Kapitel 7

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Sicht: Legolas

Ich eilte durch die Gänge auf der Suche nach Elrond, Glorfindel oder sonst wem.
Mir mussten viele Elben ausweichen. Die nicht gerade freundlichen Blicke, mit denen sie mich anschauten, ignorierte ich.

Als ich um eine Ecke bog, stieß ich fast mit Elrond, den Zwillingen und Beren zusammen.
«Leggy! Wo warst du schon wieder?», fragte Beren aufgebracht. «Wo wohl. Er hat sich versteckt, um nicht helfen zu müssen.», meinte Elrohir und sah mich finster an.
«Elrohir!», ermahnte Elrond ihn, doch er reagierte nicht, stattdessen unterstützte Elladan seinen Bruder. «Warum war unser Prinzlein dann nicht da und hat geholfen. Zu edel ist er sich. Sowas macht ja kein Prinz.», spottete er.
Beide bekamen einen Schlag auf den Hinterkopf von Beren. «Seid still!», sagte sie zornig.

«Estel...», fing ich an, doch ein Hustenanfall ließ mich nicht weiter reden.
Alle Augen waren wieder auf mich gerichtet. Der Schock stand in ihren Gesichtern.
Elrohir ging sofort auf mich zu und drückte mich gegen eine Wand.
Er sah mich wutentbrannt an.
«Was hast du diesmal angestellt? Hast du ihn sterben lassen? Oder selbst umgebracht!?»
Er schlug mir ins Gesicht.
«Antworte!», schrie er und wollte nochmal zuschlagen, doch Elrond hielt ihn ab. «Elrohir! Es reicht!»
Ich sah Elrond dankend an. «Was hast du erfahren?», fragte dieser nur.
«Ich weiß, wo er ist. Ich habe ihn gesehen, doch die Gestalt und noch jemand anderes war da, weswegen ich ihn nicht holen konnte.», sagte ich.
«Wo ist er?», fragte Elladan sofort.
«Bei die Trollhöhlen.»
«Trollhöhlen?», fragst Beren, «Wer versteckt sich bei den Trollhöhlen? Das ist doch...»
«Die Gestalt hat die Trolle unter ihrer Kontrolle.»
«Die Gestalt ist wahrlich ein Diener Saurons und ein sehr Machtvoller.», sagte Elrond nachdenklich. «Erzähl uns was geschehen ist.», forderte er mich dann auf, also fing ich an alles zu erzählen.
«Du solltest zum Heiler gehen.», sagte Beren, als ich fertig war. «Dafür ist später Zeit.», sagte Elrond, «Elrohir, such Glorfindel, erzähl ihm alles und sag, dass er sich ein paar Krieger suchen soll, falls es zu einem Kampf kommt. Elladan, geh und bereite die Pferde vor. Legolas, Beren, ihr geht mit ihm und helft.»
Wir nickten und machten uns auf den Weg.

