Kapitel 16

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Seit wenigen Minuten sind Thor und seine Freunde hier angekommen und kämpfen gegen die Gefangenen. Loki, neben mir, nimmt die Sache im Gegensatz zu mir äußerst gelassen. Er weicht zwar nicht von meiner Seite, jedoch lehnt er sich ruhig gegen seine Zellenwand und betrachtet freudig die Kämpfe zwischen den Wachen Asgards und den Gefangenen. Ich hingegen will hier einfach nur raus und das so schnell wie möglich. Aber um rauszukommen, müsste ich durch ein dutzend Schwerter, Äxte und was noch alles laufen. Unbeschadet hier raus zu kommen ist also sehr unwahrscheinlich.
„Du kannst dich entspannen, Liebes, die tapferen vier sind nun hier", sagt Loki neben mir um mich zu beruhigen, doch seine in Sarkasmus getränkte Stimme lässt mich zweifeln. „Wir könnten unser Gespräch von vorhin wieder aufnehmen, vielleicht beruhigst du dich ja dann", schlägt er vor. Mit einer Augenbraue in die Höhe gezogen, sehe ich ihn fragend an. Er will wirklich nicht locker lassen.
„Verbringst du viel Zeit mit ihm?", fragt er und fängt wieder einmal an nachzubohren. Die aufgestaute Wut in meinem Inneren kommt langsam ans Tageslicht.
„Mein Güte, Loki!", zische ich sauer und drehe mich ganz in seine Richtung. „Ich und Steve sind nichts weiter als gute Freunde und wenn du nicht sofort aufhörst mich wie eine Zitrone auszuquetschen, dann werde ich auf der Stelle gehen, ob ich in ein Schwert hineinlaufe oder nicht!" So wütend wie ich augenblicklich bin, muss mein Kopf bereits die Farbe einer Tomate angenommen haben. Überrascht von meinem Ausbruch, sieht Loki mit leicht geöffnetem Mund zu mir. Er stößt sich von der Wand ab und kommt bis zum letzten Zentimeter an die Scheibe vor ihm.
„Liebes, du weißt sicher, dass ich dir niemals Schaden zufügen würde, aber solltest du es noch einmal wagen so mit mir zu sprechen..." Loki unterbricht sich kurz und sieht bis auf den Grund meines Herzens. Seine dunklen Augen bohren sich durch mich hindurch und bereiten mir eine Gänsehaut. „...dann werden andere für deinen Fehler leiden, angefangen bei deinem Strumpfhosenheld", raunt er bitter und zieht die Augen gefährlich zusammen. Mein Herz schlägt unregelmäßig und schnell. Die Theorie, dass jeder zwei Gesichter besitzt stimmt bei Loki keines Falls, er besitzt tausende. Wie macht er es nur, dass ich mich einerseits wohl und sicher bei ihm fühle, und dann wieder klein und ängstlich? Ich glaube ihm zwar, dass er mir nichts tun würde, doch trotzdem fürchte ich mich in gewissen Momenten vor ihm. Und dass er Steve etwas antun würde glaube ich ihm sofort, so wie er sich jedes Mal benimmt, wenn sein Name fällt. Gestern dachte ich noch er benimmt sich aus Eifersucht so, doch mittlerweile denke ich er will nur nicht, dass jemand anderes mit seinem Spielzeug spielt.
„Zoe!", schreit plötzlich jemand hinter mir. Erschrocken zucke ich zusammen und erwache aus meiner Starre, in die mich Loki versetzt hat. Ich drehe mich zu der Stimme um und sehe Thor und Fandral auf mich zukommen.
„Was machst du denn hier unten?", fragt Thor außer sich mit schwerem Atem. Fandral stellt sich neben ihn und sieht mich von oben bis unten an.
„Ich...ähm...", stammle ich.
„Du musst hier weg, bevor einer der Gefangenen dich sieht", sagt Thor ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten. Er sieht zu Fandral und nimmt ihm seinen Umhang ab, den er dann mir über die Schultern hängt.
