Kapitel 32

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Scar

Mir wurde ganz unwohl bei dem Gedanken, Jolin mit dem Mann allein gehen zu lassen. Er machte einen sehr skrupellosen Eindruck auf mich.
Ich liess also alles liegen und begab mich zu Jolin.
Als ich an der Tür stand, sah ich Jolin mit verträumten Blick auf die modrige Wand starren.

"Wie ist das passiert und wer war das."

Seine tiefe Stimme hatte Jolin aus ihrer Trance gerüttelt. Nun stand sie wie ein verängstigtes Reh vor ihm.
An ihrer Körperhaltung erkannte ich, dass sie Angst vor ihm hatte.
Auch verständlich, sie war gerade mal halb so gross wie er. Selbst ich konnte diesem Riesen nicht die Stirn bieten.

"Wir gerieten in einen Hinterhalt. Lucy hat alles versucht was sie konnte. Dennoch verloren wir sehr viele Männer und auch sie. Es war aber auch ihre Schuld. Sie hat sich mit den falschen Leuten angelegt. So ist das nun einmal in dieser Branche. Ausserdem hatte sie keinerlei Kampferfahrung und war den Männern ein gefundenes Fressen gewesen."

"Ich möchte wissen wer es war."

"Diese Person ist schon lange über alle Berge. Finden werden sie sie nicht."

Ich blieb ruhig. Mein Puls schlug in gleichmäßigen Abständen. Den Blickkontakt konnte ich mit ihm halten.
Obwohl mir die Ruhe ins Gesicht geschrieben war, starrte der Mann in meine Augen. Ein Hauch von Misstrauen war in ihnen, den ich ihm aber nicht verübeln konnte. Er war gut.

"Ich möchte einen Namen."

"Den kann ich ihnen nicht geben. Wir wollen noch mehr tote vermeiden. Wenn die Gelegenheit sich bietet, dann werde ich schon wissen was zu tun ist."

Er guckte mich einen Moment lang an, ehe er wieder den Mund öffnete.

"Es ist meine Tochter, die hier verstümmelt liegt. Mein eigen Fleisch und Blut. Deshalb muss ich sie rächen. Ich muss ihr Blut wieder rein waschen, indem ich das ihres Mörders auf dem verdammten Boden verteile. Ich werde-"

"Schon gut schon gut. Sein Name ist Daxter. Er hatte einen Deal mit Lucy arrangiert und als er sie persönlich traf nahm er sie mit. Wir suchten zwei Wochen verzweifelt, bis ihre Leiche vor einpaar Stunden auf dem Boden gefunden wurde."

Seine Stirn runzelte er und seine Augen hatten immer noch dieses zweifelnde Schimmern.

"Wir haben auch Beweise. Kommen Sie mit."

Mit selbstsicheren Schritten lief ich vor. Und kurz darauf folgten mir schwere Schritte, welche die Dielen im ganzen Stockwerk zum knarzen brachten. Ich konnte nur hoffen, dass ich niemanden von uns in die Scheisse ritt. Vor dem Büro von Lucy blieb ich dann stehen und drehte mich um. Der Mann hinter mir war angespannt und durch sein anstrengend zusammengezogenes Gesicht bildeten sich kleine Falten.
Mit einer Handbewegung öffnete ich die Tür und lief mit ihm hinein.
Mehrere Dokumente lagen im ganzen Büro verteilt. Auf ihrem Schreibtisch, auf dem Boden und auch in den vielen Regalen.
Der Vater hob ein Blatt vom Boden auf und las es sich durch. Ich dagegen ging an ihren Schreibtisch und konnte nur hoffen, dass sie auch wirklich mit Daxter in Kontakt gekommen war.
Ich durchwühlte die ganzen Schubladen, aber konnte nichts finden. Dann klickte ich mich durch ihren Computer, bis ich eine Mail fand, die eine interessante Nachricht enthielt.
Ein kleines Zucken meines Mundwinkels machte den Riesen wieder auf mich aufmerksam.

"Hier, lesen sie selber."

Er liess das Blatt in der Hand auf den Boden fallen und stand mit nur zwei Schritten neben mir. Er beugte sich über mich und las sich die Nachricht durch.
Nachdem seine Augen auch beim dritten Mal lesen, das Gleiche sahen, knurrte er in mein ohr.

"Ich mach ihn kalt."

"Lassen sie sich nicht aufhalten. Ach ja, sie sollten noch bedenken, dass Daxter ziemlich gerissen ist, also wird er sie so aus dem Konzept bringen, dass sie ihm ebenfalls zum Opfer fallen werden."

Er drehte seinen Kopf zu mir, bedachte mich mit einem undefinierbaren Blick und lief dann aus dem Raum.
Ich stand von dem Bürostuhl auf und lief dem Mann hinterher.

"Ich möchte meine Tochter mitnehmen."

"Selbstverständlich."

Damit lief ich in den immer noch verschmutzten Trainingsraum. Ich entschuldigte mich, um mit Liam und Jolin zu sprechen.
Als ich die beiden unten nicht fand, begab ich mich nach oben, um dort nachzusehen.
Mit einer schwungvollen Bewegung öffnete ich die Tür zu Jolin's Appartementzimmer und durchsuchte es.
Als ich dann vor der Tür des Schlafzimmers von ihr stand, überlegte ich zuerst ob ich hinein gehen sollte. Vermutlich waren die beiden da drinnen und machten Gott weiss was.
Ein kleines hinterlistiges Lächeln schlich sich auf meine Lippen und mit einem Ruck öffnete ich die Tür.
Wie erwartet sassen die beiden da und tauschten Speichel aus.

"Hey ihr da."

Jolin erschreckte sich so, dass sie Liam vom Bett gestoßen hatte. Er landete mit einem lauten Knall auf dem Boden.
Ich musste mir mein Lachen echt verkneifen, als ich in die Gesichter der beiden starrte.

"Ihr seid nicht hier um rumzuturteln, sondern um mir zu helfen diese Leiche dem Vater zu übergeben."

Mit immer noch verschreckten Mienen schauten mich die beiden an.

"Wie wäre es wenn ihr nun aufstehen würdet?"

Die beiden schauten erst sich an dann mich und fingen daraufhin an zu lachen.
Ich schüttelte nur den Kopf über die beiden und lief dann aus dem Haus.

"Ihr könnt später da weiter machen wo ihr aufgehört habt, aber jetzt müsst ihr noch darauf verzichten."

Kichernd liefen die beiden hinter mir her und halfen mir Lucy's Leiche in ein weißes Tuch zu wickeln.
Bevor ich den Kopf bedecken konnte, gab der Vater der Leiche einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich weg drehte.
Als ich endlich fertig damit wurde, die Leiche einzupacken, gab ich ihrem Vater Bescheid. Dieser hob Lucy an, als würde sie nichts wiegen.
Er nickte mir zu und ging.

"Ich dachte wir werden den nie los."

Erneut schüttelte ich den Kopf über Jolin, die in den Armen von Liam stand.

"Leute, Feierabend. Geht euch hinlegen. Morgen wird ein freier Tag. Ihr seid alle frei, ihr könnt machen was ihr wollt. Geht zu euren Familien, Freunden, Geliebten. Es gibt niemanden mehr, der euch davon abhalten kann. Ich habe mein Versprechen eingehalten. Nun müsst ihr mir versprechen die Finger aus solchen Spielchen zu lassen und ein normales Leben zu führen. Denn all das, was ihr durchmachen musstet ist keine Selbstverständlichkeit. Ihr seid frei, also los geht schlafen und packt eure Sachen morgen. Ihr werdet nämlich nach Hause gehen.
...
Es tut mir so leid, dass es sooooo verdammt lange gedauert hat. Ich bin ehrlich, mir ist die Lust am schreiben vergangen und habe deshalb kaum noch etwas geupdatet.
Ich denke es wird noch ein Kapitel kommen und dann werde ich die Story beenden.
Ich hoffe ihr seid mir nicht böse.
LG Susan

I Need Revenge (good, Badgirl 2)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora