10 ~ W a r t e n

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04.04.2016

10 – Warten

In Rekordverdächtiger Geschwindigkeit zog ich das iPhone aus meiner Hosentasche und entsperrte es. Ohne richtig hinzusehen öffnete ich die Nachrichtenapp und sah auf den obersten Chat. Sofort prangte mir der von ihr eingespeicherte Smiley entgegen, den sie als ihren Namen gesetzt hatte. Ohne lange zu zögern, und das obwohl mir der kalte Schweiß schon in gefühlten Strömen über die Schläfen rann, tippte ich nun auch noch auf den Chat. Ihre Nachricht war nicht sehr lang, aber sie schien genau das zu beinhalten, was ihre Persönlichkeit ausmachte.

Sarkasmus, Feindseligkeit und abstoßende Worte.

Danke für die Nachricht, und deine viel zu nett gemeinten Worte. Seit wann sind Typen solche Waschlappen? Aber weißt du was viel schlimmer ist? Du hattest nicht vor mich zu fragen, wann und ob ich überhaupt noch möchte. Du hast es vorausgesetzt, dass ich wirklich mitkomme und mir nicht einmal mehr eine Wahl gelassen. Was ist wenn ich heute Abend schon was vor habe? Oder wenn ich heute keinen Bock hätte, weil ich zu viel gearbeitet habe, da nicht jeder das Glück hat berühmt zu sein?", ich stoppte. Denn Glück konnte ich das Berühmtsein nicht unbedingt nennen.

Das war falsch gewählt. Klar hatte es gewisse Vorzüge, die ich nicht mehr missen wollte, allerdings stellte sie es so dar, als wäre es das aller größte auf der Welt das zu sein was ich war. Dass es mindestens genauso viele Nachteile wie Vorteile gab, schien sie außer Betracht zu lassen. Einmal grunzend sah ich wieder auf das Smartphone in meinen Händen zurück und las weiter.

Nur hast du Glück, dass mich der erste Teil deiner Nachricht so umgehauen hat, weil dir ja (aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer) was an mir zu liegen scheint und (auch wenn du viel zu eifrig) Interesse an mir zeigst kann ich dir sagen, dass ich heute Abend noch nichts vor habe. Ich sende gleich einen Standpunkt. Gruß."

Ich ließ fast mein Handy fallen, als ich aus Reflex in die Hände klatschen wollte. Die drei andern schienen nun wirklich zu denken ich hätte einen an der Klatsche.

„Niall. Atme.", Harry lachte, vermutlich dachte er ich würde als Reaktion auf seinen Kommentar von vor wenigen Sekunden nun so reagieren. Aber da lag er falsch und Meilenweit daneben. Ich grinste wie blöd auf meine Hände herab.

„Tue ich doch du Schlau.", dann sah ich hoch, gerade im letzten Moment um nicht gegen die Aufzugtür zu laufen. Ich stoppte und sah meine drei besten Freunde an. „Sie hat geantwortet."

Sie ist das Mädchen von gestern Abend was fasst eine Bandauflösung hervorgerufen hat?", Louis schlug mir gegen den Oberarm. Ich nickte.

„Ich treffe sie heute."

„Date. Nialler hat ein Date."

„Nenn es doch wie du willst.", und dann ging die Fragerei los. Was, wie, wann genau, wo, warum... Das Warten auf den Aufzug und die anschließende Aufzugfahrt schien die lauteste Zeit zu werden, die ich jemals erlebt haben würde. Und das sollte was heißen, wenn man bedachte wie wahnsinnig laut unsere Konzerte waren.

„Ruhig und geordnet!", schaltete ich mich dazwischen und endlich wurde es ruhiger und das Gewusel löste sich in Luft auf.

„Okay, fangen wir mittendrin an."

„Mittendrin hat überhaupt keinen Sinn.", ich schüttelte belustigt den Kopf und sah mich zu Louis um.

„Aber damit bereiten wir dich auf dein Treffen heute Abend vor. Was hast du mit ihr vor?", meine Farbe flog aus meinem Gesicht, mein Herz sackte in den Keller.

„Scheiße!"

„Du sollst nicht fluchen!", Harry lachte lauthals auf.

„Was soll der Ausruf bedeuten?", Liam runzelte besorgt die Stirn.

Million Faces √ - Wattys2016Where stories live. Discover now