Kapitel 3. - Werwolfs Fährte

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Eine ganze Weile sah ich aus dem offenen Fenster und beobachtete die Blätter die sich bei der leichten Brise bewegten. Ein saurer Geruch stieg mir in die Nase und ich musste augenblicklich das Gesicht verziehen. Pfuii, das stank wiederlich, wie Apfelsaft wenn man ihn zu lange in der Sonne hatte stehen lassen und er bereits anfing zu gären. Es dauerte nicht lange bis mein Gehirn realisiert hatte, dass es auch der Geruch war ,den ich vorhin mit Isaac bei den alten Häusern gerochen hatte. Werwolf. Leise knurrte ich auf und musste grinsen,lass den Spaß beginnen. Schnell sprintete ich aus dem Zimmer die Treppe runter zur Tür.

"NOELLE!",ertönte die Stimme meiner Mutter, als ich gerade meine Hand auf die Türklinke gelegt hatte. Langsam drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung"Eh..ja?",fragte ich ,sie verschränkte wieder die Arme vor der Brust und kniff die Augen zu Schlitzen "Ach...bist du schon fertig mit auspacken?",fragte sie."Ja natürlich",log ich ohne mit der Wimper zu zucken. "Sicher?Oder bist du schon wieder neugierig was das für ein Werwolfs Geruch ist?" Mist und schon hatte sie mich ertappt."Naja könnte auch sein..",murmelte ich. Nun grinste sie zufrieden ,das hatte gerade wohl ihr Ego gesteigert so nach dem Motto -Meine Tochter könnte mich niemals unbemerkt anlügen- "Dein Bruder war diesmal schneller als du.",erklärte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, ehe sie wieder in einem der Räume verschwand. Bitte was!? Isaac die Schlaftablette ,war schneller als ich? Meine Augen weiteten sich ,dieser Arsch. Schnell riss ich die Tür auf ,rannte raus in den Wald und wurde dort zum Wolf. Meine dunklen Pfoten trugen mich mit Leichtigkeit durch den Wald ,auch wenn ich ab und zu im Schlamm mit ihnen versank. Der Wald war an manchen Stellen ziemlich verwuchert ,sodass ich es schwer hatte hindurch zu kommen. Ich war froh, dass mein Fell so dicht und dick war, es schützte vor den Dornen und spitzen Zweigen die mich verletzen könnten. Nachdem ich eine Weile dem Geruch folgend, durch den Wald gerannt war, kam ich hechelnd an einem großen Baum an. Das beige farbende Fell meines Bruders blitzte in meinem Augenwinkel auf ,langsam tappte ich zu ihm. "Na Bruderherz",frech stupste ich ihn an,doch ein Knurren seinerseits liess mich verstummen."Ich lausche!",meckerte er leise und ich legte mich hin"Was lauschst du denn?", neugierig sah ich ihn an "Hier irgendwo muss ein Werwolf stecken...",murmelte er nachdenklich und lief einmal mit der Nase am Boden um den Baum "Hier, genau hier müsste einer sein!",murrte er verzweifelt und liess sich dann neben mir auf den Boden sinken. "Wir können warten Isaac ,irgendwann kommt der schon aus seinem Versteck und bis dahin können wir die Sonne geniessen." Beruhigend leckte ich ihm einmal über sein Maul ,auch wenn er fast immer nur mein nerviger großer Bruder war und nicht der Beschützer Traum Bruder ,hatte ich ihn trotz alledem lieb und ich wusste, dass es nicht gut endete wenn er erstmal Aggressionen bekommt. Schon oft ,wenn er wütend war ,hatte er als Wolf seine Matratze und seine Bettdecken in kleine Fetzen zerissen. Die Reaktion meiner Mutter war immer gewesen einfach abzuhauen,denn mit einem wütenden Teenager Gestaltwandler legte man sich am besten nicht an, sonst bekam man mal schnell einen Biss.

So lagen wir also eine halbe Ewigkeit in der Sonne und warteten geduldig. Wie zwei Füchse vor einem Mäuseloch, die darauf warteten zum perfekten Sprung anzusetzten. "Lia?!",hörte ich eine Stimme irgendwo aus dem Wald rufen und ein weiterer vergorener Apfsaftwerwolf kam näher.

Wolfsgeflüster ~ Versteckt & EntdecktWhere stories live. Discover now