Kapitel 12 . 2

1.5K 136 19
                                    

Sophie


Ich machte, wie ere s mir befohlen hatte, keinen Mucks, atmete nur tief ein und aus und versuchte meine Angst unter Kontrolle zu halten. Plötzlich drehte sich der Mann um und ich erschrak. Seine Augen hatten keine Pupillen! Sie waren nur milchigweiß und hatten einen kleinen blau Stich. Der Mann lächelte, was wohl nett wirken sollte, mir jedoch einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

"Du bist also die Kleine, die Lilith und Madeye nicht brechen konnten ... du siehst aber ganz normal aus.", der Mann streckte einen seiner langen knochigen Finger aus und pickste mir in die Seite. "Wenigstens hast du gutes Gewebe!", ich schluckte, ja eindeutig, dieser Mann, war definitiv auch ein Psychophat.

"Weißt du, es ist schon so lange her, dass ich eine Patzentin hatte. Jetzt kann ich mich richtig austoben!", als seine Augen mich musterten, schrillten bereits alle Alarmglocken in mir, doch ich konnte mich nicht bewegen. "Du bist also auch mit einem Schwur an sie gebunden, hm?", der Mann schlug nun einen Plauderton an, doch ich sagte nichts dazu, sondern starrte ihn einfach nur an. "Wusstest du, dass wenn ich dich nah genug an die Grenze des Todes bringe, der Schwur gebrochen wird? Ich habe es schon mehrfach versucht, doch all meine ... Versuchsobjekte sind leider dabei gestorben. Naja, jetzt habe ich ja dich! Ich hoffe du hast wirklich einen starken Willen!", er kicherte und wandte sich dann etwas zu.

"Fangen wir mit dem ersten Test an! Ich habe ihn liebevoll Feuertest genannt!" ich riss die Augen auf und mein Körper verkrampfte sich. "Es tut auch nur ganz doll weh!", ach jetzt wurde er auch noch witzig. Ich schloss die Augen, doch es half nicht, denn schon kurzdaruf roch ich Rauch. Meine Kehle brannte bereits vom Rauch und hätte ich nicht die Augen geschlossen, hätten sie angefangen zu tränen. "Mach sofort deine Augen auf! Du sollst deinen Test mit all deinen Sinnen mitbekommen!", bei seiner harschen Stimme wäre ich beinahe zusammengezuckt. Wiederwillig öffnete ich die Augen und sah ... nur weißen Rauch.

Und dann sah ich das feuer, was auf mich zu kam.

Meine Augen weiteten sich vor Angst und der Mann ließ den Gegenstand der brannte auf meine Haut nieder, sofort roch ich wie Fleisch verbrannte und dann kam der Schmerz. Obwohl ich mir fast die Zunge abbiss um nicht aufzuschreien, entwich mir ein kleiner Schrei. "Oho, du hast wirklich einen starken Willen.", der Mann hörte sich begeistert an, doch durch den Rauch und den Schleier der Tränen konnte ich ihn nicht erkennen. Unregelmäßig holte ich tief Luft und musste mich dazu zwingen sie wieder auszuatmen.

"Du hast einen hübschen Stempel. Er ist größer als die anderen ... Weißt du eigenlich wieso du hier bist?", ich schüttelte den Kopf leicht und der Mann lachte auf "Natürlich nicht, eine dumme Frage von mir." Ich hörte wie er seuftzte, verbittert und ungeduldig. "Evelyn hat mir gesagt, du hättest den Schwur nicht freiwillig gesagt. Das ist mutig von dir, aber auch sehr töricht. Ich weiß noch nicht was ich von dir halten soll. Auf jeden Fall, meinte Evelyn, sie hätte angst, dass du dich ihr wiedersetzen könntest.  Und siehe da, du hast es wirklich versucht, nicht?", ich antwortete ihm nicht und versuchte langsam wieder auszuatmen, langsam lichtete sich der Rauch, doch mein Schmerz der von meinem Becken kam, blieb. Pochend und heiß, so fühlte ich mich. Nicht mehr wie ein Mensch. Nein so darf ich nicht denken!, schrie ich mich innerlich an. Ich würde nicht brechen, nicht nach alldem, was sie mir angetan haben.

"Hm, du redest nicht viel, oder?", ich biss die Zähne aufeinander, als er in meine Wunde drückte, doch ein Keuchen entwich mir und der Mann lachte leise. "Hab ich dich wegen vorhin etwa verschreckt? Weißt du, Madeye und ich, sind zwar unterschiedlich, aber in einem sind wir gleich. Wir lieben Schmerzensschreie." Ich schluckte und bereitete mich darauf vor, in die Hölle geschickt zu werden. "Jedoch, musst du erst  zwei weitere Test bestehen.", war es nicht genug, dass er mich bereits angekokelt hatte? Doch ich hielt meinen Mund geschlossen und beobachtete wie der Mann einige Schritte zurück ging und boshaft lächelte. "Ich hoffe du magst Wasser!", damit glitten vier Glasscheiben aus dem Boden. Wie ein Gefängnis aus Glas, dachte ich und stellte fest, dass die Scheiben nicht viel höher gingen, als ich lag. Plötzlich ertönte ein Gurgeln und ich hörte wie Wasser auf den nackten Boden plätscherte.

Es dauerte seine Zeit, bis ich spürte, dass etwas nasses meine Kopfhaut berührte. Auch meine Kleidung die ich seit Wochen trug, wurde durchnässt. Zischend atmete ich ein als das Wasser meine Wunde berührte und diese kühlte, es tat gut und ließ dennoch eine weitere Schmerzenswelle durch mich fließen. Als das Wasser weiter stieg,bekam ich Panik, ich konnte mich nicht bewegen und ich wusste nicht, wie lange ich die Luft anhalten konnte.

Das Wasser stieg und bedeckte bereits mein ganzes Gesicht, nur gerade so bekam ich Luft. Wie aus weiter ferne, hörte ich die dumpfe Stimme des Mannes "Du kannst ruhig die Augen öffnen, es ist kein Salzwasser. Ich verspreche es!", doch statt wie eine Aufforderung hörte es sich wie ein Befehl an. Langsam öffnete ich meine Augen und tatsächlich, das Wasser brannte nicht in meinen Augen. Mein Blick huschte zu den Gläsern, das Wasser war noch etwas von der Öffnung entfernt und meine Befürchtung erfüllte sich genau in dem Moment, in dem das Wasser noch weiter anstieg und mir den Weg zum atmen nahm.

"Wollen wir mal sehen wie lange du durchhälst!", der Mann drückte seine Nase gegen die Scheibe, doch ich versuchte ihn zu ignorien. Meine aufsteigende Panik versuchte ich verzweifelt zu unterdrücken und meinen Puls zu beruhigen. Langsam aber regelmäsiß konnte ich meinen Puls in den Ohren pochen hören und spürte ihn in meiner Halsschlagader - wie lange war ich schon Unterwasser? Sekunden, oder doch schon Minuten? Für mich fühlte es sich wie Jahre an, Jahre die sich langsam quälend, wie Kaugummi zogen. "Na, fast dreißig Sekunden sind um!", der Mann grinste hämisch. Erst dreißig Sekunden? Am liebsten hätte ich nun geseuftzt, doch dass hätte mir meinen letzten Atem genommen.

Langsam tauchten schwarze Punkte vor meinen Augen auf, die im Takt meines Herzschlages pochten und mal größer und dann wieder kleiner wurden. Dennoch bemerkte ich wie ich nicht mehr lange durchhielt und plötzlich sah ich wie kleine Blasen vor meinem Gesicht aufschwebten. "Hast recht, eine Minute ist lang genug, für's erste." Ich hörte wieder ein Gurgeln und sah, wie das Wasser langsam abstieg. Einen Moment später konnte ich wieder atmen, gierig sog ich die Luft ein und spürte sofort wie mein Puls zu nahm. "Das war ... erstaunlich. Du hast das tauchen trainiert, nicht?" er hatte recht, ganz am Anfang, war das Waisenhaus in jedem Sommer mit uns ins Schwimmbad gegangen. ich hatte das Tauchen geliebt und war von Mal zu Mal besser gweorden, doch dann gingen wir irgendwann nicht mehr ins Schwimmbad, wieso wusste niemand. Ich hätte nicht gedacht, dass sich dieses 'Training' bis jetzt gehalten hatte.

"Du hast Glück, du musst nun nur noch einmal kurz meinen Stempel aufgedruckt bekommen, dann bist du fertig. Ich war so erschöpft, dass ich seine Worte kaum wahrnahm und bekam das feuer erst mit, als es zu spät war. Ein spitzer Schrei entfuhr mir, als er das heiße Metall auf meine Wade legte. Zum Glück hatte er meine Hose etwas hochgekrempelt, ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie schlimm es gewesen wäre, wenn er das Metall auf die Hose gelegt hätte und sich mein Fleisch mit dem Stoff verbunden hätte. "Ein Totenkopf, er wird bald zu sehen sein. Und nun bist du entlassen."

Ich merkte nur noch einen Luftzug vor meinen Gesichtund dann den Schmerz, der in meinem gesicht explodierte, dann kam die Dunkelheit.


Das Tier in mir // Wattys2016GewinnerWhere stories live. Discover now