„Die Wachen und mein Vater sollten dich besser nicht hier unten erwischen." Thor zieht mir noch die Kapuze des Umhangs über und nimmt meine Hand.
„Fandral, begleite sie in ihre Gemächer und achte auf sie, bis dass hier vorbei ist", befiehlt ihm Thor mit strengem Blick.
„Natürlich", antwortet Fandral nickend. Thor lässt meine Hand los und sieht noch einmal zu mir, bevor er mich an Fandral übergibt.
„Höre auf ihn, verstanden?", fragt er mit einem versteckten Lachen. Ich nicke leicht, als Antwort.
„Komm", sagt Fandral, im selben Moment wo Thor sich umdreht und sich zurück ins Getümmel stürzt. Er nimmt meine Hand und zieht mich hastig von den Stufen. Ich blicke ein letztes Mal zu Loki zurück, der alles andere als erfreut vor der Scheibe seiner Zelle steht. Mit verengten Augen und dunklem Blick starrt er auf mich. Bevor sich erneut eine Gänsehaut auf meiner Haut ausbreiten kann, hat Fandral mich schon aus dem Kerker gezogen. Eilig läuft er durch die Gänge. So wie er sein Schwert hält, ist er jederzeit zum Kampf bereit.
„Glaubst du es sind Gefangene entkommen?", frage ich hastig atmend. In diesen langen Kleidern zu rennen ist wirklich nicht so leicht wie es aussehen mag. Ständig muss ich es wieder hochziehen, weil ich sonst draufsteigen und ausrutschen würde. Fandral trägt nützliche Kampfkleidung, die weder störend noch gefährlich ist. Oh wie gern ich doch meine Leggings zurück hätte.
„Zu unseren Gunsten hoffe ich nicht, doch ich bin mir nicht sicher", antwortet er mir auf meine Frage. „Wenn wir bei deinem Zimmer angekommen sind, müssen mir es sofort verriegeln, verstanden?" Ich nicke nur. Fandral sieht kurz zu mir und dann wieder zurück nach vorne. Plötzlich bleibt er stehen und verstärkt den Griff um sein Schwert. Ich bleibe ebenfalls stehen und lausche. Schwere Schritte hallen durch den Gang rechts neben uns. Einzelne Wörter erreichen mein Gehör, doch ich verstehe nicht eines.
„Es sind drei", stellt er fest und dreht sich zu mir. „Du bleibst hier und ver-steckst dich hinter einer der Säulen", flüstert er immer wieder nach rechts sehend.
„Was ist mit dir?", frage ich gerade als er gehen will.
„Mach dir um mich keine Sorgen, ich habe schon vieles überlebt, da werde ich sicher nicht hier sterben. Abgesehen davon habe ich dich als meinen Grund zu überleben." Ein charmantes Lächeln legt sich kurz auf seine Lippen, bevor er sich zurück dreht und sich mit leisen Schritten den Gefangenen nähert. Wie er es mir gesagt hat, verstecke ich mich hinter einer der Säulen. Auch wenn ich ihm lieber helfen würde, wüsste ich nicht wie. Ich bin komplett unbrauchbar in dieser Situation. Ich kann zwar besser kämpfen als vor ein paar Monaten, doch dass ich diese seltsamen Gestalten umhauen kann bezweifle ich stark.
