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Ich fuhr mit tränennassen Augen aus meinen Schlaf heraus, ein simpler Augenblick, um zu wissen, dass ich schlecht geträumt hatte. Ich setzte mich auf, fuhr mir durch das Haar und begann meine Gedanken zu sortieren, was war passiert? Es deutete alles auf einen Albtraum, doch meine Gedanken waren so wirr, dass kaum etwas einen genaueren Sinn ergab. Ich zog die Luft ring, kontrolliert auf meine Atmung, das Licht, welches durch die Vorhänge eindrang, verriet mir, dass der Morgen bereits angebrochen war. Ruhig, ich begann mich zu fassen, doch trotzdem erschien statt eines schlimmen Traums, der eigentlich vor dem puren Horror hätte spuken müssen, nur ich selbst, so als hätte man mich geklont. Konzentriere dich!, ermahnte ich mich selbst herrisch. Freya, sie war es gewesen, sie hatte mich zu sich geholt. Natürlich konnte man meinen, dass dies eine typische Reaktion meines Unterbewusstseins war, um ihren Verlust zu verarbeiten, doch es hatte sich eine Spur zu real angefühlt, um nicht wahr zu sein. Immerhin ergab es Sinn, sie in mir, jedoch war der Riss geheilt, sodass sie mich nur noch auf diesem Weg zu sich holen konnte.

Ich brauchte eine Pause, außerdem hatte ich wirklich großen Hunger, was vermutlich daran lag, dass ich nicht zu Abend essen durfte. War das denn überhaupt zu fassen? Ich war ein Mensch, Nahrung war also mit das Wichtigste, was ich zum Leben brauchte und diese entzog man mir einfach. Früher hätte mich so etwas nie so wütend gemacht, aber nachdem mir meine Mutter endlich einen halbwegs richtigen Essensrythmus gezeigt hatte, musste ich mich natürlich an diesen gewöhnen. Mit Glück würden Eric und Helena mich nicht sehen, wenn ich mir heimlich in der Küche etwas machen würde, wieso auch nicht? Tot brachte ich schließlich niemandem etwas, auch wenn ich Mirandas Plan noch immer nicht verstand, denn tot schien ich für ihren Plan besser, als lebendig.

Ich stand schnell auf und versuchte die Zimmertür so leise wie es mir möglich war zu öffnen, ich kam mir bei dem Versuch fast vor wie eine Diebin. Mit meinen müden Schritten und dazu noch in Gedanken, versuchte ich lautlos die Treppen hinunterzulommen. Zum Glück legte man hier Wert auf 'Ordnung', denn nicht eine der perfekt sauberen Stufen gab auch nur einen Mucks von sich, was mkr natürlich zum Vorteil war. Ich versuchte schon Laute zu erkennen, beinahe wie in auf der anderen Seite, wenn man wissen wollte, ob die Luft rein war, nur dass es hier nicht in erster Linie um Leben und Tod zu gehen schien, ich brauchte 'nur' Essen. Ich bereute es nun wirklich nicht kochen zu können, doch hier waren solche Dinge nie wichtig gewesen, denn schließlich hatte man für solche Dinge Bedienstete, die einem vermutlich sogar den... Ich sollte mich wirklich kontrollieren, immerhin war ich damals selbst nicht besser gewesen. Meine Augen schlossen sich automatisch und ich atmete ein und aus, ich musste es tun, mich auf Mr. Matthew verlassen, auch wenn ich es nicht wollte, Helena war sehr streng gewesen, wenn es um ihn ging. Ich durfte nicht mit ihm reden, es sei denn es waren Befehle, jedoch war ein Danke ebenfalls verboten, ich hatte mich schrecklich gefühlt ihn so behandeln zu müssen. Er verließ das Haus nur, um für uns einzukaufen, doch das Reden blieb ihm verwehrt. Ich hatte mich gefragt, wie man ein solches Leben leben konnte, ein Leben der vollkommenden Stille, ich wollte nicht wissen wie lange er diese Last schon tragen musste. Kaum zu fassen, er kannte mich fast seit meiner Geburt, also knappe zwanzig Jahre, in denen wir zusammen unter einem Dach gelebt hatten, aber dennoch kannten wir uns kaum.

Ich erreichte die Küche, nachdem ich mich sorgsam umgesehen hatte, fast so wie in der verbotenen Zone. Meine Vergleiche waren schlimm, ich war hier, auf der 'perfekten' Seite, auf der ich sicher sein musste, aber warum spürte ich dann die Angst so intensiv in mir, wie noch nie zuvor? Es schien die Angst vor dem Verlust zu sein, aber auch mich selbst erneut zu verlieren, immerhin war ich fast am Ziel gewesen, hatte die innere Freiheit gespürt, doch nun schien sie plötzlich wieder so fern. Ich versuchte meine Gedanken zur Ruhe zu zwingen und öffnete den Kühlschrank, der voller war, als erwartet. Sehnsüchtig suchte ich nach Resten oder zumindest etwas Fertigen, was man gefahrenlos zubereiten konnte, ohne die Küche in Brandt zu setzen, was natürlich alles andere als unauffällig sein würde. So leise wie möglich schob ich die kalt gestellten Zutaten beiseite, um eine größere Sicht zu haben. Etwas Käse, doch für nur ein Brot hatte ich zu großen Hunger. Am besten etwas Großes, was lange satt machte, immerhin kannte ich Helena's Angewohnheit mich ohne Essen in mein Zimmer oder zum Klavier zu schicken. Bei dem Gedanken an das Instrument wurde mir noch kälter, als mir ohnehin schon war, das perfekte Spielen...

Kämpferherz   Gespaltene Seele Where stories live. Discover now