Kapitel 10 - Loving Can Heal

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Kapitel 10 – Loving Can Heal

Ich musste zugeben, dass ich beeindruckt war. Ich bin zwar schon einmal hier vor seinem Haus gewesen, aber da war es dunkel und ich viel zu müde. Shaun wohnte in einem gigantischen Haus! Im Gegensatz zu meinem in Deutschland quasi eine Villa. Die weiße Steinfassade reflektierte das helle Sonnenlicht so sehr, dass es meine Augen blendete. Überall am Rande der Auffahrt und im Vorgarten waren liebevoll Blumen gepflanzt und ich vermutete, dass der Garten genauso aussah. Das hier passte irgendwie nicht zu dem Bild, das ich von Shaun hatte. Zu ihm passte eher ein kleines, rustikales Häuschen. Wenn ich ihn nicht so gut kennen würde, würde das ganze hier wahrscheinlich meine Meinung über ihn beeinflussen. Aber Jemand der so auf dem Boden geblieben ist, kann sich nicht von viel Geld verändern lassen. Er schloss die Haustür auf und ich fand mich in einem geräumigen, hellen Flur wieder. „Mum und Dad sind nicht da, die kommen erst Morgen wieder, oder so. Man weiß ja nie", teilte er mir mit und ich sah mich weiter um. „Ich wohne oben. Ich habe lieber meine Ruhe vor den Leuten, die hier oft ein- und ausgehen." Ich war neugierig was er damit meinte, aber es kam mir nicht so vor, als wäre das ein guter Moment zu fragen. Vielleicht interpretierte ich auch nur zu viel in seine Sätze. Wir gingen eine große Treppe rauf und oben erwartete mich eine weitere komplette Wohnung. Alles war in hellen Farben eingerichtet und erinnerte mich an eine ziemlich teure Hotelsuite oder an einen Möbelkatalog. Ich hatte mir irgendwie etwas Anderes vorgestellt. Shaun hatte ernsthaft eine eigene Küche, ein Bad, ein Wohnzimmer, sein Zimmer und zwei Gästezimmer. Wer zu Hölle braucht so viel Platz? Er muss an meinem Gesicht erkannt haben, was ich dachte und sagte: „Meine Eltern stehen drauf zu zeigen was man hat. Ich brauch das hier alles nicht, ich bin eh lieber draußen." Er zuckte nur mit den Schultern. Wie er von dieser Wohnung redete, ließ einen ahnen, dass es wirklich nicht das war, was zu ihm passte, oder was er am liebsten hätte.

„Stimmt. Du könntest auch in einem Baumhaus wohnen, solange deine Gitarre darin Platz hat."

Unser erster Weg führte uns in seine kleine, aber viel zu feine Küche. „Hast du Hunger?" Zu Antwort knurrte mein Magen laut. Ich wurde rot und hielt mir die Hände vor den Bauch. Er lachte nur und drehte sich um, um seine Schränke nach etwas Essbarem abzusuchen. „Ich koch uns was", grinste er.

„Du kannst kochen? Bist wohl ein richtiges Multitalent", neckte ich ihn frech.

„Noch so ein Spruch und das Eis unter deinen Füßen fängt an zu bröckeln." Ich hob ergeben die Arme und setzte mich an seinen kleinen Küchentisch.

„Wo ist denn das Bad?", fragte ich ihn nach einer Weile, in der ich auf der Küchenplatte saß und ihm beim kochen zusah. Einer Tätigkeit, die spannender war, als sie klang.

„Zweite Tür links", antwortete er lässig und rührte dann in einem Topf der verdächtig nach Tomatensoße roch. Nachdem ich im Bad fertig war beschloss ich, mich noch ein wenig umzusehen. Ich vermutete, dass er nichts dagegen hatte. Selbst wenn, ich war einfach zu neugierig. Ich wollte einfach mehr über ihn erfahren und es gab wohl keinen besseren Ort dafür, als seine Wohnung. Nachdem ich in den zwei leeren Gästezimmern war, stand ich vor der nächsten Tür. Dahinter verbarg sich Shauns Schlafzimmer. Ich sah mich vorsichtig um, er war noch in der Küche, sollte ich da einfach reingehen? Ich wollte ja nicht schnüffeln oder so, aber ich wollte so viel mehr über ihn erfahren. Ich wagte es einfach. Mich erwartete ein Raum, der so gar nicht zum Rest des Hauses passte. Die Möbel waren alle aus dunklem Holz und nichts erinnerte hier drin an ein steriles Krankenhaus. Ich sah eine Balkontür, einen großen Kleiderschrank und das große Bett, in der Mitte des Raumes. Auf der anderen Seite war eine kleine Sitzecke mit einem großen Fernseher. Im ganzen Raum waren immer mal wieder ein paar Bücher verteilt, die ihren Platz wahrscheinlich eigentlich in dem großen Bücherregal an der Wand neben mir hatten. Ich wagte ein paar Schritte hinein und erhaschte einen genaueren Blick von der Wand hinter seinem Schreibtisch, an der viele verschiedene Fotos und kleine Erinnerungsstücke wie Konzert- und Eintrittskarten hingen. Ich sah Fotos von Landschaften, Freunden, ich erkannte ein paar vom Strand wieder, und Fotos von, ich vermute mal seiner Familie. Aber auch Bilder mit anderen Jungs, die ich nicht kannte, aber er sah auf jedem Bild unheimlich glücklich aus. Er musste tolle Freunde haben. Mein Blick fiel auf ein kleines Stück Papier auf dem Stand:

Not Another Summer Love Story!Where stories live. Discover now