„Ihr hättet lieber in euren Zellen bleiben sollen!", ruft Fandral ihnen entgegen, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich sehe hinter der Säule hervor und sehe wie die Gefangenen auf Fandral zu rennen. Fandrals lange silberne Klinge erhebt sich in seiner Hand. Der vergoldete Griff des Schwerts ist fest umschlossen. Wie ferngesteuerte Spielzeugautos rasen die drei Monster auf ihn zu und zücken ebenfalls ihre Äxte und Klingen. Ein lautes Gebrüll kommt von einem der drei und greift Fandral als erstes an. Fandrals Schwert wehrt den Angriff hervorragend ab, doch schon im nächsten Moment kommt der größte von ihnen auf ihn zu. Wie aus dem nichts, schwingt der Riese einen Morgenstern über seinem Kopf und zielt mit der stacheligen Kugel auf Fandrals Kopf. Fandral kann sich noch knapp bücken und die Kugel bleibt in der Wand stecken. Der Riese versucht sie rauszuziehen, doch bevor er es geschafft hat, gibt ihm Fandral einen Tritt und er fällt nach hinten. Ein anderer macht sich nun ans Werk und greift Fandral an. Ich kann meine Augen kaum von dem Kampf abwenden, doch bei einem kurzen Seitenblick fällt mir auf, dass der dritte aus der Bande fehlt. Wie ein Scanner suche ich den Gang nach dem kleineren Gefangenen ab, doch ich finde ihn nicht. Ich ziehe meinen Kopf wieder hinter die Säule, doch bevor ich einen Gedanken fassen kann, bekomme ich einen schlag von der Seite und falle zu Boden. Meine Wange beginnt wie Feuer zu brennen. Vor meinen Augen bilden sich kleine Sternchen, die mir die Sicht versperren. Starke Hände schließen sich plötzlich um meine Unterarme und drücken mich weiter mit dem Rücken zum Boden. Ich ziehe wild an meinen Armen und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch seine Hände sind hart wie Stahl. Damit ich nicht mit den Beinen nach ihm treten kann, setzt das schwere Monster sich auf meinen Unterleib und hält meine Arme fester nach hinten. Ich schreie kurz auf und zapple weiter, doch nichts hilft. Das Ding fühlt sich an wie eine Tonne auf mir. Ich öffne meine Augen und sehe das Monster an. Mein Körper zittert. Die rot-gelben Augen, die mich eindringlich anstarren, lassen mein Herz stärker schlagen. Panik macht sich in mir breit. Der Kopf des zotteligen Dings neigt sich weiter runter zu mir. Wenige Zentimeter vor meinem Gesicht macht er halt. Er grinst und zeigt mir schälmisch seine widerlich gelben Zähe. Wieder versuche ich mich loszureißen, aber ich versage erneut. Ich bete das Fandral mich rettet, doch die klirrenden Schwerter verheißen etwas anderes. Das Monster auf mir gibt ein Brummen von sich und starrt mir wieder in die Augen.
„Geh runter von mir", wispere ich mit bebender Stimme und zapple weiter. Ich sehe wie sich seine Pupillen verkleinern und sein Gesicht ausdruckslos wird. Der Griff um meine Arme wird sanfter, bis er sie ganz loslässt. Das Monster setzt sich aufrecht und erhebt sich. Verschreckt zucke ich zurück und lehne mich gegen sie Säule. Das Ding steht einfach vor mir und bewegt sich nicht mehr. Ohne es aus den Augen zu lassen, stehe ich mit der Hilfe der Säule auf.
„Geh", sage ich mit kräftigerer Stimme. Das Monster bleibt stehen, als wartete es auf etwas, doch dann plötzlich macht es auf dem Absatz kehrt und verschwindet in einen anderen Gang. Verdutzt bleibe ich zurück. Mein Herz pocht noch immer wie verrückt und mein Atem geht rasend schnell. Vollkommene Stille herrscht in den Gängen. Langsam drehe ich mich zu Fandral um, der noch im selben Gang steht wie zuvor. Die beiden Gefangenen liegen regungslos auf dem Boden, während Fandral einfach nur da steht und mich ansieht. Ich versuche seine Blicke zu deuten, doch er gibt nichts preis. Er muss es gesehen haben. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Was wenn er mich jetzt genauso verachtet wie Sif es tut? Zitternd verschränke ich meine Finger ineinander und versuche seinen Blicken standzuhalten. Ein paar Sekunden sieht er mich noch an, dann nimmt er sich die Axt eines Gefangenen. Aus Reflex schrecke ich zurück und presse meinen Rücken fest gegen die Säule hinter mir. Fandral bemerkt es und sieht mich wieder an.
„Wir müssen uns in Sicherheit bringen, bevor noch mehr kommen", sagt Fandral mit tiefer Stimme. Ohne weitere Worte geht er voraus und ich ihm, nach ein paar Sekunden, hinterher. Ich habe zwar immer noch ein ungutes Gefühl, jedoch werde ich keine weitere Konfrontation mit Gefangenen überleben, dessen bin ich mir sicher.

Da er sich bestens auskennt, hat Fandral uns innerhalb weniger Minuten zu meinem Zimmer geführt. Er hat kein Wort mehr mit mir gesprochen seit er gesehen hat was ich getan habe. Was habe ich eigentlich getan, außer mein Leben verteidigt? Ist es wirklich so grausam gewesen, dass man mich jetzt mit Schweigen strafen muss?
„Verachtest du mich nun so wie es Sif tut?", frage ich ihn gerade heraus. Fandral sitzt auf einem der zwei Stühle vor dem Balkon und denkt nach. Er hat meine Frage zwar vernommen, jedoch macht er keinen Anschein sie mir zu beantworten. Ich gebe ein leises Seufzen von mir und setzte mich auf die seidig grüne Bettwäsche von Loki. Um nicht wieder direkt zu weinen, konzentriere ich mich auf meine Fingernägel, als wären sie das Beste was ich jemals gesehen habe.
„Ich verachte dich nicht, Zoe", beginnt er und erhebt sich von seinem Stuhl. Mit langen Schritten kommt er auf mich zu. Mein Blick richtet sich auf. „Ich war nur... überrascht."
„Überrascht?", frage ich irritiert zurück.
„Ja. Ich habe bis jetzt noch nie eine Sirene in Aktion gesehen und da Thor sagte, dass du mit deinen Fähigkeiten nicht umgehen kannst, war ich nicht vorbereitet." Skeptisch betrachte ich seine Gesichtszüge, während er mir alles erklärt. Ich weiß nicht ganz ob ich das glauben soll. Einerseits könnte er wirklich so empfunden haben, doch warum sollte er dann schweigen und mich ignorieren? „Überrascht" ist zwar ein gutes Wort dafür, da ich selbst mehr als überrascht von mir war, doch irgendetwas stört mich an seiner Erklärung. Vielleicht ist es auch nur sein angestrengtes Gesicht, das etwas Schmutz vom Kampf abbekommen hat.
„Du blutest" unterbricht er die unangenehme Stille im Raum. Seine raue Hand legt sich unter mein Kinn und hebt es leicht an. Seine Augen legen sich auf meine linke Wange. Einer seiner Finger fährt leicht darüber und ich zische vor Schmerz auf.
„Nur ein Kratzer", sagt er mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Er nimmt seine Hand von meinem Kinn und reißt ein Stück Stoff von seinem Hemd, das unter seiner Rüstung hervorragt. Den olivgrünen Stoff legt er mir auf die Wange und drückt leicht dagegen.
„Es muss von dem Schlag des Gefangenen kommen", erkläre ich und sehe ihm bei seinen Taten zu.
„Du solltest es später mit Wasser reinigen, dann dürfte nichts passieren." Seine Augen suchen meine und verharren. Fandral öffnet leicht den Mund und will etwas sagen, doch bevor er dazu kommt, wird er unterbrochen. Eine Wache stürmt plötzlich ins Zimmer herein.
„Die Königin ist tot!"

Ich hoffe es hat euch gefallen
Kleine Frage: Wird sich jemand von euch Suicide Squad ansehen?
Ich persönlich freue mich sehr auf den Film, obwohl ich eigentlich kein sonderlich großer DC-Fan bin. Die einzigen die ich aus dem DC-Universum mag , sind Joker und Harley :D Schreibt mir mal ob ihr DC-Fans seid und wen ihr mögt

 Die einzigen die ich aus dem DC-Universum mag , sind Joker und Harley :D Schreibt mir mal ob ihr DC-Fans seid und wen ihr mögt ♥

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Das ist Übrigens ein Morgenstern, falls jemand nicht weiß was das ist :)

Die letzte Sirene - The Dark WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt