Zwischen Leben und Tod

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Kapitän Woods hatte die besten Ärzte für seine Tochter kommen lassen. Diese bemühten sich schon seit Stunden um das Leben von Eliza. Kapitän Woods lief derweil nervös in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Peter derweil hatte das Haus verlassen, er konnte die bedrückende Situation nicht ertragen. Rose jedoch ging den Ärzten zur Hand, um sie bei ihrem Kampf um Eliza's Leben so gut es eben ging zu unterstützen. So ging jeder, der Eliza nahe stand, auf seine Weise mit der schwierigen Situation um.

Erst am späten Abend erschien einer der Ärzte sichtlich abgekämpft in Kapitän Woods Büro. Dieser schreckte aus seinem Sessel hoch und sah den Mann fragend an. "Wir haben alles getan, was uns möglich war. Die Blutung konnten wir stoppen und ihren Zustand soweit erst mal stabilisieren. Dennoch hat sie sehr viel Blut verloren, ob zuviel oder ob der Körper diesen Verlust kompensieren kann, wird sich höchst wahrscheinlich im Laufe der nächsten Tage entscheiden. Doch ich will ehrlich sein und ihnen nicht verhehlen, dass wir wenig Hoffnung haben. Und selbst wenn sie die kommende Nacht überlebt, müsste sie bald aus ihrer tiefen Ohnmacht aufwachen, um lebensnotwendige Flüssigkeit und später auch Nahrung aufnehmen zu können." Mit einem sorgenvollen Gesicht beendete der Arzt an dieser Stelle seinen Bericht und verabschiedete sich. Der Kapitän nickte nur stumm und blickte dem Arzt sorgenvoll hinterher. Dann machte er sich auf den schweren Weg zu Eliza's Zimmer. Dort saß Rose an Eliza's Bett und sah den eintretenden Kapitän mit rot geweinten Augen an. "Jetzt können wir nur noch beten.", stellte der Kapitän leise fest.

Peter war vor der Situation aus dem Haus geflüchtet. Er stand an der Reling der Star of Hope, die im Hafen am Pier lag und starrte aufs Meer hinaus. Nicht nur zufällig stand er genau an der Stelle, an der er das erste intensivere Gespäch mit Eliza geführt hatte. Immer wieder sah er ihr Gesicht und hörte ihre Stimme. Mehrere Stunden verbrachte er so in Gedanken vertieft an Bord der Star of Hope. Erst am frühen Abend verließ er das Schiff wieder und schlug den Weg Richtung dem Wood'schen Anwesen ein. Vor dem Haus blieb er stehen und sah zu den Fenstern hinauf. Eine bedrückende Stimmung schien vom Haus auszugehen und statt einzutreten, setzte er seinen Weg fort entlang der Küste. Unweit der Stelle an der Tom und Eliza für ihr Picknick anghalten hatten, blieb er stehen und setzte sich ins Gras. Er blieb bis die Sonne am Horizont verschwunden war und die Sterne am Himmel funkelten. Erst als er anfing zu frösteln, machte er sich auf den Heimweg hoffend und bangend, ob Eliza noch am Leben war.

Als er das Haus betrat, war alles ruhig. Unschlüssig blieb er in der spärlich beleuchteten Halle stehen. Nach einer kurzen Pause machte er sich schließlich doch auf den Weg zu Eliza's Zimmer. Leise öffnete er die Tür. Die Kerze auf dem Nachtisch war fast heruntergebrannt und Rose sass auf einem Sessel neben dem Bett und schlief. Eliza selbst war blass und wirkte sehr zerbrechlich. Er hatte sie schon einmal kurz so erlebt, aber damals war die Situation weit weniger lebensbedrohlich gewesen. Er setzte sich an ihr Bett und ergriff ihre Hand. Sie war noch warm, also war noch nicht alles verloren und es bestand immer noch Hoffnung. "Gott sei's gedankt.", murmelt er ein wenig erleichert. Er führte ihre Hand an seinen Mund küsste sie zärtlich. "Schwesterchen, sei stark und kämpfe, bitte.", flehte er eindringlich. "Ich möchte dich weiter an meiner Seite haben, mein Glück mit dir teilen. Es tut mir leid, dass ich im entscheidenden Augenblick nicht auf dich aufgepasst habe, wie ich es dir versprochen hatte. Bitte verzeih mir. Wenn ich jetzt nur etwas tun könnte für dich, damit du schnell wieder gesund wirst. Ich würde alles dafür tun, wirklich alles!" Seine Augen bekamen einen silbrigen Schimmer und er musste blinzeln. In diesem Augenblick regte sich Eliza und er hatte den Eindruck als bewegten sich ihre Lippen. Er beugte sich zu ihr hinunter und es war ihm als wenn sie etwas sagen wollte. Zunächst konnte er nichts genaues verstehen. Schließlich hielt er sein Ohr dicht über ihren Mund und verstand ein Wort. Nur ein Wort und dennoch war ihm sofort klar, was er zutun hatte. Er drückte erleichtert ihre Hand: "Sei versichert, Schwesterchen, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht und ihn zu dir zurückbringen und du versprichst mir, dass du durchhälst." Er sah ein kaum erkennbares Blinzeln ihrer Augenlieder und eilte erleichtert aus dem Raum.

Eliza - zwischen Schicksal und LiebeWhere stories live. Discover now