Schneebad

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„Aufwachen du Schlafnase" flüstert Jason in mein Ohr. Ich ziehe mir wie immer die Decke über den Kopf und möchte nur zu gerne weiterpennen. „Kommt gar nicht infrage" nuschle ich gähnend und halte vorsorglich die Decke gut fest, da es immer das Gleiche spiel ist. Jeden verdammten Samstagmorgen, muss ich früh aufstehen. Natürlich liebe ich die Samstage, da Jason dann frei hat und sich den ganzen Tag um mich kümmert. Trotzdem würde ich einen Tag gemeinsam mit ihm, im Bett nicht verachten. Außerdem weiß ich genau, was mir heute blüht. Nach unserem Ausflug nach Missoula vor zwei Wochen und unseren Tag im Splash, vergangenen Samstag, musste ich ihm versprechen heute zu reiten. Auf einem Pferd. Auf einem echten Pferd mit Zähnen und Hufen. Dass er keinen Versuch startet, mir mit Schwung die Decke herunter zu reißen, lässt mich stutzig werden. Ich wage einen Blick unter der Decke hervor und bemerke überrascht, dass er ebenfalls unter der Decke ist. Dann schreie ich auf, als er mich packt, mit beiden Händen und grausam kitzelt. Seine Methoden werden immer brutaler, um mich zu wecken. Irgendwann ist er auf mir und drückt meine Hände auf das Kissen. Mit seiner freien Hand, schiebt er mein T-Shirt nach oben und beginnt, kleine gemeine Küsse auf meinem Oberkörper zu verteilen. „Jason nicht" kreische ich lachend. Das ist die reinste Folter, vor allem wenn man noch todmüde ist und dazu auch kitzlig. Er lässt mich los, küsst aber vorher meine Wange und die Stirn. Ich stehe auf und schlendere wie ein Zombie hinter Jason her zum Bad. Die Nacht in der Bar hat lange gedauert und war wirklich anstrengend. Jason hat mich wieder abgeholt. Ich stecke mir seine Zahnbürste in den Mund und setzte mich auf die Toilette um einen gefühlten Kubikmeter Wasser zu lassen. Jason starrt mich fassungslos an und schüttelt entsetzt seinen Kopf. „Nana, das ist aber nicht gerade Ladyhaft", tadelt er mich lächelnd und verschränkt die Arme vor seiner Brust. Ich bedeute ihm mit einem Nicken in Richtung Türe. „Du kannst ja ganz Gentleman sein und draußen warten, bis ich fertig bin", antworte ich mürrisch und etwas Zahnpastaschaum läuft mir dabei über das Kind. Ok, das ist jetzt wirklich nicht gerade Ladylike. Ich bin ein furchtbarer Morgenmuffel und lasse es meinem Cowboy auch gerne spüren. Entweder er nimmt mich so wie ich bin oder eben nicht und er sucht sich ein Girl, das sich besser benehmen kann als ich. Jason sieht mich abschätzend an und verharrt eine Weile in dieser Pose. Natürlich geht er dann hinaus und schließt die Türe hinter sich.

Meine Klamotten, auch die zum Reiten liegen in Jasons Zimmer. Ich spüle meinen Mund aus, stecke die Bürste zurück in ihren Halter und wandere wieder wie ein Zombie zurück. Das frische Wasser das ich mir ins Gesicht gespritzt habe, half überhaupt nichts. Ich bräuchte mindestens noch zwei bis drei Stunden Schlaf um ein richtig gut gelaunter Mensch zu sein. Aber so früh am Morgen kann ich selbst mit mir nichts anfangen. Mit den Gedanken spielend, mich wieder ins Bett zu legen und weiter zu schlafen tappe ich hinüber zu dem verhedderten Nachtlager das bestimmt immer noch schön warm ist und nach Jason duftet. Die Kombination aus Rasierwasser und seinem eigenen Körpergeruch ist einfach zu verlockend. Wie Plätzchenduft, nur herber. Das Bett gibt keinen Laut von sich als ich mich leise darauf fallen lasse und die kuschelige Decke über mich ziehe. Jason ist mittlerweile fertig angezogen. Naja, fast fertig. Stiefel und Hut fehlen noch. Ohne diese beiden Sachen, verlässt er das Haus auch nicht. Gelegentlich trägt er eine Baseball Kappe. Aber das ist eher selten. Als ich mich auf der warmen Matratze ausrolle gebe ich ein schnurren wie eine Katze von mir und schließe genussvoll die Augen. Ein Wunderbar. Hier könnte ich es das ganze Wochenende bleiben. Einfach nur faul im Bett liegen und dringend nötigen Schlaf nachholen. Angeblich soll genügen Schlaf gut für die Gesundheit und förderlich für die Schönheit sein. Das nehme ich mir dann doch gerne zu Herzen. Allerdings dauert es nicht lange, bis Jason aus dem Bad kommt. Frisch rasiert, gewaschen und mit frischem Atem. „Ich glaub es ja nicht" schimpft er und stemmt seine Hände in die Seiten. „Du liegst schon wieder im Bett". Ich erwidere nichts zeige ihm meinen ausgestreckten Mittelfinger und ziehe mir die Decke ganz über den Kopf. „So das war zu viel", sagt er bestimmend und zieht mir mit einem kräftigen Ruck die Decke herunter. Sie landet irgendwo auf dem Sofa am anderen Ende seines Zimmers. Dann packt er schnell meinen Fuß, damit ich nicht abhauen kann und zerrt mich zu sich an das Bettende. Ich habe keine Ahnung, was er vorhat und befürchte nichts Gutes. Mit aller Kraft kralle ich meine Finger in die Laken und versuche die Matratze greifen zu können. Doch meine Kraft reicht überhaupt nicht aus und schneller als mir lieb ist, lande ich vor ihm. Er fängt meinen Fall vom Bett mit seinen Armen am und wirft mich dann über seine Schulter. Unter lauten Protest und einigen harmlosen Schlägen mit der flachen Hand auf seinen Rücken, trägt er mich nach unten zur Haustüre. „Du brauchst eine kleine Abkühlung, damit du endlich aufwachst", erklärt er bestimmend. Ich weiß nun sofort, wo ich landen werde. Im eiskalten Schnee. Es schneit schon seit vier Tagen ununterbrochen. Die ganze Welt ist eingeschneit und von einer flauschigen, dicken Schicht Schnee überzogen. Ich klammere meine Beine um seine Mitte und meine Finger in sein Sweatshirt. „Lass mich bitte runter", quitsche ich laut. „Ich werde auch nie wieder zurück ins Bett gehen". Jason schaut mir tief in die Augen und versucht herauszufinden, ob ich ihn anlüge. Dann wird sein Ausdruck in den Augen warm und weich. Ich entspanne mich etwas, weil ich damit rechne, dass er mich nun nicht mehr in den Schnee wirft und küsse ihn, um mein Versprechen somit zu unterstreichen. Als er sich von mir löst, bemerke ich, dass seine Mundwinkel verdächtig zucken. „Nein", protestiere ich laut. Doch er geht mit mir auf dem Arm schnurstracks über die Verandatreppe nach unten und lässt mich in den nächstbesten Schneehaufen fallen. Die weiße fluffige Masse verschluckt mich fast komplett. Es ist arschkalt und ich kreische wie eine Ertrinkende. Als ich mich hochrapple, was in den Schneemassen, gar nicht leicht ist, steht neben Jason auch noch Brady und Bill. Alle drei lachen auf meine Kosten.

Cowboy in Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt