13 ~ T r e f f e n

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23.04.2016

13 – Treffen

Als ich mich um etwa fünf nach halb fünf dann endlich beruhigt hatte, kam die nächste Panikattacke. Ich hatte gesagt, ich würde sie abholen. Dabei aber vergessen, dass ich berühmt war. Aus dem Hotel unbemerkt raus zu kommen, würde sich schon als eine Kunst an sich darstellen. Ich konnte sie allerdings schlecht zu Fuß abholen. Hier hatte ich kein eigenes Auto, das mir frei zur Verfügung stand. Also rief ich kurzerhand bei unseren Securityleuten an. Immerhin konnte ich mir jetzt schlecht auf den letzten Drücker ein Auto leihen gehen. Ich musste eins nehmen, was sowieso von uns war oder zumindest in irgendeiner Weise zu uns gehörte.

Die Treppe zur Tiefgarage hinunter rennend, stolperte ich bei fast jeder dritten Stufe. Zu dem Zeitpunkt stand nicht einmal mehr fest ob ich den Wagen bekommen würde. Der Aufzug hatte mir zu lange gedauert, deswegen hatte die Treppen herhalten müssen. Mein Handy an mein Ohr gedrückt, schrie ich die Antworten und Fragen in dieses hinein und kam dann keuchend vor dem schwarzen Wagen zum Stehen. Mir war heiß und kalt zugleich. Jemand würde mir gleich die Schlüssel bringen. Ich stopfte mein Handy in meine Hosentasche, hob die Arme um meine Stirn abzuwischen, sah dann im Seitenspiegel nach wie grauenvoll ich wirklich aussah und bekam dann einen erneuten Hysterieanfall, als ich dabei die fetten Schweißflecken unter meinen Armen in meinen Achseln sah.

Panisch knöpfte ich mein Hemd ganz auf, nahm den Schlüssel entgegen, als der Mann aus unserem Team kam, programmierte mein Handy mit der Adresse, sprang ins Auto, schmiss mein Handy in die Mittelkonsole und stellte die Zielführung und das Auto an. Das Hemd hing ich so über das Armaturenbrett, dass die Achseln etwa über den Lüftungsschlitzen hingen und stellte dann während dem Ausparken diese an. Das war das Einzige was mir aus der Not heraus eingefallen war. Und ich hoffte inständig, dass es funktionieren würde. Wenn nicht, war ich geliefert.

Ich fuhr, von meinem neben programmierten Handy zum Navigationsgerät geleitet, zu der Adresse die sie mir genannt hatte. Mein Blick wanderte dabei immer wieder auf die Uhr vor mir im Armaturenbrett. Die Zeit verging so schnell und mir wurde nicht kälter, meine Nervosität legte sich nicht, und ich drohte zu spät zu kommen. Das Ganze war zum Mäusemelken. Es war verdammt anstrengend und es kam nichts bei raus. Die Autos fuhren heute aber auch wirklich langsam. Und jede Ampel war rot. Selbst am einzigen Bahnübergang auf dieser Strecke waren die Schranken unten.

Als ich vor dem Andreaskreuz hielt schlug ich entrüstet mit meinen Händen auf das Lenkrad ein. Immer und immer wieder. Bis ich mich besser fühlte. Oder zumindest genau das von mir glaubte. Ich griff nach dem Hemd, das seit der fünfzehnminütigen Fahrt nun darüber hing und zog es an. Gerade als zwei Knöpfe zu geknöpft waren, ging die Schranke wieder auf. Und so ging das dann weiter, bis ich fünf Minuten später vor einem kleinen Hundesaloon in einer Parknische parkte: bei jeder Ampel knöpfte ich das Hemd zu, eben soweit ich konnte, ehe ich erneut losfahren musste. Die Flecken waren weg. Und ich war noch zwei Minuten vor der Treffzeit angekommen. Erstaunlich.

Zufrieden seufzend angelte ich mein iPhone aus der Mittelkonsole in welche ich es vor wenigen Minuten erst verfrachtet hatte, schloss die Maps-App und öffnete WhatsApp. Sie schrieb gerade und keine zehn Sekunden später konnte ich auch schon ihre Nachricht lesen. Aus Reflex tippte ich beim Aufleuchten ihres Chats auf diesen und öffnete damit direkt ihre Nachricht. Ich hätte mir am liebsten selbst vor die Stirn geschlagen deswegen, aber jetzt war es zu spät. Ich hörte praktisch Louis Stimme wie er sagte „Warte die obligatorischen Minuten ab, bevor du ihr schreibst.", was totaler Schwachsinn war, weil er mir a) so etwas noch nie gesagt hatte und es b) total unnötig war zu warten. Aber es hätte c) gut zu Louis gepasst, so etwas zu sagen.

Million Faces √ - Wattys2016Where stories live. Discover now