Kapitel 21

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Beim Lagerfeuer setzte ich mich absichtlich ein bisschen weiter abseits und Newt gesellte sich schon bald zu mir. Er hatte eine Flasche in der Hand und setzte sich neben mich.
»Hey«, begrüßte ich ihn.
»Hi«, sagte er, »Wie geht's?«
»Gut und dir?«, fragte ich. Man war das eine peinliche Unterhaltung. Natürlich wusste er, dass ich auf ihn stehe. Mein Herz klopfte schneller. Wieso mache ich mir so viele Gedanken? So schnell kann er mich bestimmt nicht durchschauen. Oder?
»Äh. Auch gut. Hey willst du?«, fragte er und hielt mir die Flasche hin.
»Was ist das?«, fragte ich und roch daran. Das Zeug roch säuerlich. Ich nahm einen Schluck. Der Geschmack kam mir bekannt vor. Er erinnerte mich an die Zeit in Florida. Damals war ich 13 Jahre alt gewesen und hatte mich zum ersten Mal ausgeschlichen. Auf eine Party. Mit Alkohol. Das war es! Das war Alkohol. Aber das schmeckte nicht, wie das Bier damals. Das war... Ich nahm noch ein Schluck. Das war Apfelwein!
»Newt. Wer hat das Zeug gemacht?«, fragte ich hektisch.
»Gally«, antwortete Newt, »Wieso fragst du?«
»Nur so. Hast du dich je gefragt, was da eigentlich drin ist?«, fragte ich ihn.
»Gally will es uns nicht verraten. Er sagt es ist ein Geheimnis, aber ehrlich gesagt, brauch ich das nicht zu wissen. Das Zeug lässt mich irgendwie abschalten. Wenn ich genug davon trinke, vergesse ich alles für ein paar Stunden«, erklärte Newt. Er hatte definitiv ein Geheimnis. Newt tut so, als wäre er zufrieden und als wäre alles mit ihm in Ordnung, aber dieser Junge braucht jemanden zum reden!!!!
»Also Newt... Wenn es irgendetwas gibt, worüber du gerne reden würdest...«, ich wurde unterbrochen.
»Hey Leute«, begrüßte uns Thomas,»Tess kann ich kurz einen Augenblick alleine mit dir sprechen?«
Ich wusste sofort worum es ging.
»Ähm. Ja natürlich«, sagte ich zögernd und stand auf.
»Wenn es um das Labyrinth geht, dann kannst du es ja ruhig auch in meiner Anwesenheit sagen«, meinte Newt. Was genau...? Newt war gerade ein kleines bisschen unhöflich gewesen und unhöflich und Newt passt gar nicht zusammen!!!
»Ähm es geht aber nicht um das Labyrinth Newt...«, sagte Thomas und war auch ein bisschen überrascht.
Ich hab Newt ein (etwas verwirrtes) lächeln und ging mit Thomas mit.

»Wow. Seit wann ist Newt denn eifersüchtig?«, fragte Thomas und grinste ein wenig.
»Was? Er ist doch nicht eifersüchtig!«, antwortete ich ungläubig. Wobei... Vielleicht hatte Thomas Recht? Nein! Das passte nicht zu ihm. Außerdem: worauf sollte er eifersüchtig sein. Er denkt wahrscheinlich nur, dass ich Geheimnisse vor ihm habe. Hab ich ja auch...
»Ähm... Und was war das dann bitte gerade?«, meinte Thomas wieder ganz ernst.
»Ich bin mir sicher wolltest nicht mit mir über Newt reden. Also was gibt's?«, fragte ich. Er muss lernen zum Punkt zu kommen.
»Naja. Wir haben lange nicht mehr miteinander geredet und ich wollte wissen wie's dir so geht«, sagte Thomas.
»Du meinst wegen den Träumen?«, fragte ich. Ich wusste ja von Anfang an, dass er darauf hinaus wollte.
»Ja. Irgendwie habe ich das Gefühl du weißt mehr, als du zugeben willst. Keine Ahnung du verhältst dich so komisch.«
Sollte ich ihm sagen was ich wusste. Na gut ich würde ihm von WCKD erzählen, aber meine Vergangenheit war meine Angelegenheit! Davon würde ich ihm ganz bestimmt nichts erzählen!

»Also gut«, fing ich an,»Sagt dir WCKD etwas?«
»Ja wir wissen, dass das die Leute sind, die uns hier eingesperrt haben. Das stand immer auf diesen Versorgungskisten, die immer mit den Frischlingen hochgekommen sind«, erklärte er, »Und...«
»Was und?«, fragte ich neugierig.
»Und«, er seufzte,»Ich habe früher für sie gearbeitet.«
»Was?!«, schrie ich schon fast. Auf jeden Fall sagte ich das lauter als beabsichtigt.
Natürlich habe ich ja auch für sie gearbeitet, aber ich habe sie hintergangen! Ich hasse WCKD! Ich hasste es schon vor dem Labyrinth! Und Thomas sagte mir gerade, dass er für sie gearbeitet hat?! Ich konnte  es nicht fassen! Ich kochte fast über vor Wut.
»Du willst mich doch gerade verarschen?! Ist dir bewusst wobei du geholfen hast, Thomas? Du bist nicht gerade unschuldig an all dem!«, sagte ich wütend. Ich merkte, dass Thomas sich unschuldig fühlte. Er schaute auf den Boden und seine Augen wurden ein bisschen feucht.
»Es tut mir Leid«, sagte ich leise. Ich war ein bisschen hart gewesen, »Ich wollte dich nicht so anmachen.«
Ich umarmte ihn und ich spürte, dass er sehr, sehr traurig darüber war. Er hatte das Gefühl, mich enttäuscht zu haben. Er schluchzte kurz und eine Träne lief über seine Wange. Ich spürte sie an meinem Hals. Sofort ließ er mich los und es entstand so eine peinliche Stille.
»Sagen wir den anderen am besten nichts davon«, schlug ich vor und lächelte ihn an. Thomas lächelte schwach und traurig zurück, aber man sah ihm nicht an, dass er geweint hatte.
»Danke«, sagte er.
Er wollte mehr über WCKD wissen, aber wir wollten beide nicht darüber reden, also setzten wir uns wieder ans Lagerfeuer und redeten mit den anderen so, als wäre nichts gewesen. Wir lachten zusammen und wir tranken alle von Gally's Getränk.
Heute blieb ich etwas länger draußen, als sonst und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mich die anderen richtig respektieren. Auch als Mädchen.

The Maze Runner ~ another story CompletedWhere stories live. Discover now