18. Qualen in der Dunkelheit

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Butterweich setzte Professor Halsur auf einem breiten Dünenkamm auf. Einen Moment lang schwebte sein Finger über der Taste zum Öffnen der Ausstiegsluke, doch dann bewegte er sich etwas nach rechts, und betätigte einen Knopf, der eine Raumpiratenattacke auf die Bildschirme projizieren würde, die anstelle von Fenstern im Passagierraum angebracht waren. Sollen die Herren Wissenschaftler ruhig noch ein wenig schwitzen!

Kopfschüttelnd kletterte er aus dem Schiff und beschattete sich die Augen mit einer Hand. Die glühende Wüste breitete sich vor ihm aus. Was für ein Ort! Hier gab es sicher keine einzige Schneckenart! Und auf diesem Planeten würde er die nächsten Monate, vielleicht sogar Jahre verbringen müssen. Nun, für einen guten Zweck war man bereit zu leiden.

„He, Sie!“

Verwundert drehte Halsur sich um. Lebten hier etwa Menschen?

Ein Mann kam mit vorgehaltener Laserpistole auf ihn zu.

Halsur hob so schnell er konnte die Hände. „Hören Sie, guter Mann, so etwas ist nicht nötig. Wir sind in einer wichtigen, aber friedlichen Mission hier.“

„Wen wollt ihr missionieren? Ich habe immer gedacht, Priester tragen schwarze Kutten, nicht weiße Laborkittel“, knurrte der Mann.

„Nein, nein, es handelt sich um eine wissenschaftliche Mission. Wir müssen das Universum retten.“

Der Mann starrte Halsur für ein paar Sekunden an, dann rollte er mit den Augen.

„Oh ja, klar. Sie müssen also das Universum retten? Warum nicht gleich ein paar Universen? Nur eines, das ist doch so langweilig. Hier entlang, wenn ich bitten darf...“

Halsur hob erstaunt die Augenbrauen.

„Ach, Sie sind ein Anhänger der Auffassung, dass es Paralleluniversen gibt, junger Mann? Sie erstaunen mich. Sie sehen gar nicht wie ein Wissenschaftler aus.“

Er deutete auf die zerfledderte Lederweste seines Gegenübers. Der Mann sah nicht an sich hinab, sondern hielt seine Augen und seine Pistole noch immer direkt auf Halsur gerichtet.

„Ich war gerade auf dem Weg zu einem Maskenball“, sagte er und begann Halsur mit der Pistole vor sich her zu bugsieren. „Da vorne in den Tunnel, bitte.“

„In gewisser Weise könnte es nämlich relevant sein, was sie da sagen. Die Existenz von Paralelluniversen, meine ich. Wenn es, wie die Brane-Kosmologie behauptet, tatsächlich mehrere Brane-förmige Universen gibt, die nur durch die Gravitation miteinander kommunizieren können, so wäre es möglich, dass die Umkehrung des Zusammenziehungsvorgangs in einem der Universen auch positive Auswirkungen auf alle anderen hat.“

„Sicher, das ist durchaus möglich. Jetzt hier den Gang runter, und da vorne um die Ecke.“

Weiter unten im Tunnel spähte Eeea und Cido um die Ecke des Ganges.

„Bleibt lieber von dem Mann weg“, warnte Nhol als sie in sein Sichtfeld kamen. „Er ist ein Wahnsinniger. Schwafelt etwas davon, mehrere Universen gleichzeitig zu retten, in dem er einen Vorhang zusammenzieht.“

Halsur schüttelte den Kopf. „Aber nein, junger Mann Sie haben mich völlig falsch verstanden, ich...“

Nhol brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Raumschiff?“ bellte er in Richtung des reparaturbedürftigen Vehikels.

Ja?“

„Fessel den Kerl und steck ihn in eine ruhige Ecke, bis er sich beruhigt hat. Vielleicht bekommen wir morgen etwas Sinnvolleres aus ihm heraus.“

„Aber es ist von allerhöchster Priorität“, begann Halsur erneut, „dass wir sofort mit den Arbeiten beginnen und...“

„Und wenn du noch einen Putzlumpen findest, kneble ihn.“

„Aber so hören Sie doch, ichmfpffpdfsff....“

Schon geschehen, Boss. Ich stecke ihn für die Nacht in den Müllschlucker.“

„Mpfmplfrfzzz!!!!“

Nhol überlegte einen Moment. „Nimm den für Biomüll. Wir wollen den armen Kerl ja nicht vergiften.“

OK, Boss.“

(<>..<>)

Die Wissenschafter in der Passagierkabine warteten und warteten, aber kein Halsur erschien. Es schien als wollte ihre Reise kein Ende nehmen. Nachdem sie zum 173sten mal in dieser Nacht knapp der Gefangennahme durch Weltraumpiraten entkommen waren, begannen die ersten nervlichen Zerfallserscheinungen bei den Passagieren einzusetzen.

Einige setzten sich Kopfhörer auf und versuchten sich durch Musik abzulenken, die sie normalerweise schlicht als Lärm klassifiziert hätten. Andere waren schon so betrunken, dass sie trotz des andauernden Zischens der Laserstrahlen, den Lichtblitzen und Explosionen eingeschlafen waren. Wieder andere hielten sich stolz aufrecht, was inzwischen jedoch nur noch wegen des Gurtes und der höhenverstellbaren Armlehnen der Sitze möglich war.

Zu diesen Unglücklichen gehörte auch Professor Nurazim, dessen Lächeln inzwischen deutlich weniger strahlend war.

„Bei allen Erfindungen von Edison!“ stöhnte er und warf seinem Sitznachbarn einen verzweifelten Blick zu.

„Stewardess, wischen Sie mir bitte die Stirn ab. Und dann schütteln Sie mir bitte den Kopf. Ich möchte mein Erstaunen zum Ausdruck bringen, habe aber nicht mehr die Kraft dazu.“

Sehr wohl, Herr Professor.“

„Nicht so stark, nicht so stark. Ich habe bohrende Kopfschmerzen.“

Verzeihung, Professor.“

Nurazim warf einen Blick zur Tür des Cockpits, die noch immer fest geschlossen blieb. „Also ich verstehe nicht, wie Halsur bei diesen Umständen noch fliegen kann. Wissen Sie, je mehr ich diesen Mann kennen lerne, desto mehr muss ich ihn bewundere. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in diesem Zustand ein Raumschiff steuern sollte... und er sitzt da vorne im Cockpit und steuert uns durch einen Überfall nach dem anderen! Was für ein gefährlicher Ort der Weltraum doch sein kann, finden Sie nicht auch?“

Die Antwort seines Sitznachbarn bestand nur aus einem undefinierbaren Grunzen. Eine Flasche, deren Inhalt bereits in den dicken Teppich gesickert war, lag zu seinen Füßen.

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Hi!

Na, was denkt ihr? Wie kommen der Computer und Halsur miteinander aus? ;)

LG

Robert

U3 - Unternehmen umgedrehtes UniversumDove le storie prendono vita. Scoprilo ora