedacht hatte und ging dann etwas trinken.

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