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„So, jetzt bekommst du auch deinen Spaziergang", schmunzelte Thomas, als er aufstand, natürlich, nachdem ich ihm gestattet hatte, sich zu bewegen, da er ja in seiner Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt war und streckte mir, ganz der Gentleman, seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Ich ergriff sie unverzüglich und ließ mir aufhelfen. Ich war schon etwas aus der Puste, wie ich gerade bemerkte. Doch ich hatte viel dazugelernt und war jetzt nicht mehr völlig hilflos, falls es mal hart auf hart kommen würde, was ich natürlich nicht hoffte.

Ich schlich mich heimlich von Thomas weg, in Richtung des Waldes. Ich hatte nun wirklich ein ungeheueres Bedürfnis nach einem Spaziergang in der Natur, in der ich einfach nur tief einatmen könnte und mich um nichts sorgen müsste. Ich war nun ein paar Schritte in den Wald getreten und sah mich um, dieser Wald glich wirklich haargenau dem in dem ich früher mit meinen Eltern war.

Ich hatte mich mit meiner damals besten Freundin hier im Wald versteckt, so kannte ich mich hier schon einigermaßen aus, was mir ein sehr befriedigendes Gefühl gab. „Dann können wir ja gleich weitertrainieren! Leana, du kannst nun versuchen, dich an andere Orte zu beamen. Ja, dieses Mal werde ich keinen Herzinfarkt erleiden, aber bitte komme wieder raus, wenn ich dich rufe? Es ist wie verstecken unter kleinen Kindern, nur, dass ich heute die Ehre habe, dieses Spiel mit dir zu spielen! Also, was hälst du davon?"

Ich trat ein paar Schritte auf ihn zu und nähert mich Thomas immer mehr. „Klingt gut, du Schleimer", kicherte ich und legte meine Hände in seinen Nacken. Ich wollte ihn austricksen, aber das sollte er vorher nicht ahnen, sonst wäre es ja schließlich kein Spaß mehr. Thomas zog mich näher zu sich heran und legte seine Lippen auf meine. Och Mann, wie sollte ich mich dennn nur konzentrieren? Ich hatte das Gefühl, jede Sekunde vor Freude zu explodieren und da sollte ich mich auch noch auf etwas fokussieren?

Warum musste es Thomas mir auch immer so schwer machen? Meine Liebe zu ihm war eindeutig zu groß. Okay, jetzt oder nie. Ich konzentrierte mich, bevor ich noch mehr von seinen Lippen in den Bann gezogen werden konnte, denn dann wäre wirklich alles zu spät gewesen. Es half mir sicherlich nicht, wenn ich an seine haselnussbraunen Augen dachte. Er war einfach zu süß.

Du schaffst es! Ich konzentrierte mich und teleportierte mich an einen Platz, der ein paar Meter von Thomas entfernt war. Es war ein komisches Gefühl, alles so bewusst herbeizuführen, doch immerhin hatte alles perfekt geklappt, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Thomas inspirierte mich so sehr, das wurde mir im Moment gerade wieder total bewusst. Wie ging das denn? Ich bekam das nicht so wirklich in meinen Kopf rein, doch das musste ich ja auch nicht, schließlich war alles perfekt so wie es war.

„Okay, das war jetzt fies! Ich komme dich dann mal suchen!", hörte ich Thomas aus einiger Entfernung rufen und konnte mir bestens vorstellen, wie er wohl gerade schmunzelte. Ich hörte, wie sich seine Schritte entfernten, er ging also in eine völlig falsche Richtung. Innerlich musste ich lachen, doch das wollte ich nicht zeigen, um ihm keinen Hinweis zu geben, wo ich mich befand.

Oh, er kam näher, entweder er hatte doch etwas gehört oder es war seine Intuition, die ihn hier herlenkte. Musste ich mich mal nach noch einem anderen Platz umsehen. Bevor Thomas mich also erreichen konnte, hatte ich mich schon einen anderen Platz befördert, der von meinem vorherigen ein ganzes Stück entfernt war. So konnte Thomas also schön weitersuchen.

„Das ist nicht fair, ich hatte dich fast!", kam Thomas' nörgelnde Stimme von dem Platz, an dem ich vorher stand. Ich musst mich wirklich beherrschen, um nicht loszuprusten. Ich war einfach für ein paar Minuten still, doch Thomas fand mich nicht.

„Okay, ich gebe auf, du bist an der Reihe!", rief Thomas und ich trat aus meinem Versteck, an der Stelle, an der ich allerdings gerade seine Stimme vernommen hatte, stand niemand. Na warte, ich kriege dich! Wo konnte er sich wohl versteckt haben? Ich sah um mich, da ich insgeheim hoffte, dass ich ihn vielleicht irgendwo erspähen konnte, was natürlich nicht klappte.

So begab ich mich also auf die Suche. Ich schob einen großen, knorrigen Ast vor meinem Gesicht weg und kämpfte mich durch das Gestrüpp, doch ich entdeckte keinen Thomas. Da! Ich hatte einen Zipfel seiner Jeans erspäht und pirschte mich sogleich an ihn an, da er, wenn er mich hören würde, natürlich dafür sorgen würde, dass er irgendwo anders hinkommen würde.

Natürlich hatte er mich bemerkt. Na super, ich hatte es fast geschafft! Aber nein, immer kurz vor meinem Ziel musste es scheitern. Aber ich nahm es Thomas nicht übel, es war ja schließlich nur ein Spiel, das ich sicherlich auch noch irgendwann gewinnen würde.

Bei dem Gedanke, was Thomas und ich noch alles tolles gemeinsam unternehmen könnten, wurde mir ganz warm ums Herz. Ich freute mich schon so sehr, kaum zum Aushalten auf unsere gemeinsame Zukunft. Ich wollte wirklich niemand anderen in meinem Leben. Auf einmal nieste jemand hinter mir und ich drehte mich blitzschnell um 180 Grad. Dort stand Thomas, nur einige Meter von mir entfernt.

„Gewonnen!", jubelte ich. Wie lange hatte er wohl da gestanden? Bei dem Gedanken, dass er mich eventuell dabei beobachtet haben könnte, wie ich mir unsere gemeinsame Zukunft ausgemalt hatte, wurde ich ganz nervös und hochrot im Gesicht. „Daran ist nur das Niesen schuld", versuchte Thomas sich herauszureden. Er sah wirklich so süß aus, wie er sich anstrengte, um alles zu erklären.

Ich spürte, wie es in meinem Magen grummelte. Ich wachte natürlich auf, na super! Es war doch alles so gut gelaufen und Thomas und ich hatten eigentlich die ganze Zeit hier nur trainiert. Dafür war ich jetzt zwar viel besser in Form, doch ich wollte auch romantische Zeit für uns beide.

„Morgen machen wir etwas entspanntes! Du hast wirklich gezeigt, was alles in dir steckt und ich bin so stolz auf dich, du lernst so schnell dazu!", murmelte Thomas leise. „Bis morgen, ich vermisse dich jetzt schon", wisperte ich und lief näher auf ihn zu. „Ich dich auch, möge der Tag schnell vergehen", flüsterte er. Ich den Moment, in dem er seine Lippen auf meine legte, wachte ich auf. Automatisch musste ich grinsen, denn ich konnte seinen Kuss noch genau spüren.

In our dreams (Thomas Sangster FF) Where stories live. Discover now