Kapitel 2

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Als ich das nächste Mal aufwachte, ging es mir schon besser. Allerdings nur ein kleines bisschen. Bis ich wieder fit wäre, würde wohl noch einige Zeit vergehen. Die Ärzte wollten mich noch eine Weile im Krankenhaus behalten, was wohl auch verständlich war. Ich hatte mehrere Wochen im Koma gelegen.
Dabei hatte ich allerdings wirklich noch Glück gehabt, schließlich gab es viel schlimmere Fälle. Es gab Menschen, die jahrelang im Koma lagen und am Ende vielleicht sterben mussten. Da hatte ich es deutlich besser.

Meine Familie hielt sich immer noch ständig im Krankenhaus auf. Es schien als seien sie schon fast hier eingezogen. Auch als ich wieder aufwachte, war direkt jemand da. Diesmal war es meine Mutter, die neben meinem Bett wachte.

So wie sie über der Lehne des Sessels neben meinem Bett hing, schien es, als sei sie eingeschlafen. Ich wollte sie nicht abrupt wecken. Leise und leider auch nur so laut wie ich konnte sagte ich: "Mama." Erschrocken stellte ich fest, dass ich nicht viel lauter sprechen konnte. Es war als wären meine Stimmbänder eingerostet und vermutlich waren sie das auch nach der langen Zeit, in der ich im Koma lag.

Kaum hatte ich meine Mutter angesprochen, schreckte sie auf. Ihr Blick irrte wild im Zimmer herum bis sie ihren Kopf schüttelte und dann mich ansah. Sie sah wirklich schrecklich aus. Sie war ganz blass und hatte dunkle Augenringe. Vermutlich sah selbst ich in diesem Moment besser aus als. Sie hatte sicher in den letzten Wochen wenig Schlaf gehabt, wenn sie immer bei mir im Krankenhaus gewesen war.

"Mama... Vielleicht solltest du dir einen Kaffee holen", schlug ich vor. Ich wäre direkt selbst losgelaufen und hätte ihr einen Kaffee gebracht. Aber dazu war ich noch nicht wieder in der Lage. Ich konnte nichts weiter machen als meine Mutter mitleidig anzuschauen.

Sofort tat es mir leid, dass ich sie geweckt hatte. Halt, stopp! Was? Seit wann tat es mir denn leid, dass ich jemanden angesprochen hatte? Seit wann hatte ich Mitleid? Und seit wann wollte ich einfach so jemanden einen Gefallen tun?
Soweit ich mich erinnern konnte, entsprach das alles nicht wirklich meinem Charakter. Zumindest nicht so wie ich mich an mich selbst vor dem Unfall erinnern konnte. Aber in diesem Moment... In diesem Moment wollte ich wirklich gerne meiner Mutter helfen.

Sie hievte sich schwermütig aus dem Sessel und nickte immer noch schlaftrunken. "Ja... Das ist wohl keine schlechte Idee." Sie lief zur Tür und hatte schon ihre Hand am Türknauf als sie sich noch einmal zu mir umdrehte. "Schatz, wenn du irgendwas brauchst, ruf nach jemandem oder drücke den Notfallknopf, verstanden?"
Ich nickte nur mit einem aufmunterndem Lächeln. In den vielleicht fünf Minuten, die sie bräuchte um sich einen Kaffee zu holen, würde mir schon nichts passieren. Daraufhin verließ sie dann auch das Zimmer und machte sie auf den Weg, sich endlich eine kleine Stärkung zu holen.

Doch kaum hatte sie den Raum verlassen, fiel mir auf, wie allein ich hier eigentlich war und wie langweilig das sein konnte. Hier war nichts. Es war einfach nur einer dieser kalten Krankenhauszimmer. Na gut, immerhin gab es einen Fernseher. Aber die Fernbedienung für diesen lag auf einem Tischchen, an das ich nicht heran kam.

Ich seufzte resigniert und ließ mich wieder in das Kissen fallen. Dann schaute ich noch einmal durch das kleine Zimmer bis mein Blick an dem Beistelltisch haften blieb. Dort standen noch immer Blumen, aber es war ein anderer Strauß als der, den ich schon zuvor gesehen hatte. Ich stützte mich mit den Ellbogen ab und versuchte, an die Blumen heran zu kommen. Ich hoffte, dass ich eine Karte finden würde, die mir Auskunft darüber geben würde, von wem diese Blumen waren. Doch leider fand ich nichts.

