6

700 37 3
                                    

Es ist eine Woche vergangen und nicht wirklich viel ist passiert. Ich habe mich jeden Tag mit Juli getroffen, damit wir lernen konnten. Und heute ist es soweit. Ich darf diese Arbeit nicht verkacken, ansonsten ist Toby sauer auf mich. Vielleicht gibt er mir dann Hausarrest und ich kann Juli nicht sehen! Nein! Das darf nicht passieren! Ich muss es für sie tun. Für uns!

Ich zucke zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legt. Als ich nach rechts schaue, sehe ich Juli neben mir stehen. Ihre grünen Augen strahlen heute richtig. Ich könnte ihr Stundenlang in die Augen schauen. Warte mal... erst jetzt bemerke ich... es ist nicht nur die Farbe Grün! Bei genauerem Hinsehen sehe ich ebenfalls Blau, Gelb, kleine schwarze Punkte im grünen Bereich... ich fühle mich, als würde ich aus einem kleinen Fenster sofort in das Universum schauen. Ich sehe Millionen Sterne, andere Planeten... Wow!

Ich kehre langsam wieder in die Realität zurück. So etwas schönes habe ich noch nie gesehen...

"Erde an Alex! Bist du noch da?" Ich räuspere und antworte ihr: "Ähmm... j-ja, äh klar! Ähm..."

"Geht es dir gut?" Das frage ich mich gerade selber. "Ja! Ja, ich war nur in Gedanken... sehr, sehr tiefe Gedanken." Ich bemerke wie ich langsam rot werde. Man, geht's nur mir so, oder ist es hier verdammt heiß?

"Also, gut." beginnt Juli erneut, "bist du dir sicher das du die ganze Grammatik verstanden hast? Und auch die Vokabeln? Und..." "Keine Sorge!" unterbreche ich sie, "Ich bin mir sicher, dass ich es verstanden habe. Ich habe doch mit dir gelernt! Was kann da schief gehen?" "Hey! Sag ja nicht diesen Satz. Du weißt doch, dass der in Filmen nur Schlechtes hervorruft!" sagt sie mit ernster Miene, doch beginnt sofort zu lachen, als ich lache. Schon irgendwie süß, wie viel Mühe sie sich gibt, damit ich eine gute Note schreibe. Schon fast mehr als ich...

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Nach ruhigen 45 Minuten darf ich endlich die Bibliothek verlassen, in der ich die Englischarbeit nachgeschrieben habe. Nicole saß ebenfalls im Raum und hat nachgeschrieben. Wir waren schon in circa 30 Minuten fertig, wollten aber nicht zurück in den Klassenraum, um am Unterricht teil zu nehmen. Also haben wir gewartet, bis uns Mr. Light, unser Englischlehrer, uns abgeholt hat.

Ich habe ein recht gutes Gefühl bei der Arbeit, aber wenn ich mal in die Vergangenheit zurück schaue und auf die Momente, in denen ich auf mein Gefühl gehört habe... lieber nicht.

Damals habe ich zu oft auf mein Gefühl gehört, habe dadurch Fehler gemacht und vieles zerstört.

Aber bei Juli ist es anders. Bei ihr glaube ich wirklich an meine Gefühle. Deshalb habe ich auch beschlossen, ihr alles zu sagen. Ich will mit ihr über meine wahre Gefühle zu sprechen und allgemein, dass ich lesbisch bin. Ich habe mich die Woche, in der ich und Juli zusammen gelernt haben, mehr mit dem Thema befasst. Ich habe sogar im Internet recherchiert, woran man erkennen könnte, dass man lesbisch ist. Zuerst fand ich es total bescheuert, aber als mir dann Dinge bei mir aufgefallen sin, die auch aufgezählt waren, war ich nicht mehr so skeptisch. Aber ich glaube, ich wollte es einfach nicht akzeptieren, doch so langsam komme ich damit klar. Und ich denke, dass ich es ihr sagen muss, weil ich Angst habe, dass ich innerlich zusammenbreche und den Schmerz nicht ertrage. Aber wovor ich am meisten Angst habe, ist dass sie es nicht akzeptiert. das würde mich am meisten verletzen. Ich will sie nicht verlieren. Ich kann sie nicht verlieren...

Eine Stimme zieht mich wieder in die Realität. Eine unverwechselbare. "Und? Wie war das Nachschreiben? Hast du gut gelernt? Oder haben dich deine Drogen abgehalten?" Micheal McCarthy. Ein reicher Bastard auf meiner verdammten Schule. Ich weiß zwar nicht wie, aber er hat mein Drogen- und Alkoholproblem irgendwie herrausgefunden. Und seitdem terrorisiert er mich damit. Obwohl er schon reich genug ist, muss er mir immer noch ab und zu Geld abziehen, indem er mich erpresst. Ich weiß, in meinem Alter sind Alkohol und Zigaretten, geschweigedenn Drogen, illegal und wenn ich meinen Traum als Polizistin wahr werden lassen will, muss ich sowieso mit dem ganzen Zeug aufhören. Aber bis dahin will ich es noch auskosten.

"Halt einfach deine verdammte Fresse.", sage ich, während ich meinen Rucksack über meine Schulter werfe. Selbst ein Wort von diesem Arsch bringt mich zum ausrasten. Bleib einfach ruhig, Alex! "Oh mein Gott! Ich habe solch eine Angst!", sagt er sarkastisch und wirft seine Hände in die Luft. Ich schaue ihm voller Wut in die Augen und balle meine Fäuste. "Hast du Angst, wenn ich dir in deine ekelhaften Eier trete?" Micheal beginnt hämisch zu lachen. "Als ob du dich so etwas trauen würdest, du kleine Schl..." Noch bevor er seinen Satz beenden kann, hohle ich mit meinem Bein aus und trete ihm mit voller Kraft in seinen Schritt. Er hält sich mit beiden Händen zwischen den Beinen und sinkt zu Boden. Ein qualerfüllter Schrei ist zu hören, bevor er beginnt zu weinen und auf die Seite kippt. Micheal strampelt mit seinen Beinen und gib Kraftausdrücke von sich, während seine beiden Freunde, Bill und Henry, zu ihm laufen und ihm aufhelfen wollen. "Verpisst euch!" schreit der immer noch weinende Micheal. "Du wirst dafür bezahlen, Johnson! Ich werde das dem Direktor erzählen, du kleine Schlampe!" "Hast du noch nicht genug Schmerz? Sag es doch Mr. Millers. Denkst du ich gebe einen Fick drauf, was er sagt?" Das hätte ich lieber nicht gesagt, denn als ich mich von Micheal wegdrehe und den Raum verlassen will, steht Mr. Millers vor mir. Stacy, die Hure! Sie ist mit Micheal zusammen und hat natürlich sofort gehandelt und unseren Direktor hergehohlt. "Du kommst sofort mit, Johnson!" sagt Mr. Millers und zieht mich am Arm. Micheal beginnt dreckig zu lachen, doch ist sofort wieder ernst, als Millers sagt, er solle ebenfalls mitkommen. "Warum immer du, Alex?" sagt Millers enttäuscht. Anscheinend bin ich dafür geschaffen, Scheiße zu bauen.



Can you love me?|girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt