Prolog

25 3 5
                                    

"Es war Samstag Nacht als es passierte.
Ich war gerade 7 geworden und hatte den Tod meiner Mutter ein bisschen verkraftet.
Mein Vater aber nicht.
Ich dachte dass er an diesem Abend nach der Arbeit direkt nach Hause kommt, um mit mir meinen Geburtstag zu feiern. Ich war um 23 Uhr noch wach und habe auf ihn gewartet als ich unsere Haustür zuschlagen hörte.
Zuerst freute ich mich, dann fing ich an zu zweifeln ob es wirklich gut war solange aufzubleiben. Ich kannte meinen Daddy und ich wusste dass er schnell wütend werden konnte. Vor allem wenn ich das mache was er nicht will. Und eine Regel von ihm war eben: Nicht zu lange aufzubleiben.
Ich lauschte und hörte Schritte die in meine Richtung kamen. Die Angst schien schon fast nach mir zu greifen. Ich hatte Angst davor was mein Daddy mit mir machen würde. Er war sehr streng und nach dem Tod von Mummy war er immer lange weg und trank stinkendes Zeug. Er konnte danach nicht richtig laufen und fand nie das Schlafzimmer. Meistens schlief er auf dem Sofa im Wohnzimmer.
Ich wusste nicht was ich machen sollte und schnappte mir einfach eine Decke vom besagten Sofa, zog sie mir bis zum Kinn und tat so als ob ich schlafen würde.
Ich hörte wie mein Daddy ins Wohnzimmer kam und etwas wie 'dummes Balg' murmelte.
War ich damit gemeint?
Ich spürte wie er nach der Decke griff und sie mir weg zog. Augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut und zuckte zusammen als mein Vater anfing rum zu brüllen.
'Steh auf', brüllte er und warf mich von der Couch.
Wimmernd kam ich auf dem Boden auf, konnte gerade noch mein Gesicht schützen indem ich mich mit meinen Händen abfing.
Er stank.
Das bemerkte ich als er sich zu mir runter beugte und mich an den Haaren griff.
Ich schrie auf. Meine Kopfhaut brannte fürchterlich.
'Was habe ich dir gesagt, hm?', sein Geschrei tat in meinen Ohren weh und Tränen rannten meine Wangen hinunter.
Einerseits wegen den Schmerzen an meinem Kopf, andererseits weil ich nicht verstand warum mein Daddy das macht. Bis vor ein paar Monaten saß er doch noch fast jeden Tag Abends an meinem Bett und las mir eine gute Nacht Geschichte vor. Und dann auf Einmal schrie er mich an und tat mir weh!
'Ich habe dich etwas gefragt!'
Ich kam wieder in die Gegenwart und sah ihn an, bekam aber kein Wort heraus.
Sein Gesicht war rot. Vor Zorn wie ich annahm.
Immer noch schwieg ich. Anscheinend machte es ihm etwas aus denn es kam etwas was ich bis dahin nie erwartet hätte. Er holte aus und gab mir eine Ohrfeige. Voller Schock hielt ich meinen Kopf zur Seite gedreht. Die eine Hand an meinem Kopf, dort wo er seine eine Hand in meinen Haaren vergraben hielt und immer wieder daran zog, die andere an meiner rechten Wange.
'ANTWORTE MIR!'
Er wurde immer aggressiver und ich realisierte immer mehr was hier gerade passierte.
Mein eigener Vater schlug mich.
Tat mir weh.
Sollte ein Vater seine Kinder nicht beschützen?
'DU DUMMES KIND!'
Ich sah ihn wieder an und mir wurde immer klarer, dass der Mann der vor mir stand, nicht mein Vater sein kann. Es konnte einfach nicht möglich sein. Dieser Mann vor mir war nicht der Mann der mir immer Geschichten vor las, sie lebendig machte. Dieser Mann war nicht mein Vater.
Ihm reichte es, dass ich nichts sagte und zog mich hinter sich her in Richtung Keller.
Nein. Alles nur das nicht. Ich hasste dunkle Räume.
Der Mann riss die Tür auf und betätigte den Lichtschalter.
Ohne auf mich zu achten polterte er hinunter, immer noch mit seiner Hand in meinen Haaren, daran ziehend, sodass ich dachte er würde sie mir gleich heraus reißen.
Unten um Keller angekommen schmiss er mich wieder auf den Boden.
'Wenn du so nicht antworten willst, müssen wir es eben auf die harte Tour versuchen', seine Stimme war jetzt nicht mehr Ohren betäubend laut. Nein. Jetzt war sie ruhig.
Aber nicht auf eine Art, bei der ich mich sicher fühlen würde, gar beschützt.
Nein.
Es machte mir Angst.
Während ich vor mich hin schluchzte, bemerkte ich nicht, wie er den Gürtel von seiner Jeans löste und auf mich zukam.
Ich hatte mein Gesicht dem Boden zu gekehrt, was im nachhinein der schlimmste Fehler war den ich machen konnte, denn kurz danach spürte ich wie mein Oberteil an meinem Rücken zerrissen wurde, er sich breitbeinig über mich stellte und etwas in mein Ohr flüsterte.
'Du wirst mitzählen verstanden? Und bei jedem Schlag den du vergisst, wird es einen mehr geben.'
Ich zitterte. Hatte Todesängste vor dem was mir bevor stand.
Doch hatte ich eine Wahl?
Konnte ein sieben jähriges Mädchen etwas gegen einen erwachsenen Mann ausrichten?
Vollkommen unerwartet traf mich der erste Schlag.
Ich schrie auf.
Es brannte so sehr.
Trotzdem vergaß ich nicht zu zählen.

Nachdem fünften Schlag hörte er auf.

Ich konnte nicht mehr, zitterte.
Mein Rücken brannte und blutete wahrscheinlich.
Doch den Mann interessierte es nicht.
Er ging einfach. Er ging die Treppe hinauf, schaltete das Licht aus und murmelte noch: 'Ich hoffe du hast deine Lektion gelernt'

Und so lag ich da. Zitternd, weinend, verstört und am Ende meiner Kräfte.
Das war der Tag an dem ich meine Hoffnung verlor.

Er kam jeden Tag mit zwei Näpfen hinunter. In einem war Wasser. Im anderen ein Stück Brot.
Er fragte mich immer wie die Regeln lauteten. Wenn ich stotterte dann schlug er mich. Egal wohin, egal mit was.
Wenn ich gar nicht antwortete, wurde ich wieder ausgepeitscht.
Fünf Schläge waren es am Anfang und jedes Mal kam einer dazu.

Mein Zeitgefühl hatte ich da unten verloren.
Irgendwann muss wohl meine Lehrerin die Polizei über mein Fehlen informiert haben, da mein Vater mich nicht mehr krank meldete.
Sie fanden mich im Keller. Mit weit aufgerissenen Augen und zerrissenen Klamotten.

Seitdem bin ich hier."

Die Psychologin, die Frau vom Jugendamt und die Frau vom Kinderheim sahen mich mitleidig an.

Aber mir hat es die Augen geöffnet. Egal wie nah dir eine Person steht.
Egal wie sehr du sie liebst.
Egal ob du immer gut zu dieser Person warst.
Sie wird dich verraten und verletzen.

Ich bin Hope Johnson und meine Rechte auf Hoffnung, Vertrauen und Liebe sind vor fast 10 Jahren vollkommen zerstört worden.

Hoffnung? Nicht Für Mich.Where stories live. Discover now