17.

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In der nächsten Nacht wachte ich schon vollkommen zufrieden auf. Ich konnte mich den ganzen Tag darauf vorbereiten, das zu tun, was eine der wichtigsten Trainingseinheit war. Nachts an der Stelle aufzuwachen, die man wollte. Ich musste mir beim Einschlafen, den Ort vorstellen, an dem ich aufwachen wollte. Laut Thomas würde das gut klappen.

Als ich seinen warmen Arm um meine Hüfte spürte, wusste ich gleich, dass ich hier richtig gelandet war. Thomas regte sich nicht, er sah wie tot aus. Beruhige dich, Leana! Er ist einfach noch wach! Gleich ist er bei dir. Genau in dieser Sekunde regte er sich und ich erschrak total. Ich fing an zu zittern, so sehr, doch als ich seine braunen Augen sah, beruhigte ich mich wieder.

„So einen Tag möchte ich öfter haben, Leana! So lange wir beide noch hier sind, müssen wir jetzt öfter etwas schönes zusammen machen. Ich bin zwar dein Mentor und soll dir etwas beibringen, doch jeder hat sich auch mal eine Pause verdient." „Auf diese Pausen freue ich mich besonders. Dann lohnt es sich richtig, mich anzustrengen, wenn ich an die tolle Zeit für uns beide denke!"

Thomas nahm mich noch fester in den Arm und ich schmiegte mich an ihn. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb und ich hatte das Gefühl, abzuheben. „Ich verstehe echt nicht, wie man sich nicht in dich verlieben kann", wisperte er.

„Thomas, was ist, wenn deine Zeit hier abgelaufen ist? Ich kann mir nicht vorstellen, auch nur einen Tag hier ohne dich zu sein. Bitte tu mir das nicht an, ich flehe dich wirklich an." Thomas grinste mich breit an, was mich glücklich stimmte. Was lachte er denn bei dem Thema? Das war wirklich so ein ernstes Thema, wie konnte man da so scherzen?

„Glaube mir, darüber habe ich mir schon genug Gedanken gemacht. Ich mache ja bald meinen Schulabschluss und habe mich ein wenig orientiert. In der Nähe von dir gibt es ein College, das perfekt auf meine Ansprüche passen würde. Ich wollte sowieso weg von zu Hause und ich kann auf keinen Fall von dir getrennt sein, das würde ich nicht überleben! Leana, ich will immer bei dir sein!"

Bei seinen Worten liefen mir Tränen die Wange hinunter, so glücklich war ich. Ich liebte Thomas so sehr und der Gedanke, dass er sich so damit beschäftigte, wie unsere gemeinsame Zukunft wohl aussehen würde, wenn er eines Tages nicht mehr hier weilen würde, ehrte mich so sehr. Es war einfach so wunderbar, zu sehen, wie wichtig ich ihm war.

Bevor ich noch zu schnulzig werden konnte, trat ich aus dem Zelt hinaus ins Freie. Ich atmete tief die reine Luft ein und wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Ich musste mich nun weiter auf unser Training konzentrieren, damit ich mir eine schöne Belohnung von Thomas verdienen könnte.

„Ist da heute einer motiviert?", neckte Thomas mich und zur Antwort konzentrierte ich mich auf ein Glas Wasser, das ich Thomas fröhlich ins Gesicht schüttete. Im ersten Moment machte er ein entsetztes Gesicht, was mir schon Sorgen bereitete, ob ich zu weit gegangen war, doch dann lächelte er mich breit an. „Na warte!", drohte er lächelnd und kitzelte mich, worauf ich mich quiekend versuchte, zu befreien. Doch vergebens. Er hatte wohl seine Künste spielen lassen, denn ich konnte, obwohl er mich nicht festhielt, mich nicht bewegen.

„Thomas, das ist nicht fair!", beschwerte ich mich, doch er fing nur an zu lachen. „Lass mich mich bewegen!", quengelte ich und wand mich an der Stelle. „Dann musst du in Zukunft dazulernen, ich soll dich ja schließlich motivieren", meinte er nur und lief ein paar Meter von mir weg.

Ich musste wirklich dringend in Zukunft noch mehr dazulernen, denn die Blöße wollte ich mir nicht noch einmal geben, Thomas sollte stolz auf mich sein und ich wollte alles können, was er konnte. Als die Kräfte, die mich an Ort und Stelle hielten auf einmal nachließen, beschloss ich, es ihm heimzuzahlen.

Ich stellte mir vor, wie ich ein paar Meter hinter ihm stand, hinter unserem Zelt versteckt, damit er mich nicht sehen konnte. Ich war zwar noch nicht so gut wie er, aber ich hatte auch etwas drauf. Ich stellte mir den Ort genau vor, wie meine Fußspitze das Zelt berührte und ich einen perfekten Blick auf Thomas hatte.

Schon in der nächsten Sekunde stand ich da wirklich und konnte mich vor Lachen kaum halten. Thomas' Blick war einfach zu witzig, wie er nach mir suchte und mich einfach nicht finden konnte. So weit konnte er doch sicherlich denken oder? Ich war mir sehr sicher, dass er sich gerade einen Scherz erlaubte, so wie er sich umsah.

„Leana, wo bist du?" Er lief einige Sekunden umher, drehte sich mehrmals um die eigene Achse und sah unter diversen Bänken nach. Natürlich entdeckte er mich nicht, ich war ja schließlich hier hinter dem Zelt versteckt und musste mich beherrschen. Er suchte noch kurz weiter und rief noch ein paar mal nach mir, doch ich gab ihm keine Antwort, sonst wäre ja der ganze Spaß umsonst gewesen. Ich hatte schließlich nur etwas angewandt, was er selbst mir beigebracht hatte.

„Leana, komm raus!" Doch ich bewegte mich nicht. Seine Augen waren mittlerweile ziemlich weit aufgerissen und er sah schon ziemlich panisch aus. „Mist, mist ...", murmelte er vor sich her, „nein, nein, nein. Sie kann nicht weit gekommen sein. Was hat Isabella denn jetzt schon wieder gemacht? Sie darf sie nicht entführt haben!"

Ich sah ihn mir genauer an und sah, dass er zitterte und ihm Tränen die Wange hinunterliefen. Okay, ich war wohl zu weit gegangen. Schnell trat ich hinter dem Zelt hervor und lief auf ihn zu.

„Es tut mir so leid, Thomas, ich dachte, dass es ein Spiel wäre!", entschuldigte ich mich, als Thomas mich in seine Arme schloss. „Versprich mir, dass du so etwas nie wieder machst! Ich wäre beinahe durchgedreht aus Angst um dich." Er zitterte, als er seine Lippen auf meine legte. Es tat mir wirklich leid. Ich war zum Glück bei ihm. Ich schmiegte mich an ihn und ließ meinen Schmetterlingen freien Lauf, die sich ihren Weg durch meinen Körper bahnten. Alles kribbelte einfach.

„Ich verspreche es", wisperte ich.

In our dreams (Thomas Sangster FF) Where stories live. Discover now