f i v e - questions

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Als sie den Raum betraten, saßen bereits alle wichtigen Hofleute bei Tisch, so wie es die Könige wünschten. Auch Faye und Lord Snemian mit seiner Tochter. Die Geschwister setzten sich an ihren üblichen Plätzen. Peter an der Spitze der Tafel, links und rechts von ihm seine Schwestern und neben Lucy saß Edmund. Neben Edmund hatte Reila ihren Platz gefunden, und gegenüber von Edmund und neben Susan saß Faye.

Das Essen verlief ziemlich stumm. Es wurde nur Smalltalk geführt, auch wenn Lord Snemian immer wieder versuchte Peter in ein Gespräch zu verwickeln, doch der achtete meist nur auf Faye. Nachdem der Nachtisch abserviert wurde, verschwand der Lord mit seiner Tochter auf ihre Zimmer. Faye entschuldigte sich ebenfalls und bedankte sich nochmals für das köstliche Essen.

Sie musste einmal nach dem Weg fragen, und verlief sich einige Male, bis das sie ihr Zimmer fand. Herr Tumnus hatte es ihr gezeigt nachdem die Heiler fertig waren. Es war merkwürdig für sie wieder wach zu sein, auch wenn sie nicht einmal gewusst hatte dass sie schlief.

Faye schlenderte zum Fenster und genoss den traumhaften Ausblick auf das Meer. Sie war schon immer fasziniert gewesen von den rauschenden Wellen und Urgewalten die tief unten in dieser schimmernden Wasseroberfläche schlummernden. Kurz kam ihr eine Erinnerung hoch. Ein Mann hielt ihre Hand, sie war noch um einiges jünger und gemeinsam liefen sie barfuß lachend in die Wellen. Es war ihnen egal dass sie komplett nass werden würden, sie hatten einfach Spaß. War der Mann ihr Vater? Faye konnte die Liebe spüren, die der Mann für sie empfand und die sie ebenfalls empfand.

Plötzlich spürte sie ein Kribbeln in ihren Fingern. Sie sah hinab auf die hölzerne Fensterbank, auf der ihre Hände ruhten, und bemerkte das zwischen ihren Fingern etwas wuchs. Unter den Fingern der rechten Hand, die Hand mit der sie Hand des Mannes in ihrer Erinnerung hielt, wuchs eine wunderschöne rote Rose. Das Zeichen der Liebe. Sie betrachtete die Rose lange. Woher kam sie wohl? Das einzige was für sie vorstellbar wäre, ist das so etwas in Narnia eben üblich ist, oder vielleicht ist das ihre Fähigkeit. Wenn jedoch ihre Fähigkeit Rosen zu erzeugen wäre wieso hatte die weiße Hexe dann solche Angst vor ihr, und jeder andere auch die Befürchtung das ihre Kraft unbändig ist?

Sie wurde durch ein Klopfen aus ihren Gedanken gerissen.

"Ja bitte?"

"Faye, darf ich rein kommen?", fragte Hochkönig Peter und öffnete die Tür bereits einen Spalt. Schnell nahm Faye die Rose und legte sie auf ihren Nachttisch, in der Hoffnung Peter würde dann keine Fragen stellen.

"Natürlich, kommt rein", antwortete sie freundlich.

"Es ist doch hoffentlich für dich in Ordnung wenn wir uns duzen. Ich würde mich dann wohlen fühlen", erklärte er seinem Gast.

Sie nickte verständnisvoll. Es war ihr sogar sehr recht mit ihm per du zu sein, aber sie wollte seine höhere Position respektieren.

"Meine Geschwister wird das übrigens auch nichts ausmachen", fügte er noch an.

"Willst du dich setzten? Du bist sicherlich nicht ohne Grund zu mir gekommen", bemerkte Faye und zeigte mit einer Geste auf ihr Bett. Sie selbst blieb am Fenster stehen. Dankbar setzte sich der Hochkönig. Eigentlich war er mit gar keinem bestimmten Grund zu ihr gekommen, er wollte sie einfach nur sehen.

"Fühlst du dich hier wohl?", fragte er nach einigen Sekunden der Stille.

"Ja. Der Ausblick ist traumhaft und dieses Zimmer ist so schön." Sie fing an dankbar zu lächeln. Peter erwiderte ihr Lächeln.

"Es freut mich das es dir hier gefällt."

Da war es wieder, dieses Schweigen. Sie hielten Augenkontakt, doch redeten nicht. Jeder von ihnen wollte etwas sagen, jedoch wusste keiner was genau, und so schwiegen sie einfach.

"Willst du vielleicht eine Führung durch den Schlosspark bekommen?", erkundigte sich Peter. Sie nickte eifrig, was Peter zum Lächeln brachte. "Doch vielleicht sollten wir uns etwas anderes anziehen."

"Da hast du Recht. Ich schau mal ob mir von den Kleidern etwas passt", meinte Faye und drehte sich bereits zum Kleiderschrank.

"Diese Kleider sind mit einem Zauber belegt, sie werden dir definitiv passen", erklärte ihr Peter, "Ich hole dich in fünfzehn Minuten hier ab."

Als er verschwunden war, öffnete Faye ihren Schrank und sah sich die Kleider an. Sie hatte mittelalterliche Kleider erwartet, doch diese Kleidung war eher modern, vielleicht sogar zu modern für das Zeitalter in England. Sie entledigte sich ihres Kleides und zog sich ein kurzes weißes (Bild) an. Sie wusste nicht welche Kleidung man hier zu Lande trug, und ob es korrekt war sich für einen Spaziergang mit dem König so zu kleiden, doch sie fühlte sich wohl, und nur das war wichtig für sie. Sie holte noch ein schönes Paar Schuhe aus dem Kasten und frisierte sich nochmal die Haare, als auch schon ein Klopfen an ihrer Tür zu hören war.

Sie öffnete die Tür und sah einen grinsenden Peter vor sich. Er bot ihr seine Hand an, wo sie sich lächelnd unterhackte, nachdem sie die Türe hinter sich zu gezogen hatte. Er musterte sie leicht von der Seite. Weiß stand ihr hervorragend, und diese moderneren Kleider brachten Leben in die großen Hallen des Schlosses.

Er führte sie durch die großen Hallen hinaus vor die großen Tore, wo viele Arbeitende herum liefen und entweder schon anfangen das Schloss zu schmücken für das Fest, oder ihren normalen Tätigkeiten nach gingen. Peter merkte das Faye fiele der Kreaturen komisch ansah, und fing an ihr alles über die verschiedenen Wesen zu erzählen. Er zog sie weiter Richtung Obstgarten und durch den ganzen Schlossgarten und erzählte ihr die ganze Geschichte von der Wanderung zu Aslans-steinernen-Tisch auf der sie den Weihnachtsmann trafen, bis zur Tötung der weißen Hexe, und welche Schlachten sie in den letzten Jahren bestritten hatten. Das Eismädchen lauschte all seinen Worten aufmerksam und versuchte sich so viel wie möglich zu merken.

Peter war ein großartiger Erzähler. Er schmückte seine Erzählungen nicht sonderlich aus, sondern erwähnte einfach alles Wichtiges. Faye konnte jedes seiner damals erlebten Gefühle fühlen, so stark als wäre sie selbst dabei gewesen. Sie war sich nicht sicher ob das mit seiner Erzählkunst zusammenhing oder ob das auf ihre Kräfte zurück verfolgbar war. Es kam ihr generell so vor, als könnte sie die Gefühle anderer besser deuten und spürte sie sofort in sich selbst.

Sie musste schleunigst einen Weg finden um herauszufinden was es mit ihren Kräften auf sich hat. Nur wie sollte sie das anstellen?


Das Eismädchen (Die Chroniken von Narnia) [ON HOLD] Where stories live. Discover now