Kapitel 10

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PoV Lukas

"Meinste Dustin ist auch da?" fragte mich Tim während er sich einen Joint drehte. Ich zuckte nur mit den Schultern. Das war das erste Jahr in dem ich nicht zusammen mit ihm zu dieser Party ging.
"Keine Ahnung. Ist doch egal. Heute kein Stress, würde ich sagen. Das würde allen, und vorallem uns, den Abend versauen." Tim nickte, steckte sich den Joint in den Mund und zündete ihn an. Nach ein paar Mal ziehen, reichte er ihn an mich weiter, aber ich lehnte ab. Tim hob eine Augenbraue.
"Alles klar bei dir? Du bist seid Donnerstag so komisch." Wieder zuckte ich nur mit den Schultern. Er sollte nicht wissen, dass ich Dustin schon irgendwie vermisste. Auch wenn mein Kopf mir sagte, dass es falsch war.
"Ist es wegen Dustin?" hackte er weiter nach und traf genau ins schwarze. Ich verdrehte die Augen.
"Also ist es wegen Dustin." schlussfolgerte Tim und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
"Ich bin nicht Robin, auch nicht Jack Lukas. Du kannst mit mir reden. Ich hatte nie was gegen Dustin. Darum bin ich auch bei euren Prügelrunden nie dabei. Ich find das nicht gut. Aber es ist eure Sache." Er zuckte mit den Schultern. Erstaunt sah ich Tim an. Es war mir bis jetzt nie aufgefallen, aber er war wirklich nie dabei, wenn wir anderen Leute verprügelt hatten.
Ich streckte mich und seuftze.
"Ich hab keine Ahnung, man. Einerseits vermiss ich es total mit ihm abzuhängen. Niemand kennt mich so gut wie er, oder versteht mich so gut. Aber andererseit versteif ich mich total wenn er mir zu nahe kommt und mein Kopf schreit mich die ganze Zeit an, dass Dustin einfach nur ne scheiß Schwuchtel ist." Tim schnaufte und schmiss den nicht mal halb gerauchten Joint weg.
"Weißt du was ich glaube? Das deine scheiß Erzeuger, einfach so ne verdammte Angst in dich reingeprügelt haben, dass du glaubst Schwule auch hassen zu müssen. Das hat sich in deinem Kopf festgesetzt. Einfach weil du nicht mehr von deinen Alten kassieren willst." Ich ließ den Kopf nach hinten fallen. Dann musste ich ein bisschen lachen.
"Du kommst so krass nach deinen Eltern." Auch Tim lachte. Seine Eltern waren beide Psychologen.
"Kann sein. Aber denkst du denn es könnte stimmen? Deinen Eltern sind schon ziemlich heftig. Jedes Jugendamt würde einen Herzinfakt bekommen."
"Ich bin bald achtzehn. Die paar Wochen halt ich noch aus. Dann zieh ich weg von hier und dann können die mich mal." Tim nickte.
"Vielleicht solltest du mal mit Dustin reden?" Ich schnaufte und schüttelte den Kopf.
"Lieber nicht. Erstens würde es eh nichts bringen solange ich noch zu Hause wohne, zweitens will er wahrscheinlich eh nichts mehr mit mir zu tun haben und drittens kleben er und sein neuer Wachhund ja förmlich aneinander." Kyle würde auf jeden Fall noch ein Problem werden. Nur wusste ich zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht was für ein Problem.
"Ja." sagte Tim säuerlich. "Kyle ist schon niemand mit dem man sich anlegen will, auch wenn er ganz nett zu sein scheint. Ich hab von Robin gehört, dass der dich ziemlich dran bekommen hat" Ich warf Tim einen vernichtenden Blick zu, der ihn sofort verstummen ließ.
"Der Typ geht mir auf die Nerven. Nur weil er zwei Meter groß ist und kräftiger ist als die Anderen spielt er sich als Superbeschützer auf." Tims Mundwinkel zuckten.
"Ohne uns oder besser noch, ohne euch würde niemand einen Superbeschützer brauchen. Weil alle anderen an der Schule ist es egal, dass sie Schwul sind. Ich würde wetten, es gibt vielleicht sogar noch jemanden an unserer Schule der schwul, lesbisch oder bi ist, aber aus Angst nichts sagt. Und so sollte das wirklich nicht sein." Ich biss auf meine Unterlippe. War gut möglich. Und irgendwie hatte er ja recht.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Halb acht. Um acht wollten wir los gehen und uns mit den Anderen treffen.
"Ich will da jetzt nicht drüber reden. Machen wir uns lieber fertig." Tim nickte und wir standen auf. Ich ging oben ins Bad und Tim unten. Meine Klamotten hatte ich heute Mittag schon rausgesucht, da ich hier gepennt hatte. Eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und weiße Nikes. Ein paar Mal fuhr ich mir noch durch die Haare und fertig.
Unten wartete schon Tim. Er trug ein rotes Shirt und eine schwarze, löchrige Jeans.
"Können wir?" fragte er und musterte mich. Ich nickte und wir verließen Tims Haus. Nach wenigen Minuten hörte man schon die laute Musik der Discothek. Viele Leut standen draußen und unterhielten sich oder lehnten an der Wand und knutschten rum. Zusammen mit Tim betraten wir gerade die Disco, als ich einen Blick im Rücken spürte. Ich drehte mich um und sah Dustin und Kyle, die beide an der Wand lehnten.
"Kommst du Lukas?" riss mich Tims Stimme aus meinen Gedanken und wir gingen rein.

Herz oder Kopf?Where stories live. Discover now