Ich fragte mich, ob dieser Blumenstrauß wieder von Moritz war. Vielleicht aber auch von meinen Freunden, die hatten sicherlich auch mal nach mir geschaut. Da kam mir auch schon die nächste Frage. Waren eigentlich noch Ferien?

Das letzte an was ich mich erinnern konnte, war der Beginn der Sommerferien. Auch noch ein paar Stunden nach Schulschluss waren in meinen Erinnerungen. Logischerweise endeten sie dann spätesten bei den Unfall, den Saskia und ich hatten.

Leider wusste ich die Antwort auf diese Frage nicht. Es frustrierte mich, nicht zu wissen was meine Freunde gerade machten und nicht bei ihnen zu sein. Ich wäre lieber in der Schule gewesen, anstatt in diesem Krankenzimmer zu versauern. Ich merkte, dass ich wirklich schlecht mit Langeweile und Alleinsein umgehen konnte, wenn ich sogar lieber die Schulbank gedrückt hätte.

Meine Mutter kam wieder herein und schlürfte ihren Kaffee. Ich konnte ihr ansehen, dass es ihr gleich etwas besser ging und das war auch gut. Es war gut, wenn es ihr wieder besser ging und es war gut, wenn ich jetzt jemanden zum Reden hatte. Auch wenn die Fragen schon auf meiner Zunge brannten, wollte ich sie sich erst einmal setzen und entspannen lassen. Sie sah wirklich nicht gut aus und dementsprechend schwach ließ sie sich auch in den Sessel fallen, der auch nicht sonderlich bequem aussah.

"Mama, von ist eigentlich dieser Blumenstrauß?", fragte ich sie dann. Sie sagte mir, dass sie wieder von Moritz waren. Ich war wirklich überrascht. Das bedeutete also, dass der Junge, den ich immer ignoriert hatte, mindestens schon zweimal hier gewesen sein musste.

Wenn jetzt schon neue Blumen hier standen... War er da schon am Morgen im Krankenhaus gewesen? Oder hatte ich so lange geschlafen? "Mama", setzte ich wieder an, "wie lang hab ich diesmal eigentlich geschlafen?" Sie zuckte erst die Schultern und dachte einen Moment nach. "Etwa zwei Tage, glaube ich", antwortete sie. Zwei Tage? Nach dem ich aus dem Koma erwacht war, hab ich noch einmal zwei Tage lang geschlafen?

Ich wandte mich von meiner Mutter ab während sie trank. Nachdenklich schaute ich zum Fenster hinaus und konnte es einfach nicht fassen, dass im Koma gelegen hatte und offensichtlich immer noch ziemlich schwach war. Nie, nie, niemals in meinem ganzen Leben hatte ich damit gerechnet, dass ich einen solchen Unfall haben und ins Krankenhaus müsste. Doch genau das war passiert. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und drehte mich wieder zu meiner Mum.

"Sind die Sommerferien eigentlich schon vorüber?", stellte ich direkt meine nächste Frage. Meine Mutter lachte schwach und nickte: "Die sind schon lange vorbei. Inzwischen haben schon die Herbstferien begonnen." Die Herbstferien... Wieder konnte ich nur ungläubig den Kopf schütteln.

Aber meine Fragestunde war noch nicht vorbei. Mir lag noch eine Frage auf dem Herzen. "U-und... Haben mich die Anderen in den Ferien und während der Schulzeit besucht?"

Meine Mutter senkte den Blick unauffällig und fand plötzlich irgendetwas ganz interessantes an dem Pappbecher in ihrer Hand. "Na ja, am Anfang schon", druckste sie herum. "Du musst es ja auch so sehen, es waren ja viele im Urlaub und..." Der Rest ihrer Worte wurde für mich leiser als wäre sie weit weg. Wieder schaute ich zum Fenster und schluckte schwer. All meine Freunde hatten mich also kaum besucht. Von den vielen die ich hatte, war keiner regelmäßig gekommen.


Hallo! (:

Wieder ohne Dylan, aber ich bin kein großer Fan davon, wenn die Personen, über die eine FF eigentlich ist, direkt im Mittelpunkt stehen. Ich schreibe lieber ganze Geschichten als nur irgendwelche total fixierten Fanfiction. Ich hoffe, das versteht ihr. ;)

So... Ich hab noch zu lernen (Yey Mathe und yey Geschichte... -.-'). Viel Spaß euch allen und ich hoffe, ihr habt genauso schönes Wetter wie ich. ^^

Wahre Schutzengel [Dylan O'Brien FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt