Kapitel 7

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Nachdem er endlich fertig ist mich anzustarren und er wieder vor mir steht unterbricht er die unangenehme Stille, die sich im gesamten Raum ausgebreitet hat.

„Was wollte Loki von dir?", beginnt er direkt. Mein Mund öffnet sich leicht, da ich sicher nicht erwartet habe diese Frage als erstes an den Kopf geknallt zu kriegen.

„I-ich w-weiß nicht", stottere ich und versuche so standhaft wie möglich zu bleiben während ich ihm in sein Auge blicke.

„Du musst doch wissen warum er zu dir kam", sagt Odin mit erhobener Stimme. Soll das ein Verhör werden, oder wie soll ich das interpretieren? Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Leicht verängstigt sehe ich zu Boden, doch bereits eine Sekunde später legt Odin stark seine Hand um mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. Erschrocken sehe ich ihm in sein Auge.

„Bist du seine Verbündete?", fragt er lautstark und wirkt dabei leicht erzürnt.

„N-nein, i-ich bin nichts für ihn." Ich schlucke schwer und versuche gleichzeitig meine Angst zu verdrängen.

„Es wird doch wohl einen Grund haben warum er eine Kreatur wie dich gerettet und nun aufgesucht hat!", schreit er nun. Wie ein verschrecktes Reh entziehe ich mich seinem Griff um mein Kinn und will ein paar Schritte zurück weichen, doch ich werde von ihm an meinen Armen gepackt und zurück gerissen.

„Du antwortest mir gefälligst!", schreit er mir direkt entgegen. Mein gesamter Körper zuckt zusammen und ein Schauer legt sich über meine Haut. Noch nie zuvor wurde mir ein solcher Hass entgegen gebracht. Thor war zwar bei unserer ersten Begegnung auch nicht gerade ein Gentleman, aber eine solche Wut wie die von Odin bekam ich selbst von ihm nicht zu spüren.

„Odin, es ist genug!", schreit plötzlich jemand hinter uns. „Du machst dem armen Mädchen ja Angst", spricht die Person weiter. Ich drehe meinen Kopf ein Stück, um zu erkennen wer es ist. Eine ältere Frau tritt näher zu uns heran. Ihr langes, lockiges Haar ist zu einem Zopf nach hinten geflochten, während einzelne goldene Strähnen heraushängen. Sie legt ihre Hände auf Odins und befreit mich aus seinem festen Griff.

„Sie ist keine Bedrohung. Du musst sie nicht behandeln wie eine Verbrecherin", sagt die Frau und baut sich sauer vor mir auf. Immer noch perplex, von dem was gerade geschieht, stehe ich einfach still hinter ihr und warte auf die nächsten Geschehnisse.

„Du weißt was ihre Art angerichtet hat", zischt Odin ihr entgegen.

„Genau das ist der Punkt. Ihre Art begann all diese Schandtaten, nicht sie." Wütend beißt Odin die Zähne zusammen und sieht kurz zu mir runter.

„Thor vertraut ihr, ist dir diese Tatsache nicht Grund genug ihr auch ein wenig Vertrauen zu schenken?" Die Frau vor mir lenkt Odins Aufmerksamkeit wieder auf sich, indem sie eine Hand zart auf seine Wange legt und seinen Kopf zurück zu sich dreht.

„Ich werde sie in ein Zimmer bringen, wo sie sich ausruhen kann. Morgen, wenn du wieder klar bei Verstand bist, kannst du sie mit demselben Respekt den sie auch dir entgegenbringt befragen", sagt die Frau als Schlusswort und dreht sich wieder zurück zu mir. Ein freundliches Lächeln strahlt mir entgegen.

„Komm mein Kind, ich werde dir zeigen wo du heute Nacht schlafen kannst." Sanft schließt sich eine ihrer Hände um mein Handgelenk. Mit einem letzten Blick zu Odin werde ich von ihr vorsichtig rausgezogen. Endlich kann ich diesen voller Hass gefüllten Saal verlassen. Womöglich sollte ich lieber wieder zurück. Auf der Erde wird mir wenigstens nicht so viel Hass entgegen gebracht wie hier. Für einen kurzen Augenblick denke ich daran wieder zurück zu kehren, doch bevor ich meinen Gedanken vertiefen kann springt mir ein neuer in den Vordergrund. Wenn ich wieder zu Hause wäre würde ich den Anschiss meines Lebens bekommen. Nick würde zehntausendmal explodieren und könnte sich vermutlich immer noch nicht einkriegen. Er würde mich in eine Zelle auf dem Hellicarrier sperren und mich erst wieder herauslassen, wenn ich schon alt und grau wäre. Darauf kann ich gerne verzichten. Ich muss mich ihm zwar irgendwann stellen, aber vielleicht erst wenn er nicht mehr ganz so wütend ist. Ich sehe ihn buchstäblich vor meinen Augen wie er immer wieder in Fetzen fliegt, wenn Steve ihm sagt, dass ich mit Thor mitgegangen bin. Durch die Stimme der Frau, die gerade durch meinen Kopf dringt, werde ich aus meinen Gedanken gezogen. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf sie und sehe uns beide vor Flügeltüren stehen.

Die letzte Sirene - The Dark WorldWhere stories live. Discover now