Kapitel 8

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Ich wusste nicht, wie ich es auffassen sollte, dass er sagte, er glaube vielleicht mehr aus meiner Vergangenheit zu wissen, als ich selbst. Es klang verrückt und vollkommen komisch.

Ich meine, ich wusste doch, was mir widerfuhr.
Ich sollte es besser wissen als Anderson Devil, oder?

"Wie meinst du das?"

"Ich hab so das Gefühl, dass du diese Frage zu oft stellst. Drücke ich mich zu schwer aus?"

"Nein, N-Nein, ich...tut mir leid.", stotterte ich leise und drückte seine Hände, die meine warm hielten.

"Das muss dir nicht leid tun. Alles okay.", sein Lächeln munterte mich auf. Er schien okay zu sein. "Willst du noch bleiben?"

Ich würde sogar gerne noch etwas bleiben, bevor mein 6. Geburtstag an meinen Nerven ziehen würde. Bevor ich alles nochmal erleben müsste. Ich wollte zumindest noch die Nacht über bleiben.

"Ja...wir könnten die Nacht über hier oben schlafen.", ich deutete auf das viele Heu und lächelte etwas.

Meine Einsamkeit fühlte sich so unglaublich verflogen an. Ich liebte dieses Gefühl. Ich fühlte mich schwerelos neben Anderson. So wollte ich immer sein. So wollte ich mich immer fühlen. So liebte ich mein Ich.

"Warum...", ich schluckte, "Warum weißt du so viel über meine Vergangenheit? Ich meine- woher weißt du all das?"

Er atmete scharf die Luft ein. Seine Augen sahen von mir weg. Er lugte rüber zu dem ganzen Heu, zu der Holzkiste, die in einer Ecke lag und dort verweilte, da ich sie zu dem Zeitpunkt noch nicht verwendete, um heimliche Teepartys zu schmeißen.

"Lust auf eine Teeparty?", scherzte er und hob die Holzkiste auf, sodass sie in seinen Händen lag.

Seine Augen schweiften auf dem großen Dachboden herum. Er nahm sich einige Heuballen und platzierte sie in einer Reihe vor der Kiste. Der Boden knarrte unter seinen Füßen, als er zu mir kam und seine Hand nach mir ausstreckte.

"Dir ist kalt.", bemerkte er aufmerksam und zog mich zu sich. "Du frierst"

"Woher-"

"Du hast Gänsehaut."

Er lachte mich an und nahm mich in seinen Arm, umarmte mich und schenkte mir Wärme. Sein Finger erhob sich mit seinem Arm abgestreckt von uns. Er zog eine senkrechte Linie in die Luft und in der nächsten Sekunde standen wir in vollkommener Dunkelheit.

"Was hast du getan?", sein heißer Atem war gegen meine Haut zu spüren. Es machte mich nervös.

"Ich hab die Zeit vorgespult."

"Aber- Aber so kommen wir meinem nächsten Geburtstag immer näher."

"Du kannst deinem Geburtstag nicht entkommen, Samantha Wales, das kannst du nie. Jedes Jahr kommt er wieder und wieder. Nur unter anderen Umständen. Du musst lernen, dass du das nicht ändern kannst. Aber du kannst ändern, wer du zu dem Zeitpunkt bist."

Seine Augen waren selbst in der absoluten Dunkelheit zu sehen. Von unten kamen leise Gesänge und Lieder, die mich beruhigten. Er ließ mich los, verschwand im Schatten wie ein Geist. Als käme er aus dem Schatten und würde mit ihm gehen.

"Anderson?", summte ich in die Dunkelheit mit meiner verängstigten Stimme, hoffte auf ein Zeichen oder eine Geste.

Dann fing ein Funke an, in die Luft zu steigen. Er flog einfach so durch die Luft. Ohne Beschwerden. Darauf folgte noch einer, und noch ein weiterer. Tausende Funken begonnen durch die Luft zu schweben. Als ich einen berührte, war er nichtmal heiß. Sie erhellten den gesamten Dachboden und ließen mich seine Gestalt in der hintersten Ecke des Raumes erkennen, wie er so dastand und mich ansah, als wäre ich etwas besonderes.

Pact with the devil | Andre [COMPLETED]Where stories live. Discover now