-Kapitel 92-

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Es waren nur noch wenige Tage bis Silvester vor der Tür stand. Um genau zu sein zwei. Der 29. Dezember. Es war morgens..ich lag allein im Bett und starrte an die Wand. Ich wusste nicht wie ich meinen Tag gestalten sollte. Ich war allein. Łukasz würde den ganzen Tag mit Jakub unterwegs sein. Sie sagten dass sie sich noch etwas auf die Rückrunde vorbereiten wollten. Der Laktattest stand ja vor dem Trainingslager noch an. Was machte ich? Ich war mir nicht mal sicher ob ich überhaupt mit nach Dubai fliegen durfte. Łukasz konnte sich schon selbst verständigen und war nicht mehr auf meine Hilfe angewiesen. Eigentlich wurde ich nicht mehr gebraucht. Dubai wäre natürlich trotzdem toll..ich würde es schon irgendwann noch erfahren.

Im Schlafzimmer war es still. Die einzigen Geräusche kamen von der Uhr die jede Sekunde ihren Ton abgab. Ich lag im Bett und überlegte immer noch wie ich meinen Tag gestalten sollte. Ich könnte ein bisschen die Arbeit nachholen. Oder ich würde einfach mal einen Couchtag einlegen. Ganz entspannt ein paar Filme anschauen oder einfach ein gutes Buch lesen. Genau wusste ich nicht ob ich Łukasz heute nochmal zu Gesicht bekam. Wenn es zu spät war würde er sicherlich nicht nochmal bei mir vorbei kommen.

Ich kam gerade aus der Dusche als es an meiner Tür klingelte. Erwarten tat ich niemanden. Ich schlüpfte schnell in meinen Bademantel und lief zur Tür. Wer da vor mir stand? Wer wohl. Erik natürlich. "Was willst du? Łukasz und mir wieder Vorwürfe machen. Mich nachäffen und dich über meine Entscheidungen lustig machen? Nee lass mal. Da kann ich drauf verzichten!" Ich wollte gerade wieder die Tür zu knallen. "Mich entschuldigen. Ich bin da um mich zu entschuldigen!" Er blickte schuldbewusst auf den Boden. Ich lehnte mich in den Türrahmen verschränkte die Arme vor meiner Brust und schaute ihn kritisch an. "Ach und dass soll ich dir jetzt glauben?" Ich zog meine linke Augenbraue nach oben und wartete auf eine Antwort seinerseits. "Ich möchte dir oder euch..ich weiß ja nicht ob Łukasz auch da is-" ich unterbrach ihn. "Ich bin allein." Er nickte "Dann spreche ich darüber auch nochmal mit Łukasz..aber bitte höre mir zu." Ich überlegte kurz. Schlimmer machen konnte er es ja eigentlich kaum noch. Und wenn er sich entschuldigen wollte konnte ich ihm eigentlich auch diese Chance geben. Ich war schließlich kein Unmensch. Erik sah mich abwartend an. Ich nickte stumm und lief vorerst in mein Schlafzimmer. "Geh ins Wohnzimmer. Du kanns dir auch etwas zu trinken holen...weißt ja wo es steht. Ich komm gleich." Schnell zog ich mir lockere Kleidung an und machte mir einen lockeren Dutt um mich wenig später dann neben Erik..im gesunden Abstand natürlich..auf die Couch fallen zu lassen. "So dann fang mal an." Erik nickte nippte dann noch an dem Glas Wasser was er sich kurz davor noch aus der Küche geholt hatte und atmete tief durch. "Es war falsch." Begann er. "Was war falsch?" Fragte ich provokant. Zu einfach wollte ich es ihm schließlich auch nicht machen. "Mein Verhalten dir gegenüber." Ich zog meine Augenbraue nach oben. "Nur mir gegenüber?" Erik blies laut die angestaute Luft aus. "Nein..auch Łukasz gegenüber. Es war nicht richtig mich so zu verhalten...so ungerecht und egoistisch zu sein. Ich kann nichts dagegen machen dass ihr ein Paar seit..ich kann nichts gegen eure Liebe machen und werde euch da jetzt auch nicht mehr dazwischen kommen. Ich werde es akzeptieren müssen und muss einfach versuchen dich zu vergessen. Ich hoffe dass es klappt und wir irgendwann einmal wieder eine gute Freundschaft aufbauen können." Juch. Seit wann war er so einsichtig. Vor zwei Tagen war er noch egoistisch nur einmal und hatte keines Wegs eingesehen dass man gegen die Liebe zwischen mir und Łukasz nun mal nichts machen konnte..und heute? Er war einsichtig aufmerksam und ging auf Łukasz und mich ein. Ich wusste ja dass das Verhältnis zwischen den beiden noch nie das beste war..ich war mir auch ziemlich sicher dass Łukasz und Erik nie die besten Freunde werden würden..aber ich glaube dass das auch niemand verlangte. Sie sollten miteinander ordentlich reden können. Sollten sich akzeptieren und sich nicht bei jeder Möglichkeit die sich ergab anpampen. "Das ist wirklich toll dass du dir darüber noch mal Gedanken gemacht hast...und auch den Mut dazu hast hier her zu kommen und mit mir darüber zu sprechen. Aber..nimm es mir bitte nicht übel...das braucht Zeit. Ich meine dass es nicht ganz gerecht war was du mir und auch Łukasz an den Kopf geworfen hast. So einfach kann ich oder können wir das auch nicht vergessen verstehst du?" Erik nickte einsehend. "Ich weiß dass und kann euch da auch verstehen..ich werde mich ein bisschen von euch fern halten. Ich verspreche dir dass ich sobald es möglich ist mich auch bei Łukasz entschuldigen werde und ihm nochmal klar und deutlich sagen werde dass ich keine Gefahr mehr darstellen werde. Ich verspreche es hoch und heilig!" Das war eine Absage. Ich war wirklich überrascht darüber dass er auf einmal so dachte und den Mut hatte sich zu stellen und zu entschuldigen. Eigentlich war Erik ein Sturkopf..genau wie Łukasz. Aber dass machte ihn aus.

Erik erhob sich. "Ich mach dann mal los..ich möchte dich nicht weiter stören." Ich nickte und brachte ihn noch an die Tür. "Wir sehen uns." Versuchte ich wenigstens etwas zu lächeln. Er nickte nur und lief dann die Treppen nach unten. Dass nannte ich mal eine Verabschiedung! Ich ließ mich anschließend wieder auf die Couch fallen und schnappte mir mein Handy um Łukasz eine Nachricht zu schreiben um ihn von gerade eben zu berichten.

"Hallo Schatz. Erik war gerade da..er wollte mit uns beiden reden..da du nicht da warst hat er mit mir allein gesprochen. Er möchte aber nochmal mit dir unter viel Augen reden und dir alles erklären. Ich hoffe wir sehen uns heute nochmal.
Ich liebe dich."

Ich legte das Handy wieder auf den Couchtisch und wandte mich dann auch endlich meinem Buch zu.

Ty i Ja? (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt