Die Oase

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Die Spur im Wind


Obwohl wir uns noch lange unterhielten sprachen wir zu meinem Bedauern nicht länger über Magie. Nur als ich ging gab er mir noch eine Aufgabe mit. „Spüre den Sand",sagte er zum Abschied und wiederholte es flüsternd während ich schon nach draußen ging: „Spüre den Sand ..." Draußen kam She-Naya mir aufgeregt entgegen. Sie streichelnd sah ich zu den Dünen im Westen, hinter denen die Sonne grade verschwunden war. Nur noch ein gelber Schweif am Horizont ließ sie erahnen. Ich nahm eine Handvoll Sand und ließ ihn durch meine Finger rieseln. Doch gab es mir keine Antworteten. So ging ich nachhause, She-Naya an meiner Seite. Ein paar Orks, die noch nicht in den Zelten waren,gratulierten mir zu meiner neuen Stellung im Clan. Zuhause jedoch sprach keiner. Es schockierte mich nicht. Mein Vater als der Oberste Jäger, hätte auf meine Entscheidung genauso reagiert. Nur, dass es nun keine direkte Entscheidung war, die er als Fehltritt hätte abtun können, sondern ein Zeichen, welches keiner im Clan ignorieren konnte, das machte ihm zu schaffen. Auch am nächsten Tag sprach er kein Wort und als er mit Speer bewaffnet am Morgen zur Jagd ging,schüttelte er nur den Kopf. Denn er sah, als ich die Schamenen kette um den Hals legte, dass dort keine Reue in meinen Augen war sondern Stolz. Eines muss ich zugeben liebe Schüler, ich habe vor diesem Tag nie den Wunsch gehabt die arkanen Künste zu meistern. Doch als ichdie knöcherne Runen-Kette um den Hals legte, die mir mein Meister noch am Tag zuvor gegeben hatte, da begriff ich es. Ich würde nach meiner Ausbildung mehr Macht in den Händen halten, als jeder Speer und jede Axt des Clans. Keine Einstellung, die man als Meister bei seinen Schülern sehen wird. Aber sehen wir der Realität ins Gesicht. Fast jeder von euch, wehrte Schüler, versucht mit dieser dunklen Motivation die Magie zu beherrschen. Die Aufgabe von uns Meistern ist nur euch den rechten Weg zu zeigen. So war es auch bei meinem.

Denn wir sprachen fürs Erste nicht mehr über Magie. Das einzige was er tat, war mich jeden Tag aufs Neue zu fragen: „Spürst du es schon?" Und jedes Mal, wenn ich keine Antwort wusste, wandte er sich ab. Er gab mir dann Aufgaben wie Schriftrollen sortieren, kochen oder sogar das Zelt aufräumen. Nach einer Woche zog der Clan weiter Die Zelte wurden abgebaut und auf die Sandschlitten geschnallt. She-Naya war abgesehen von den Welpen der einzige Schakal, der keinen ziehen musste. Nicht, weil sie zu jung gewesen wäre, aber die Hüter waren der Ansicht, dass ein frisch aus der Wüste kommendes Jungtier noch zu wild sei, um eine solche Verantwortung zu tragen. So stand sie neben mir und meinem Meister auf dem Schamanenschlitten. Als das Horn ertönte setzte sich der Clan in Bewegung. Ich merkte, dass sie Angst hatte und streichelte sie. Der Wind half mir dabei. Er streichelte ihr durchs Fell.Mitunter waren auch ein paar Sandkörner dabei, aber das kümmerte sie nicht. Nach einer Weile war auch ihre Angst im Wind verschwunden.In dem Moment, in dem ich meine Hand von ihr nahm, spürte ich es.Auch wenn es nicht der Sand sondern der Wind war, der zwischen meinen Fingern rieselte, so wurde mir langsam klar, was mein Meister gemeint hatte. Ich hob meine Hand und schloss die Augen. Und ich spürte ihn:Den Wind.

Nachdem wir den halben Tag gefahren waren spürte ich auch die Veränderung in ihm. Zu Anfang nur den Windschatten. Wann wir in ihn rein fuhren und wann wir ihn verließen.Irgendwann glaubte ich auch die Umrisse des Schlittens vor uns zuspüren. Als ich die Augen öffnete, um zu prüfen, ob es Einbildung war, zeichnete sich ein zufriedenes Grinsen in meinem Gesicht. Denn es war keine. „Mach weiter", sagte mein Meister, ohne seinen nach vorne gerichteten Blick abzuwenden. Nach ein paar weiteren Stunden konnte ich auch die Schlitten neben uns spüren. Sogar die, die hinter uns fuhren. Nicht so deutlich wie den vor uns, aber dennoch erkennbar. Die Dämmerung setzte ein und langsam fing ich an nicht nur das Äußerliche zu spüren. Nicht etwa die Gedanken, nicht einmal geübte Schamanen können diese lesen. Und dennoch trug der Wind einiges zu mir. Das erdrückende Gefühl eines gelangweilten Kindes im Schlitten vor uns, die Sorge eines Mannes, den ich erst jetzt als den Häuptling erkannte und etwas, das ich selbst erst einmal nach meinem Sher-Toc gespürt hatte. Erschrocken öffnete ich die Augen. „Willst du wissen wie sie heißt", fragte er. Auch wenn es selbst mit Magie unmöglich ist Gedanken direkt zu lesen, so lässt sich der Rest jedoch sehr oft deuten. Ohne meinen hoffnungslosen Protest abzuwarten, sprach er weite: „Ihr Name ist Rala-Ac ... die Häuptlingstochter." Ich schluckte. „Keine Sorge", meinte er. „Als mein Lehrling bist du nach ihr die Beste Wahl im Ganzen Clan." Als wir am Abend ankamen, war unser Clan nicht der erste.

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⏰ Last updated: Feb 29, 2016 ⏰

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