Während wir die Pferde fertig machten, ging mir Elladan so gut, wie es ging aus dem Weg.
Ich seufzte.
Einerseits, konnte ich ihn verstehen, da ich wusste, was seiner Mutter passiert war.
Andererseits, hätte ich ein wenig Verständnis erwartet, aber eigentlich hatten die Zwillinge recht. Ich hatte bis jetzt nichts geleistet und nicht geholfen.
Ich habe nur zugesehen, wie Estel entführt wurde.
Eine Hand wurde auf meine Schulter gelegt.
Ich sah auf. Beren lächelte mich an. «Wir finden ihn, dann ist alles wieder gut.», sagte sie. Ich nickte, doch war nicht ganz überzeugt. «Komm schon, Leggy. Lass mich dein Lächeln sehen.», forderte sie mich auf und ich lächelte gezwungen. «Nicht das.», sagte sie und piekste mir in die Seite.
Ich zuckte zusammen und wich zurück. Auf meinen Gesicht war augenblicklich ein Grinsen erschienen.
Auch Beren grinste und piekste mir weiter in die Seiten. Ich wich lachend zurück, bis ich an eine Box stieß. An dieser glitt ich runter, da Beren mich weiter kitzelte und ich ihr entkommen wollte. «Daro! Daro! Daro! Bitte lass mich. Hör auf!», lachte ich.
Sie hörte auf und saß nun auf mir. Ich lag auf dem Boden, doch lehnte auch halb an der Box.
Beren grinste mich an, dann wurde ihr Grinsen zu einem Lächeln.
Sie sah mich an, doch anders als vorher.
Ich wusste nicht, was dieser Blick bedeutete.
Bevor ich darüber nachdenken konnte, spürte ich ihre Lippen auf meinen.
Sie küsste mich.
Ich spürte ihre Liebe und Leidenschaft. Ihre volle Hingabe und wie sie es genoss.
Langsam löste sie sich wieder und lächelte mich an.
Ich lag immer noch regungslos da und starrte sie an. Es hatte mich so sehr überumpelt, dass ich gar nicht reagiert hatte, doch nun errötete ich, sah mich um und erstarrte nochmal.
Am Eingang des Stalls standen Elrond, die Zwillinge, Glorfindel und noch andere Elben.
Alle starrten uns an. Der Lord schmunzelte und auch bei Glorfindel konnte ich ein kleines Schmunzeln erkennen. Die anderen Gesichter zeigten Erstaunen, auch wenn ich meine, dass die Zwillinge kurze, vielsagende Blicke getauscht hatten und dabei gegrinst hatten.
Beren schien es gar nicht zu interessieren, stand auf und ging zu ihrem Pferd. Ein glückliches und zufriedenes Lächeln zierte ihr Gesicht. Kein Scham und keine Errötung. Sie schämte sich nicht dafür, sondern war glücklich, zufrieden und vielleicht sogar stolz.
Ich lag da. Regungslos. Einzig allein meine Augen huschten mal zu den Anwesenden an der Tür und zu Beren. Die Röte in meinem Gesicht konnte man nicht übersehen.
Elrond kam zu mir und reichte mir eine Hand. «Komm, wir müssen los.», sagte er.
Es brauchte eine Weile, bis das Gesagte bei mir ankam und ich seine Hand griff, mit der er mich hochzog.
«Konzentriert euch jetzt aber auf meinen Sohn. Euer Liebesleben könnt ihr später weiter ausbauen.», sagte er noch zu mir und Beren. Es klang amüsiert, aber auch drohend, doch da sein Schmunzeln schon fast einem Grinsen glich, war der drohende Unterton, wahrscheinlich nur gespielt und nicht ernst gemeint, besonders der letzte Teil des Satzes.
«Jawohl!», sagte Beren und führte Angola aus dem Stall.
Ich nickte nur perplex und ging zu Hamish, der mich amüsiert anschaute, wieherte und mich dann anstupste. Ich seufzte, worauf Hamish mich in Richtung Beren schupste. Beren sah mich grinsend an. Ich errötete wieder und wand mich schnell zu meinem Pferd. «Daro, Hamish!», sagte ich drohend zu ihm und stieg draußen auf. Hamish wieherte und tänzelte kurz.
Dann ging es los.
Ich ritt mit Glorfindel vorne, um ihnen den Weg zu zeigen, auch wenn es erst bei den Trollhöhlen wichtig war.
Jedem war der Ernst, der Lage wohl bewusst, trotzdem konnte ich immer wieder verstohlene Blicke der Elben auf mir ruhen spüren.
Ich sah zu Beren. Sie sah geradeaus. Stolz saß sie auf Angola. Hochgewachsen und Schlank, aber dennoch sollte man ihre Kraft nicht unterschätzen. Ihr eigentlich ziemlich widerspenstiges Haar wehte leicht im Wind und gab ihr eine gewisse Wildheit. Sie trug Waldläuferkleidung, man konnte aber auch einen elbischem Stil erkennen, der gut zu ihrem Waldläuferaussehen passte. Ihre kecken Augen ließ sie schweifen. Man konnte Wachsamkeit, Abenteuerlust und Gutmütigkeit darin erkennen und sie leuchteten. Ihre Augen leuchteten vor Lebensfreude. Ein Leuchten, das ich noch nie gesehen hatte und die Wildheit loderten, wie Flammen in ihren Augen.
Uhr Blick wanderte zu mir und nun sahen mich diese Augen an. Durchdrangen mich und erwärmten mein Gemüt, obwohl sie mir gleichzeitig auch einen kleinen Schauer über den Rücken jagten.
Sie lächelte mich an. Es war fast schon ein Grinsen.
Ich errötete und sah sofort wieder geradeaus.
Ihr leises Kichern drang zu meinen Ohren.
Auch das Getuschel von ein paar Elben vernahm ich und spürte ihre Blicke auf mir ruhen.

Endlich kamen wir bei den Trollhöhlen an. Der Weg hatte sich, wie eine Ewigkeit angefühlt.
Wir stiegen ab und gingen zu Fuß weiter. Unsere Pferde entfernten sich etwas, doch warteten und würden, wenn wir sie rufen, kommen.
Wir liefen leise und wachsam durch den Wald und kamen bald an das Versteck, doch da war niemand.
Alle sahen mich an. Es lag Enttäuschung in ihren Augen und bei manchen sogar Wut.
Elrohir wollte gerade den Mund aufmachen und was sagen, doch Glorfindel kam ihm zuvor: «Nicht so voreilig, Elrohir. Wenn man diesen Platzt genauer untersucht, kann man Spuren entdecken.»
Glorfindel hatte angefangen den Ort, wo das Versteck war, zu untersuchen und machte nun weiter. «Hier waren mindestens zwei Personen. Eine war sicher ein Mensch. Ziemlich groß, würde ich sagen. Die andere Person dagegen war klein und lag da.», sagte er und zeigte vor einen Baum, wo Estel lag. «Die Beschreibung von Legolas passt perfekt zu diesem Ort.», fuhr er fort, «Ich nehme an, dass die kleine Person Estel war, da Legolas gesagt hatte, dass er an diesem Baum lag.»
«Und was ist mit der dritten Person. Dieser Gestalt, die, wie Legolas sagte, Gûl genannt wurde?», fragte ein Elb, der sich den Platz ebenfalls anschaute.
«Nun, Célar. Wie du weißt, gehen wir, besonders ich und Lord Elrond stark davon aus, dass diese Gestalt, Gûl, ein sehr mächtiges, magisches Wesen ist. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, wenn es keine Spuren hinterlässt, aber bei den vorhandenen Spuren können wir sicher sein, dass sie von Estel stammen und dem Mann, den das Wesen Stark genannt hat, gehören. Die Spuren sind gut verwischt und schwer zu lesen, aber ich bin mir sicher und da die Spuren frisch sind, können unsere Entführer nicht weit sein.», erklärte Glorfindel. Wir nickten. «Wir teilen uns auf. Inner zwei zusammen. Jedes Paar geht in eine andere Richtung. Wenn man die Gesuchten gefunden hat, nicht angreifen. Ihr kommt hierher zurück, wo ich und Elrond warten. Zusammen greifen wir an und befreien Estel.», befahl er. Wir nickten wieder und bildeten die Paare.

Man Le? (Legolas Ff)Where stories live. Discover now