Entschuldigungen

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"Naja, genau genommen wohne ich hier."
Rebecca blickte auf.
"Oh. Tut mir leid."
Sie rückte ein wenig von der Tür zu meiner Wohnung weg, doch anstatt die Tür aufschließen zu gehen setzte Steve sich neben Rebecca auf den Boden.
"Fury hats uns gerade erzählt."
Sie schnaubte, hob ihren Kopf von ihren Knien und blickte ihn durchdringend an.
"Von Rebecca Fierce aus dem Jahre 1992?"
"Nein. Von Rebecca aus dem Jahre 1911."
"Das ist so krank. Ich sollte gar nicht hier sein."
Erschrocken bemerkte Rogers dass ihre Augen plötzlich grün waren und ihre Haare innerhalb von Stunden am Ansatz un mindestens vier Zentimeter schwarz nachgewachsen waren.
Die einfache Erklärung dafür war, dass Rebecca so aufgelöst war, dass sie nicht einmal mehr die kleine, sonst so permanent erscheinende Veränderung aufrecht erhalten konnte.
"Ich weiß wie es dir geht."
Rebecca lachte bitter.
"Also warst du auch 92 Jahre lang in einen Wald."
Rogers lehnte den Kopf gegen die Wand und blickte an die Wand gegenüber.
"Nein, ich lag 70 Jahre lang konserviert im Eis."
Ihre Augen wurden groß.
"Siebzig? ...Aber wie...?"
"1943, der zweite Weltkrieg hatte gerade begonnen, war ich ein schmächtiger, gebrechlicher kleiner Kerl, mot dem großen Traum seinem Land im Krieg zu hekfen. Nachdem ich zum wiederholten male versucht habe, in der Armee angenommen zu werden, wurde ein deutscher namens Abraham Erskin Forscher auf mich Aufmerksam, der mich für eine Behandlung mit einem neuen Serum auswählte, das Amerika eine ganze Armee von Supersoldaten beschaffen sollte.
Nun, das Serum ging verloren und Erskin starb, also blieb ich der einzige Supersoldat, der 1943 mit einem Flugzeug abstürzte und im Meer landete."
"Wieso sollte jemand so dringend sein Leben riskieren wollen?"
Rogers zuckte mit den Schultern.
"Das waren andere Zeiten, da haben noch mehr Leute so getickt."
Er drehte den Kopf zu ihr und lächelte freundlich. Plötzlich sah Rebecca ganz andere Seiten an ihm.
"Wie geht es dir damit?"
Sie zögerte einen Moment lang, bis sie antwortete.
"Ich weiß es nicht. Wieso auch immer, kann ich mich nicht mehr an die Zeit vor dem Wald erinnern, also fühle ich mich auch nicht wirklich aus der Zeit gerissen."
Gedankenverloren malte sie mit den Fingern Muster auf den Boden.
"Vielleicht ist es ja besser so, dass ich keine Erinnerungen mehr habe. Als wir aus Frankreich weggezogen sind war Krieg dort, ich wikl gar nicht wissen welche Armut und welche Kämpfe ich mit ansehen musste. Naja, und danach war mein Leben auch nicht sonderlich prickelnd, meine Eltern sind gestorben und die wohl letzte Verwandte hat mich ins Waisenhaus gesteckt."
"Du erinnerst dich wirklich an gar nichts?"
"Doch, schon. Mein letzter Tag unter Menschen, der Tag an dem Sergej und ich uns gefunden haben."
"Wie bist du darauf gekommen einen Tiger zu klauen? Nur so eine Frage."
"Ich habe Tiere schon immer irgendwie verstanden gehabt, und Sergej schien mich als erstes Tier zu verstehen. Die meisten Tiere sind zuerst immer damit überfordert, plötzlich in einen fremden Kopf blicken zu können und meine ganze Fülle vom Gedanken fühlen zu müssen. Ich hab seinen Käfig geöffnet, damals waren das wirklich noch Käfige, und bin abgehauen.
