Kapitel Zweiundfünfzig: Meine beste Freundin

6.7K 390 13
                                    

In der Nacht von Sonntag auf Montag dachte ich viel nach. Darüber, warum Elliot das getan hatte und wie dumm ich gewesen war, dass ich mich darauf eingelassen hatte. Kurz bevor mein Wecker klingelte, kam ich zu dem Entschluss, in der Schule weiter darüber nachzudenken. Dass ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren können würde, war schon klar, bevor ich überhaupt das Haus verlassen hatte. 

Während ich dann im Unterricht saß, kam ich endlich zu einer plausiblen Lösung. Mit plausibel meine ich, dass weder eine Entführung durch Aliens noch Drogen darin vorkamen. 

Elliot hatte Langeweile gehabt und da er mich generell nicht leiden konnte, hatte er sich überlegt, wie er mir am meisten weh tun konnte. Der Wettbewerb und Deans Idee, mich als Peach einzusetzen, kamen ihm da sehr gelegen. 

Und ich?

Ich war blind gewesen. Vielleicht hatte ich es mir gewünscht, Aufmerksamkeit von ihm zu kriegen. Vielleicht weil ich damit Pamela eins auswischen wollte. Vielleicht, weil ich es satt hatte, allein zu sein. Vielleicht, weil ich nicht mehr aufhören konnte, nachdem es sich so gut angefühlt hatte. 

"Mabel?" Riss mich Ariana aus meinen Gedanken. Ich fuhr herum und sah sie überrascht an. Sie stand neben dem Tisch mit ihrer Tasche auf der Schulter und ihrem Ordner im Arm und sah mich besorgt an. 

"Ja?" Fragte ich. 

"Es hat geklingelt. Die Stunde ist vorbei." Klärte sie mich auf. Ich sah mich überrascht um und sah, dass tatsächlich bereits alle meiner Mitschüler den Raum verlassen hatten und wir alleine waren. "Oh." Ich packte meine Sachen in meine Tasche und stand auf. "Sorry." 

"Lass uns raus gehen." Sagte Ariana, als wir aus dem Raum gingen. Mein Herz begann zu klopfen.     "W-Wenn du meinst." Stammelte ich. Auf dem Schulhof würde Elliot sein. Das wusste ich ganz genau. Elliot und Dean. Die beiden Menschen, die ich gerade am wenigsten sehen wollte. 

"Vielleicht passiert gar nichts." Ermutigte mich Ariana und lächelte mich an. 

Ja. Vielleicht kam Elliot auch auf mich zu gelaufen, fiel vor mir auf die Knie und erklärte, dass alles nur ein Missverständnis war und er mich immer geliebt hatte. Und natürlich begann mein dummes Herz bei diesem Gedanken noch schneller zu schlagen und Hoffnung baute sich in mir auf. 

Natürlich war es nicht so. 

Elliot stand mit Pamela und ein paar Anderen an der Mauer und unterhielt sich. Er würdigte mich keines Blickes. Dean hingegen kam auf uns zu und stellte sich mit verschränkten Armen vor mich. 

"Warum bist du einfach aus New Orleans abgehauen? Wir hatten abgemacht zusammen zu fahren!" Beschuldigte er mich. Ich holte tief Luft und wappnete mich innerlich für das, was ich ihm nun erzählen würde. Doch Ariana kam mir zuvor. 

"Dean, lass sie doch. Es geht dich nichts an." Sagte sie bestimmend und stellte sich enger neben mich, um mich zu beschützen. In diesem Moment empfand ich so viel Dankbarkeit und Erleichterung, dass ich meiner besten Freundin am liebsten um den Hals gefallen wäre.

Dafür brauchte man beste Freundinnen. 



GameBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt