28 - Angekommen

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Mittwoch, 10:11 Uhr

Annabelle: Habe jetzt meine restlichen Sachen zusammengepackt. Der Sprinter mit meinem Hab und Gut ist schon vor einer Stunde losgefahren, ich jedoch stehe hier... Sentimental wie ich bin wollte ich mich von meinem "Studentenleben" verabschieden. Bescheuertster Einfall meines Lebens. Memo an mich Selbst: Solltest Du noch einmal umziehen, dann geh ohne noch einmal zurückzublicken.


2 Stunden später

Peter: Sorry, habe es einfach nicht geschafft Deine Nachricht zu lesen. Bist Du schon unterwegs? Geht es Dir gut? Ich meine, den Umständen entsprechend?

Annabelle: Ja, ich bin schon seit eineinhalb Stunden auf der Straße. Habe gerade einen Rasthof erreicht und genieße jetzt ein vitaminreiches Mittagessen. Sollte man die Ironie nicht herauslesen können, möchte ich sagen, sie ist definitiv vorhanden.

Peter: Hast Du noch eine lange Fahrt vor Dir?

Annabelle: Etwa vier Stunden. Ich bin jetzt schon erschöpft...

Peter: Soll ich Dich am Rasthof abholen und Dich wieder zurück zu mir schleppen? Ich würde es tun! Und sollte man die Wahrheit nicht herauslesen können, möchte ich sagen, sie ist definitiv vorhanden.

Annabelle: Danke...

Peter: Danke, ja, hol mich aus meiner Misere. Oder danke, nein, ich kann Deinen Vorschlag nicht annehmen?

Annabelle: Danke, nein, ich kann Deinen Vorschlag nicht annehmen. Und das schreibe ich, trotz der inneren Zerrissenheit, die ich dabei empfinde.

Peter: Ich würde Dich auch aus Deiner Heimatstadt zu mir zurückschleifen, solltest Du Dich das gefragt haben.

Annabelle: Ich sollte jetzt lieber weiterfahren...

Peter: Du hast versprochen, Dich nicht mehr zurückzuziehen.

Annabelle: Das tue ich nicht. Melde mich nachher wieder.


Selber Abend, 19:00 Uhr

Annabelle: Endlich. Ich habe jetzt wieder alle meine Habseligkeiten an ihren gewohnten Platz zurückgestellt. Es fühlt sich anders an, wieder Zuhause zu wohnen. Es fühlt sich wie ein Rückschritt an. Nein, es fühlt sich nicht nur so an, es ist einer. Ich vermisse Dich schrecklich. Ist das komisch? Die letzten Tage habe ich Dir nie das Gefühl gegeben, ich hätte Dich gerne um mich. Aber so war es. Ich vermisse Dich schrecklich, schrecklich, schrecklich...

Peter: Ich weiß, Du glaubst ich würde Dich nicht kennen, doch ich durchschaue Dich. Ich wusste, dass Du mich bei Dir haben wolltest, auch wenn Du es nicht ausgesprochen, bzw. geschrieben hast. Ich vermisse Dich auch, sehr. Was machst Du gerade?

Annabelle: Ich liege auf meinem 90 cm breiten Kinderbett, starre an meine Kinderzimmer Decke - dort Oben kleben fluoreszierende Sterne - und denke an...an Alles. An mich, an meine Eltern, an meine Zukunft, an mein Versagen, an Dich...

Peter: Ich führe gleich den Hund meiner Eltern aus. Ich brauche Bewegung und er auch. Das Joggen wird uns Beiden gut tun. Wir halten uns in Form. Ich lenke mich ab.

Annabelle: Von was?

Peter: Von Deinen Gedanken um mich. Von meinen Gedanken an Dich.

Annabelle: Was denkst Du, wenn Du an mich denkst?


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