Im nächsten Wald dann habe ich meine Fähigkeiten so richtig entdeckt."
"Du hast überhaupt nicht gemerkt dass so viel Zeit verging?"
Sie wandte das Gesicht von Steve ab.
"Dazu hatte ich keine Zeit."
Plötzlich stand Rogers auf und hielt ihr seine Hand hin.
Verwirrt blickte Rebecca darauf.
"Wohin willst du?"
"Du musst hier einmal raus. Ich kenne einen Ort der dir gefallen könnte."
Sie nahm seine Hand und ließ sich hochziehen , dann folgte sie ihm ins Treppenhaus.
"Es gibt einen Aufzug."
"Von dem aus man aber nicht diese Aussicht hat."
Er deutetr auf die großen Fenster in den Wänden.
Und wirklich, das erste mal erkannte Rebecca in der Stadt unter ihr eine Art kalte, verdorbene Schönheit.
Auch Rogers blickte verträumt hinunter auf die Straßen.
"Du bist hier aufgewachsen?"
Er nickte.
"Da hinten."
Er deutete auf ein Viertel.
"Also komm. Wer zuerst unten ist!"
Rogers begann plötzlich die Treppen herunter zu rennen.
Er wusste nicht, wieso er plötzlich so nett zu Rebecca war.
Plötzlich konnte er in ihr nicht mehr die Nervensäge mit unkontrollierbaren Fähogkeiten sehen, sondern jemanden, der sein Schicksal teilte und durchaus würdig war, bei den Avengers zu sein.
"Hey!"
Rebecca entschied, bei Steves spiel mitzumachen und jagte ihm die Treppe herunter nach.
Währenddessen konnte sie gar nicht ander als zu lachen.
Schwer atmend kamen sie im Erdgeschoss an.
"Fahren wir nicht?"
"Es ist nicht weit, wir können laufen."
Sie nickten der Empfangsdame zu und verließen das Gebäude.
Während Steve zielstrebig durch die Straßen von New York ging, hatte Rebecca Schwierigkeiten mitzukommen.
Zu beeindruckend war die Stadt die niemals schlief für sie, und so viele Menschen auf einmal meinte sie noch nie gesehen zu haben.
Irgendwann kamen die beiden an einem Park an, durch den sie eine Zeit lang liefen, bis sie an einem kleinen, von alten Bäumen umrandeten See kamen.
Niemand außer den beiden war hier, und Rebecca fühlte sich seit so langer Zeit nur umgeben von Beton und Glas wieder großartig in der Nähe eines Baumes.
Glücklich strich sie über die Rinden der Bäume, bevor sie sich an den Fuß eines großen Ahornbaumes sinken ließ.
"Danke."
Verwirrt blickte Steve zu ihr, währen er sich zu ihr unter den Baum setzte.
"Für was?"
"Dass du mich da einmal raus gebracht hast.
Ohne Pflanzen habe ich schnell das Gefühl verrückt zu werden."
"Das ist das mindeste was ich tun könnte nachdem... Hör mal, es tut mir leid dass ich so abweisend war, ich-"
"Schon gut, ich verstehe dich ja. Du hast viel auf dich genommen um bei S.H.I.E.L.D zu sein, dann sollte ich einfach so ohne weiteres dazu kommen, und von dir wurde einfach erwartet dass du mich unter deine Fittiche nimmst. Ich hätte wahrscheinlich ähnlich reagiert."
"Trotzdem. Tut mir wirklich leid. Hast du Hunger?"
"Schon ein bisschen."
"Wenn du willst können wir in der Stadt etwas essen gehen, ich verspreche dir, es wird eine willkommene Abwechslung zum Essen in der Kantine."
Sie lächelten sich an und Rebecca folgte Rogers aus dem Park hinaus, aber nicht ohne sich den Weg zum See genauestens Einzuprägen.

SleepwalkerWhere stories live. Discover now