Kapitel Vierundsiebzig: Eine Bitte mit Betteln

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Das ganze Wochenende rätselte ich darüber, warum ich zwar enttäuscht und verletzt war, mir aber nicht zum Heulen zumute war. Ich fühlte mich einfach leer.
Mir stand nicht einmal der Sinn nach einem Becher Ben & Jerry's.
Ich saß also das gesamte Wochenende über Zuhause, sah fern und grübelte über Aiden und mein verkorkstes Ich nach.

Ich hatte gedacht, dass mein erster Liebeskummer mich aus der Bahn reißen würde, wie ein Fluss aus vielen Tränen, mit viel Herzschmerz.

Bis mir auffiel, dass dies gar nicht mein erster Liebeskummer war.
Mein erster Liebeskummer war wegen Elliot King gewesen, besser bekannt als mein Gameboy.
Und dieser hatte mich weggerissen. Ich war untergegangen in diesem Fluss aus Tränen.

Aber was sollte das bedeuten?

Ich wusste es nicht. Und ich war auch nicht im Stande, darüber nun nachzudenken. Ich musste mich darauf konzentrieren den morgigen Schultag zu überleben.

Ariana hatte mir versprochen, mich morgens abzuholen, damit ich nicht mit dem Bus fahren musste.

Ich stieg zu ihr ins Auto und schloss die Beifahrertür. "Wie geht's dir?" Fragte sie und drückte mir einen dampfenden Kaffeebecher in die Hand.
"Gott, danke. Ich hatte keine Zeit, mir einen zu machen." Wich ich ihrer Frage aus. Ariana sah mich prüfend an, bevor sie den Motor startete und los fuhr.
"Mabel."

"Ja ja. Mir geht es eigentlich ganz gut. Hab über ein paar Dinge nachgedacht." Antwortete ich ehrlich und probierte schlürfend den Kaffee.
Hm, das tat gut.

"Hat er sich gemeldet?" Setzte Ariana ihr Verhör über mein Wochenende fort.

"Nein, beziehungsweise, keine Ahnung. Ich hab ihn vorsichtshalber, überall wo es mir möglich war, geblockt und seine Nummer gelöscht." Ich sah aus dem Fenster. Dieser digitale Schritt, den ich gemacht hatte, war mir überraschenderweise überhaupt nicht schwer gefallen. Es schien mir logisch und deswegen machte ich es einfach.

"Wow. Das ist radikal." Ariana machte eine Pause. "Und wahrscheinlich das beste, was du tun konntest." Fuhr sie dann fort.

Ich nickte. "Ich will keine Erklärungen mehr. Es ist vorbei und gut ist. Niemand wird daran mehr etwas ändern können."

"Ich bin froh, dass du nicht mehr in dasselbe Loch fällst, wie bei Elliot."

"Ja, vielleicht, weil es nicht das gleiche war..." Sagte ich leise. Ariana ahnte nicht, dass ich meine Gefühle meinte, sondern dachte an etwas anderes.

"Natürlich, immerhin haben du und Aiden nicht miteinander geschlafen, oder?"

"Nein, natürlich nicht. Soweit waren wir noch gar nicht." Bestätigte ich schnell.

"Dann ist ja gut. Aber Mabs, irgendwie siehst du trotzdem nicht glücklich aus. Was ist da noch?" Bohrte sie nach.

Doch bevor ich den Mut gefunden hatte und zu einer Antwort ansetzen konnte, fuhren wir auf den Parkplatz unserer Schule.

"Ich Erzähl es dir wann anders, Ari, versprochen." Damit stieg ich aus und ging zu meinem Kursraum. Die ersten beiden Stunden hatte ich nicht mit Ariana, sondern mit Elliot.
Darauf freute ich mich ganz besonders.
Nicht.

Als ich den Raum betrat, saßen Elliot und Dean nebeneinander und steckten die Köpfe zusammen. Ich ließ mich auf meinen Platz fallen, der dummerweise neben Dean war.
Sobald ich saß, stand Dean auf.
"Ich geh nochmal schnell auf Toilette." Sagte er und verschwand.
Ich reagierte nicht und sah stur gerade aus.

Elliot rutschte auf Deans Platz." Du bist also wieder Single?"
Abrupt sah ich zu ihm. "Woher weißt du das?" Fragte ich kühl, ohne auf seine Frage zu antworten.

"Ich hab dich gesehen. Wir saßen ein paar Tische weiter, aber du hast uns nicht gesehen. Das Schwein hat dich betrogen, oder?"

Ich nickte. "Was interessiert es dich?"

"Ich wusste von Anfang an, dass der nichts für dich ist."

Ich schnaubte spöttisch. "Aber du bist es, oder was?"

Elliot überlegte. "Nicht direkt. Aber würdest du trotzdem auf ein Date mit mir gehen?"

Ich sah ihn schockiert an. "Was?"

Elliot zeigte Anfänge eines Grinsens. "Komm schon, Maby-Baby. Nur ein Date."

"Warum sollte ich?" Erwiderte ich, immer noch ein wenig überrumpelt. Was versuchte er nun schon wieder?

"Ich will dir beweisen, dass ich es ernst meine. Geh auf ein Date mit mir, bitte." Er nahm meine Hand.

Seine Berührung ließ mein Herz schneller schlagen, was mich verwirrte.

"Bitte, Mabel."

"Ist das wieder eins deiner Spielchen?" Ich wollte meine Hand aus seiner ziehen, aber konnte es nicht. Mein Herz schlug immer noch schneller als normal.

"Nein, ich meine es ernst. Nur ein Date. Du und ich. Am Freitag."

"Okay."

Juhu, ein Date!

GameBoyWhere stories live. Discover now