Kapitel 13

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Der Morgen begann mit dem Aufstehen. Dieses Mal hatte ich zwar daran gedacht, den Wecker zu stellen, jedoch war ich bereits seit 05:30 Uhr wach. Obwohl ich wusste, dass ich noch ein letztes Mal in dieser Woche den Schultag meistern muss, bin ich ganz guter Dinge. Es ist schon lange her gewesen, dass ich wieder so gut geschlafen habe.
Die hereinbrechende, strahlende Sonne von draußen verstärkte meine gute Laune sogar noch.
Auch wenn es noch ganze zwei Tage bis zu dem privaten Treffen mit Leyla sind, machte sich bereits heute schon meine Vorfreude auf den Sonntag bemerkbar.
Was sollte bis dahin noch Schlimmes vorfallen? Heute habe ich endlich wieder Sport mit ihr. Sie wird bestimmt wieder hinreißend in den Sportklamotten aussehen, die sie trägt. Ich hoffe nur, dass ich nicht wieder auf Frau Summer drauffalle,
einmal blamieren reicht völlig.
Ich hüpfte sofort aus dem Bett und ging zu meinem Stuhl herüber, der vor dem Schreibtisch stand.
Bereits gestern Abend habe ich mir die Klamotten für heute zusammengelegt. Ich habe keine Lust auf das morgentliche Gesuche, was ich anziehen sollte. Schon in meine blaue Röhrenjeans von S. Oliver und den roten Pulli geschlüpft, eilte ich fröhlich in unser Bad und putzte mir die Zähne. Eigentlich fragte ich mich gerade selbst, warum ich alles so schnell machte. Der Bus kommt ja erst in knapp 45 Minuten.
Freudestrahlend mit einem Grinsen auf dem Gesicht ging ich in die Küche, holte mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank und setzte mich an den Küchentisch.
Mama kam die Treppen runter und blieb plötzlich wie auf Knopfdruck stehen.
"Ach sieh an. Schon so früh auf?"
Ich: "Joahh, warum nicht. War einfach schon wach und man muss ja nicht noch weiter dann im Bett rumhocken."
Mama zog unglaubwürdig eine Augenbraue hoch und lächelte. Ja ich weiß.
Für gewöhnlich genieße ich jede Minute mit dem Umherwälzen im Bett am Morgen.
Dann ist es heute ausnahmsweise mal anders. Mama: "Was möchtest du auf die Stulle draufhaben?"
Ich sah zu ihr und grinste mit vollem Mund.
"Nwwwuuu....tee...a."
Mama wieder unglaubwürdig:
"Dir muss die Stulle mit Nutella ja schmecken, nicht mir."
Einige Minuten später saß auch Leonie am Essenstisch mit einer kleinen Schüssel Müsli. Nachdem wir alle mit Frühstücken fertig waren, packten Leonie und ich die Brotdosen mit zwei Wasserflaschen in die Schultasche. Auf dem Weg zur Bushaltestelle lief Leonie vor mir.
Sie ging rückwärts mit dem Gesicht zu mir und musterte mich neugierig.
"Steht heute etwas Besonderes an? Du wirkst so fröhlich und das ist seltsam, wenn man bedenkt, dass wir gerade in die Schule gehen. Ist es wegen deinem neuen Lover?"
Gelassen erwiderte ich mit einem belustigten Unterton in der Stimme:
"Möglich."
Leonie merkte, dass weitere Fragen darüber im Moment keinen Sinn hätten.
Ich würde ihr sowieso nur knapp antworten. Sie lief nun wieder neben mir her. Einige Zeit später kam der Schulbus und wir setzten uns nach hinten.
Leonie steckte sich Musikhörer in die Ohren, ich hingegen schaute nach rechts aus dem Fenster und lächelte.
Ich konnte mir auch nicht erklären, warum ich die ganze Zeit lächeln muss.
Es ist eher wegen dem, was noch kommt und Mamas Worten. Ihre Worte hallten immer noch in meinem Kopf.
Es gibt für Alles immer eine Lösung.
Ich überlegte die ganze Zeit, was dieses Gefühl zwischen Leyla und mir eigentlich ist. Immer dann, wenn ich glaubte, ich sei verliebt in sie, schlug ich es mir wieder aus dem Kopf.
Das kann nicht sein. Ich stehe doch gar nicht auf Frauen. Wie kann ich nur glauben, ich sei verliebt?
Man kann doch erst einen Menschen von ganzem Herzen lieben, wenn man ihn kennt oder? Ich kenne Frau Summer eigentlich doch gar nicht. Nur wenn ich nicht verliebt bin, was hat dann dieses geborgene Gefühl in mir zu bedeuten, wenn ich sie sehe? So oft ich auch darüber nachdenke, ich weiß es einfach nicht.
Beim Rausschauen aus dem Fenster beobachtete ich die Umgebung.
Wir fuhren an vielen grünen Bäumen und Radfahrern vorbei. Die Sonne draußen scheint so wunderschön, dass man einfach gute Laune an so einem tollen Tag haben muss.
Der Schulbus hielt und wir stiegen aus. Auf dem Weg zum Matheraum lief mir Frau Summer auf dem Gang entgegen.
Als sie mich sah, lächelte sie sofort.
Sie kam auf mich zu und ich wurde nervös.
Nun stand sie direkt vor mir und schaute in meine blauen Augen.
Frau Summers strahlt mich an.
"Hallo Milena. Du scheinst ja echt gut gelaunt zu sein. Wie geht es dir denn und welches Fach hast du jetzt?"
Wie kann man bei diesem engelsgleichen Anblick keine gute Laune haben?
Lächelnd entgegnete ich: "Guten Morgen Frau Summer. Mir geht es supi und ich habe jetzt Mathe bei Herrn Schwieger.
Wie geht es Ihnen?"
Frau Summer, den Blick nicht von meinen Augen abgewandt: "Mir geht es auch gut.
Jetzt natürlich noch besser."
Ich schluckte über ihre Worte. Jetzt noch besser? Freute sie sich etwa, mich zu sehen? Bei diesem Gedanken wurde mir sofort warm ums Herz.
Frau Summers Wangen röteten sich augenblicklich und sie schaute schnell zu Boden. Sie redete hastig:
"Ähhm...ok. Dann viel Spaß bei Mathe und bis nachher."
Sie lief nun fluchtartig an mir vorbei. Ich musste innerlich lachen. Wie süß sie doch sein konnte, es klang dazu noch so ehrlich.
Dass ich mal gut gelaunt in den Matheunterricht gehe, ist etwas ganz Neues. Der Lehrer saß schon am Lehrerpult und schaute auf irgendwelche Papiere.
Ich setzte mich neben Samira auf meinen Platz. Es klingelte zum Unterricht und Herr Schwieger ergriff das Wort.
"Guten Morgen liebe 10b. Es wird euch nicht gefallen, aber wir schreiben jetzt eine Leistungskontrolle."
Auch wenn Herr Schwieger einen entschuldigenden Blick machte, änderte es die Reaktion meiner chaotischen Klasse keinesweg.
Alle guckten geschockt.
Einige legten verzweifelt ihren Kopf auf den Tisch. Andere warfen mit Sätzen um sich wie 'Ich habe aber doch gar nicht gelernt' oder 'Warum denn gleich am frühen Morgen eine LK, das ist doch unfair'.
Herr Schwieger: "Ruhe! Es ist nur eine kleine LK. Wir haben das Thema 'quadratische Gleichungen' bereits im letzten Jahr durchgenommen und auch diese Woche genug geübt. Ihr hattet genug Chancen, um euch darauf vorzubereiten.
Der Lehrer nahm den Stapel Blätter von seinem Pult und verteilte diese.
Als er wieder saß, sagte er: "Ihr habt nun 45 Minuten Zeit."
Die Zeit verging, alle arbeiteten eilig.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch gab ich meine Arbeit ab. Den Rest des Matheblocks beschäftigten wir uns mit Parabeln, als es auch schon klingelte.
Sofort stürmten wir in die Pause nach draußen auf den Schulhof. Puhh, Gott sei Dank war das der letzte Matheblock diese Woche. Jetzt muss ich nur noch Chemie und Englisch überleben, dann hätte ich endlich Sport mit Frau Summer.
Als ich wieder reingehen wollte, kam mir Taylor entgegen. "Hey Milena, hast du am Wochenende schon etwas vor?"
Lächelnd schaute er zu mir. Mhhm...ich würde ihn gerne näher kennenlernen, aber wenn er auf mich steht...? Nein, dieses Wochenende muss nicht sein.
Wenn aber vielleicht doch Gefühle für ihn da sind, sollte ich dann nicht ja sagen?
Hin und hergerissen fasste ich mir an den Kopf. Meine ausgesprochenen Worte überraschten mich selbst.
"Tut mir leid Taylor, am Wochenende habe ich schon etwas vor. Vielleicht ein anderes Mal."
Taylor schaute traurig zu Boden.
"Okey, schade."
Ich ging mit schlechtem Gewissen an ihm vorbei zu unserem Englischraum in der 2. Etage. Als ich das Gesicht von Frau Bernd erblickte, ging meine tolle Laune von vorhin nun total in den Keller.

Die neue Lehrerin [girlxgirl] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt