Ich dachte, dass mir jeder Recht geben würde, dass ich sagte, dass die Sommerferien immer schnell vergingen. Sie waren so schnell vorüber, wie sie auch kamen. Und der Moment, als ich mit dem Hogwarts-Express angekommen war, ließ mein Herz schneller klopfen in dem Gedanken, dass ich zu der Gegend zurück gekehren war, wo ich aufgewachsen war. Ich hatte so viel wie noch nie in meinem Schuljahr in Hogwarts gelernt und doch war ich ahnungslos über viele Dinge. Deswegen hatte ich mir in der Taxifahrt in den Kopf gesetzt, dass ich McOtello zur Rede stellen werde, wenn es um das Thema 'Hogwarts und dessen Geheimnisse' ging. Er war mir immerhin eine richtige Erklärung schuldig. Ich fragte mich, in welche Häuser meine Eltern in Hogwarts zugeteilt wurden, als sie in die erste Klasse kamen. Aber mir war es egal, ob sie Muggel oder Zauberer waren. Dass ich entweder Rein- oder Halbblüter oder sogar ein sogenannten Schlammblut war. Ich fand nur, dass ich das bekommen wollte, was ich auch verdiente. Teresa, die in meine Arme fiel, als ich mit dem Taxi ankam, weinte vor Freude, als hätte sie mich seit Jahren nicht gesehen. Dabei waren es noch genau zehn Monate, in denen ich weg war. Ich teilte mit ihr das Zimmer, das sie die ganze Zeit über alleine besetzten musste. Es kamen insgesamt acht Kinder während meinem Verschwinden ins Waisenhaus, alles Kleinkinder. Aber auch vier hatten neue Eltern gefunden. Es war hier schwer in der Hauptstadt von England neue Eltern zu finden. Aber ich dachte, dass dies schöne Sommerferien waren. Ich dachte sogar, dass es die Besten waren, die ich je hatte. Mit Teresa spielte ich jeden Tag und sie wurde zur echten Klugheit. Ich war mir sicher, wenn sie eine Zauberin wäre, hätte Ravenclaw ein neues Mitglied. Doch leider wird in ihrem elftem Lebensjahr kein Brief auf sie warten. Der Gedanke ließ mich traurig werden, aber nicht jeder hat das Glück zu einem solchen Schicksaal. Was mich wütend macht, war, dass es in den Sommerferien verboten war zu zaubern. Wie können sich die Schüler weiter entwickeln, wenn sie nicht nachholen können, was sie gelernt hatten? Aber irgendwie schien es auch verständlich zu sein, wenn Erstklässler ihre neugelernten Zaubersprüche aussagen, ohne Aufsicht. Na ja, die hatte ich ja. McOtello lieh mir viele Zauberbücher aus, die ich auch in seinem Büro las, denn er wollte nicht, dass diese je sein Büro auch verließen. Aber einige, die er besaß, hatte ich bereits in Hogwarts gelesen. In den Sommerferien half ich natürlich wieder beim Putzen, sowie andere Kinder auch. Als ich das erste Mal nach so langer Zeit wieder den Waschlappen in die Hände nahm und die Fliesen in den Fluren putzte, fiel mir auf, dass ich es vermisst hatte. Ich hatte tatsächlich das alltägige Putzen vermisst. Aber über die Sommerferien hatte sich etwas zwischen mir und McOtello verändert. Denn als ich ihn gefragt hatte, wie meine Eltern so waren und ob sie je Zauberer gewesen waren, sagte er zu mir: „Ich bin nicht derjenige, der dir dies beichten wird." Und dann schickte er mich raus. Seitdem redete ich mit ihm nie wieder über meine Eltern. Juli. August. Die Monaten vergingen schnell. Und dann, zwei Tage vor dem 1. September, vor Schulbeginn, war es wieder Zeit. Mein zweites Schuljahr stand bevor. McOtello fuhr mich zur Winkelgasse, höchst persöhnlich. Wir nahmen nicht den Weg, den mir einst Professor Quirell gezeigt hatte. Bei dem Gedanken an ihn wurde mir schon schlecht, wenn ich nur daran dachte, dass er ein Verbündeter Voldemort war. Ich fragte mich, wieso er so nett zu mir war und mir den Weg zur Winkelgasse gezeigt hatte. Irgendetwas oder irgendwen wollte, dass ich ohne Probleme nach Hogwarts gelangte. Wir blieben vor einer Gasse stehen und gingen durch zwei hohe Häuser entlang. Der Weg war nass und er trocknete wohl nie aus. Ich folgte McOtello bis zu einer Holztür, gegen die er klopfte.
„Wer ist da?"
„Ich bin's, McOtello."
Die Tür wurde aufgerissen und wir traten herein. Der Mann schien einem alten Seeman auf See zu gleichen. Die Haare fettig und nass, er stank nach Schweiß und hatte nur noch einen Zahn heraus hängen. Außerdem hielt er eine Pfeife in der Hand und qualmte mir damit ins Gesicht.
„Wer ist das?", fragte er.
„Jade Brian.", stellte mich McOtello vor und schaute zu mir herunter. „Jade, das ist ein guter alter Freund von mir."
„Nenn' mich Hanks.", sagte er und wollte mir die Hände schütteln.
„Dafür haben wir keine Zeit.", sagte McOtello und rettete mich vor dem wiederlichen Händeschütteln.
Er ging durch eine weitere dunkele Gasse, bis wir vor einer Art Tor standen. Hanks kam hinter uns her und pfiff mir wieder ins Gesicht, wobei ich husten musste.
„Welches Haus?"
„Ravenclaw.", antwortete ich Hanks.
„Oh, eine Ravenclaw. Beeindruckend.", lächelte er boshaft und verschwand.
Ich runzelte die Stirn und McOtello stand vor mir. Er schaute liebevoll zu mir herunter und kniete sich sogar vor mir hin, obwohl er ja dann kleiner wurde, als ich.
„Vergiss Hanks, er war ein Slytherin, aber einer der wenigen, die noch nett waren. Er war in Hogwarts mein bester Freund. Ich habe leider keine Zeit deine Einkäufe mit dir in der Winkelgasse zu erledigen. Du kommst alleine klar?"
„Wie immer."
Er öffnete das Tor und wir standen in einer Gasse, die zur Winkelgasse führte. Ich nahm meine Sachen und ging durch die Gasse.
„Auf Wiedersehen, Jade!", rief er mir hinterher, doch als ich mich umdrehte, hatte er das Tor bereits verschlossen.

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Jade Brian: Die Kammer des Schreckens
FantasíaDie 12-jährige Zauberlehrling Jade Brian muss die Sommerferien wieder im Waisenhaus verbringen und wartete jeden Tag darauf wieder in ihr richtiges Zuhause zurückzukehren. Doch als sie nach Hogwarts zurückkehrt, passieren grausame Dinge. Schüler ver...