Kapitel 9 - Erstmal feiern und heulen.

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Colin und Mitch stießen mit ihren Bechern an und tranken im nächsten Moment aus ihnen. Dann lachten sie und tanzten weiter zur Musik. Sie verhielten sich vollkommen normal, wie es Freunde auch tun sollten. Es wollte nicht in meinen Kopf rein, warum sie sich so verhielten, wenn sie mal zusammen waren.

Gut, klar, es konnte ja auch sein, dass sie in aller Freundschaft auseinander gegangen sind. Aber das würde nicht erklären, warum Colin partout nicht drüber reden wollte und erst recht nicht, warum er an dem einen Abend so nachdenklich war.

Ich hatte ja bereits die Vermutung aufgestellt, dass Mitch vielleicht noch was von Colin wollte. War das bei Colin vielleicht auch so? Nein, das konnte eigentlich nicht sein. Knapp zwei Wochen zuvor hatte er mich ja noch…. ARG! Darüber wollte ich eben NICHT nochmal nachdenken. Aber es schloss eben aus, dass Colin wirklich noch Mitch nachtrauerte. Oder Colin war die zwei Wochen zuvor nicht ehrlich zu mir und wollte mich nur ausnutzen. So oder so wäre es alles ein bisschen blöd, oder nicht?

„Auf wen starrst du das die ganze Zeit?“, fragte Marie und reichte mir einen Becher. Ich zuckte mit den Schultern und deutete auf Colin und Mitch.

„Es will nicht in meinen Kopf hinein, wie die beiden das gelöst haben und warum.“, gab ich zu und nahm einen Schluck. Ich schaute in den Becher und verzog das Gesicht. Es war bloß Bacardi Razz und Sprite, aber die Mischung machte es. Es war zu viel Bacardi drin. Das konnte was werden. Ich und Alkohol…

„Wenn du es wissen willst, musst du Colin einfach fragen.“ Marie nahm ebenfalls einen Schluck, schien sich bei dem Gemisch allerdings keine Gedanken über die Zusammensetzung zu machen.

„Ich warte lieber, bis er es mir von sich aus erzählt.“ Wieder zuckte ich mit den Schultern.

Ich ließ meinen Blick ein wenig schweifen. Noah und Finn hatten zu dieser Party fast die halbe Schule eingeladen. Das Haus war bis oben hin voll mit Leuten, die sich im Wohnzimmer auf der provisorischen Tanzfläche aneinander rieben oder einfach nur hin und her hüpften. In der Küche direkt neben dem Wohnzimmer veranstalteten einige andere Leute Trinkspiele und im Garten standen ebenfalls genug Leute, die sich unterhielten und tranken.

Von meinem Platz aus, angelehnt an die Küchentheke, konnte ich gut die Tanzfläche überblicken.

In einer hinteren Ecke sah ich, wie Elias und Janine mit Finn und Noah redeten. Elias hatte seinen Arm locker um Janines Hüfte gelegt und küsste sie gelegentlich auf die Wange. Das Glitzern und die Liebe in seinen Augen waren kaum zu übersehen. Die Eifersucht und der blanke Neid machten sich bei mir breit, aber ich schluckte es einfach zusammen mit dem Gemisch in meinem Becher.

Ich konnte ja wohl kaum hinlaufen und ihr die Augen auskratzen und Elias vor allen Leuten hier wild abknutschen. Ich wollte einfach nur, dass er glücklich ist und das war er auch mit ihr. Ich wünschte mir nur manchmal, dass ich an ihrer Stelle wäre. Ach, was redete ich da bitte? Ich wünschte es mir nicht nur manchmal, ich wünschte es mir immer. Aber ganz im ernst? Ich hatte es langsam akzeptiert, dass es nichts werden konnte und entschloss mich, mich einfach für ihn zu freuen. Meine Liebe zu ihm würde ich nie verlieren, das wusste ich. Aber solange er glücklich war, wollte ich ihm das auch nicht nehmen.

„Leo, du starrst ihn an.“, flüsterte mir von der Seite jemand ins Ohr. Ich fuhr unwillkürlich zusammen und legte meine Hand an mein Ohr. Ich drehte mich zur Seite und schaute in Colins grinsendes Gesicht. Er hatte wieder sein Septum drin, worauf ich immer ganz automatisch starren musste. Ich blickte zur Seite und sah, wie Marie sich mit Mitch unterhielt.

„Kann ich ja nicht ändern!“, zischte ich und verschränkte die Arme, darauf bedacht nichts zu verschütten.

„Komm mal mit!“, forderte er und zog mich an meiner Hand mit durch die Menge, genau zu den Vieren, die ich eben noch so angestarrt hatte.

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