25. Kapitel

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  Kapitel 25
Bellas POV



Gefühlte Stunden sah ich schon auf das Praxisschild an der Tür. Geh rein, Bella! Dachte ich mir. Doch ich konnte mich nicht bewegen, denn es könnte es real machen und ich wusste noch nicht wie ich reagieren sollte. Doch irgendwann musste ich dort rein...Ich nahm all meinen Mut zusammen und betrat das Gebäude. Mit wackeligen Knien trat ich in die Frauenarztpraxis. Eine blonde hochschwangere Frau kam mir lächelnd entgegen. Ich schluckte, wenn ich das Kind behalten würde, würde ich bald auch so aussehen, nur hatte diese Frau garantiert einen Mann der sich mit ihr freuen wird, ich hingegen wusste nicht einmal wie meine Eltern auf diese Nachricht reagieren würden. Ich meldete mich an und setzte mich in das Wartezimmer. Vereinzelt saßen Frauen mit kleinen Bäuchen. Ich würde jeden Monat dicker werden, jeden Monat würde der Tag näher rücken an dem ein echtes Baby irgendwann in meinen Armen liegt, aber wollte und konnte ich das wirklich? Diese Frauen waren alle älter als ich und hatten Arbeit, einen Mann und eine Familie die hinter ihnen standen.

"Mrs. Swan" rief mich eine Stimme aus meinen Gedanken und immer noch unsicher folgte ich der Arzthelferin. "Der Arzt wird gleich kommen" lächelte sie mir zu. "Ziehen sie doch schon mal ihr Oberteil aus" Ich nickte und brauchte mehrere Versuche mein T-Shirt von meinem Körper zu bekommen. Als ich es geschafft hatte, knabberte ich nervös auf meiner Lippe. Der Arzt musste auch denken, dass ich eine Schlampe sei und mich mit 18 schwänger lasse. "Mrs. Swan" riss mich die Stimme meines Arztes aus meinen Überlegungen. Er lächelte mir freundlich zu. Er trug ein blaues Hemd und eine graue Jeans. Seine grauen Haare sahen gepflegt aus und seine schwarze Brille ließen ihn aussehen wie ein Professor. Er reichte mir die Hand. Verlegen schüttelte ich sie. "Sie kommen wegen dem Verdacht auf eine Schwangerschaft?" Ich nickte. "Ich habe schon zwei Tests gemacht und sie waren...positiv"

"Na dann werden wir mal nachsehen ob es wirklich stimmt, aber diese Tests sind normalerweise nicht defekt und funktionieren Einwandfrei" "Legen sie sich doch auf die Liege" Umständlich legte ich mich hin. "Sie müssten noch ihre Hose ausziehen, ich muss ihnen etwas einführen, da die Schwangerschaft wahrscheinlich noch nicht so fortgeschritten ist, das wir einen normalen Ultraschall durchführen können" Ich riss die Augen auf und zog meine Hose, samt Unterhose aus. Dann führte er ein kleines Gerät mit einem Kabel in mir ein, ich wollte lieber nicht wissen was es war. Dann sah er auf dem Bildschirm und ich konnte es auch alleine erkennen. Da war eindeutig ein kleiner Herzschlag zu sehen. Ich schnappte nach Luft und mir drohte eine Träne hinunter zu kullern. Ich war wirklich Schwanger, nun konnte ich es nicht mehr schön reden. "Ja, es ist eindeutig, sie sind Schwanger. Herzlichen Glückwunsch, Mrs. Swan" Ich sagte nichts und sah weiter auf den Bildschirm, das Herz schlug in einem regelmäßigen Takt und auf eine Art und Weise war ich verliebt in diesen Herzschlag und auch in den kleinen Punk außen rum. "Dem Anschein nach geht es ihrem Baby gut, sie sind in der vierten Woche"

Vierte Woche, wie lange blieb mir noch Zeit über eine Abtreibung nachzudenken? Denn konnte ich diesen kleinen Punkt der größer und größer werden würde, alleine großziehen? Ohne Collegeabschluss ohne Arbeit? "Dr. Miller, wie lange bleibt mir noch Zeit um abzutreiben?" Er sah mich nachdenklich an. "Bis zu zehn Wochen, aber das ist ein Eingriff der wohlüberlegt sei, Mrs. Swan. Es kann körperliche Folgen aber auch psychische Folgen mit sich bringen und das langzeitig. Ich gebe ihnen eine Broschüre mit, damit sie sich informieren können und einen Beratungstermin vereinbaren könne, ich weiß sie sind sehr jung und das war wahrscheinlich nicht geplant oder?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein" murmelte ich. "Sie können sich wieder anziehen, aber denken sie gut darüber nach und sprechen sie auch mit ihrer Familie und dem Vater" Ich schluckte, wie sollte ich es ihnen nur sagen? "Ich drucke ihnen ein Bild von ihrem Baby aus, in Ordnung?" Ich nickte und dachte immer noch fieberhaft nach. Mit einem Lächeln gibt er mir einen Mutterpass und das Ultraschallbild. Wie ferngesteuert verlasse ich die Praxis und sehe das Bild an. Mir kommen die Tränen. Es ist erstaunlich wie so ein kleiner Punkt dein ganzes Leben auf den Kopf stellen konnte. Wie sollte ich das alles nur schaffen? Die Leute in der Schule werden mich noch mehr fertig machen und wer weiß ob Angela selbst dann noch mit mir zu tun haben wollte. Denn wenn ich das Kind behielt, würde es Windeln wechseln und Essen machen heißen. Und ich würde weniger Zeit für sie haben, wollte sie so eine Freundin? Die immer ein Baby bei sich hatte?


Ich war in der vierten Woche, ich hatte noch sechs Wochen Zeit. Doch wie sollte ich die Abtreibung bezahlen? Ich hatte ein wenig gespart, aber würde es reichen? Aufgelöst fuhr ich nach Hause. "Hey, Bella" begrüßte mich mein Dad. "Geht es dir gut? Du siehst aufgelöst aus" fragte dann mein Dad besorgter. Ich rang mir ein Lächeln ab. "Klar, ich musste nur lange beim Arzt warten und er hat viel Fachchinesisch für eine Routine Untersuchung geredet und die Schule war heute auch anstrengend" Jetzt sah Charlie beruhigter aus. "Oh das verstehe ich, du willst sicher heute nicht kochen, ich habe uns eine Pizza bestellt" "Danke, Dad. Ich bin dann oben" nuschelte ich und drängte mich an ihm vorbei. Ich hatte alles andere als Hunger. Wann sollte ich es Charlie sagen? Oder Renee? Als ich meine Tasche auf mein Bett stellte, fiel mir die Broschüre für eine Abtreibungsklink heraus. Dort stand eine Beratungsnummer. Ich holte mein Handy und tippte die Nummer ein. Ich musste einen Termin setzten, ich brauchte ein Limit für diese Entscheidung. "Mrs. Green, wie kann ich ihnen helfen?" kam eine freundliche Stimme. Ich räusperte mich und sagte dann. "Mein Name ist Mrs. Swan, ich...ich wollte einen Beratungstermin für eine Abtreibung"

Es war kurz still dann meinte die Frau. "Wie wäre es übermorgen so gegen, vierzehn Uhr?" "Ja, das ist gut" "Sehr schön, Mrs. Swan. Wir besprechen dann alles und ich beantworte gerne ihre Fragen. Möchten sie sonst noch etwas?" "Nein" murmelte ich. "Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag" Ich antwortete nicht und legte auf. Ich verkroch mich unter meine Decke und starrte das Ultraschallbild an. Ich wusste auf eine Art und Weise liebte ich das kleine schon jetzt, aber ich war als Mutter völlig ungeeignet, ich konnte kaum alleine auf mich aufpassen ohne mit meiner Tollpatschigkeit etwas anzurichten, wie sollte ich dann auf ein weiteres Wesen aufpassen?

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