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Margaery und Loras hatten sich nach kurzem Besprechen entschlossen, den Männern zu folgen, da sie keinen Ärger wollten. Eine Nacht sollten wir nun also bei diesen Fremden verbringen, sobald es morgen dämmerte würden wir aufbrechen. Was diese Männer davon hatten, das war mir schleierhaft, sie kannten uns doch nicht mal. Okay, da sie in der Gegen um Rosengarten lebten, wo die Tyrells herrschten, mussten sie wohl wissen, wer sie sind, doch ich an ihrer Stelle würde mich nicht trauen, die Lords anzugreifen. Nachdem wir ihnen schweigend bis zu ihrem provisorischen Lager gefolgt waren, warten wir alle total gelangweilt darauf, was sie uns nun wohl mitzuteilen hatten. Jojen und ich hatten uns auf einen Baumstamm gesetzt und wir beobachteten die anderen, wie sie den Männern mit ihren Blicken folgten. Ich streichelte mit meiner Hand durch sein Fell, fühlte seine Wärme und schloss die Augen, um kurz zu entspannen. „Mylords und Myladys von Rosengarten. Sie haben Sich sicherlich schon gedacht, dass ihr Aufenthalt hier kein Zufall ist. Wie Sie sicherlich wissen, ist Rosengarten gerade unbewacht, was eine Chance für uns war, anzugreifen. In der Zeit, als Sie alle losritten, hatten meine Kumpanen und ich unsere Taschen mit ihren wertvollsten Sachen gestopft und ein paar Geiseln mitgenommen. Sie fragen sich sicherlich, warum wir das alles erzählen, doch da Sie alle ab sofort unsere Geiseln sein werden, ist das auch ziemlich egal." Der Mann, der wohl ihr Anführer war, trat vor, nachdem er geendet hatte. „Bitte, Männer tretet vor!" Er breitete die Arme aus, wohl um seinen Männern den Weg zu zeigen. Mir lief kalter Angstschweiß den Rücken runter, während ich meine Hand in Jojens Fell krallte, mich an ihm festhielt, damit ich nicht umkippte. Er fing leicht an, zu winseln, da ich ihm wohl wehtat, das wollte ich nicht. Schnell ließ ich sein Fell wieder los, was meine Panik allerdings noch verstärkte. Einige riesige Männer, mit Rüstung und breiten Schultern traten vor, unter ihre Arme hatten sie Personen geklemmt, die einen braunen Sack auf dem Kopf hatten. Was machten sie denn nur mit ihnen? Das waren die Leute aus Rosengarten, sie gehörten zu uns, sie hatten das Recht, frei zu sein. „Männer, stellt sie auf den Scheiterhaufen. Liebe Lords und Myladys von Rosengarten, diese Geiseln werden schon gleich das Zeitliche segnen. Es ist eine Warnung, wer sich gegen uns stellt, denen wird das passieren wie diesen armen Geiseln." Er lachte dreckig und hielt sich den Bauch. Warum tat denn niemand etwas? Wir hatten doch auch genut Ritter, die sich gegen sie stellen könnten. Es würde zwar gefährlich werden, aber dennoch war es sicherlich besser, als das, was die Männer mit den Geiseln vorhatten. Die Männer führten die Geiseln nach vorne, auf einen riesigen Scheiterhaufen mit Baumstamm zu, wo sie sie dann mit Seilen festbanden. Die Geiseln schrien und tritten panisch, doch gegen diese starken Männer hatten sie keine Chance. Die Person, die Jojen und mir am nächsten war, bewegte sich gar nicht und war stumm: Wohl war sie bewusstlos. Nun wurden ihnen alle die braunen Säcke vom Gesicht gezogen. Ihre Gesichter wurden enthüllt, so ebenfalls dem Bewusstlosen vor uns. Als ich erkannte, wer es war, blieb mir das Herz fast stehen, es klopfte unregelmäßig schnell und hörte dann auf einmal fast auf. Tränen schossen in meine Augenwinkel und ich musste mich am Fell festkrallen, damit ich nicht auf den Boden kippte. Es fing jemand an, panisch zu schreien und nach ein paar Sekunden registrierte ich erst, dass es mein Schrei war. Nein, nein, nein! Der Jojen Schattenwolf neben mir fing an, zu knurren und zu jaulen, er wollte losstürmen, doch ich legte mein ganzes Gewicht auf ihn, um ihn hierzubehalten. Es war Jojen, der bewusstlos war. Sie hatten ihn einfach als Geisel mitgenommen und nun würden sie ihm das gleiche Schicksal zuteil kommen lassen wie den anderen. Diese Mistkerle, wenn sie ihm auch nur ein Haar krümmten ... Beim Anblick von Jojens entstelltem Körper zuckte ich zusammen, ich spuckte fast die karge Mahlzeit, die ich vorhin zu mir genommen hatte, wieder aus, da sich ein mächtiger Knoten in meinem Magen gebildet hatte. Jojen war bleich wie eine Leiche, sein Kopf hing herunter, auf seine Brust gelegt und seine Haut sah aus, als hätte ihn jemand misshandelt. Sie war total wund geschürft und mit unzähligen blauen Flecken versehen. Warum hatten sie ihm das angetan? Und vor allem: Was würden sie denn nur mit ihnen unternehmen? „Diese Geiseln werden im Morgengrauen verbrannt werden, als Warnung! Wer sich gegen uns stellt, dem wird es ebenfalls so ergehen. Seien Sie alle einfach lieb und brav und Ihnen wird kein Haar gekrümmt werden. Valar Morghulis!" Walla was? Was ist das denn nur für ein kranker Mann? Jojen darf nicht verbrannt werden, das werde ich nicht zulassen! Jojen war doch die Liebe meines Lebens, sie konnten doch nicht einfach seinen Körper verbrennen, denn dann wäre er für immer in meinem Schattenwolf gefangen und das war doch auf Dauer kein Leben! Ich musste mir einen Plan ausdenken, aber schnell! Aber was konnte ich denn schon ausrichten? Ein Mädchen, das keine Kraft hatte, noch nie einen Kampf hatte, geschweige denn ein Schwert in der Hand gehalten hatte. Jojen würde die ganze Zeit über von einem Koloss beobachtet werden und das bot mir keine Chance, zu ihm zu gelangen. Und da Jojen bewusstlos war, konnte er sich auch nicht wehren. Der Schattenwolfjojen sah mir in die Augen, seine Gedankengänge waren gerade wohl dieselben wie meine. Er beugte sich vor und schleckte mir über die Wange, voller Mitgefühl als wollte er mir mitteilen: 'Wir schaffen das schon.' Wir mussten es schaffen und wir mussten vorsichtig sein, denn sonst wären wir die nächsten, die verbrannt werden würden.

Nach einiger Zeit des Trubels waren Jojen und ich der Lösung noch kein Stück weiter, da er nichts sagen konnte und mein Kopf wie leergefegt wurde. „Mein Bruder ist auf dem Scheiterhaufen. Miss Schnee, ich sehe, dass Ihr Freund ebenfalls dort hängt. Wir müssen etwas dagegen unternehmen!" Ich hob meinen Blick und erblickte den jungen Mann, der mich gestern zugetextet hatte. „Was ist Ihr Plan?" Jojen und ich sahen ihn hoffnungsvoll an.

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Where stories live. Discover now