K A P I T E L 20

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Langsam öffnete ich meine Augen und wusste sofort, wo ich mich befand und wessen Arme mich von hinten fest umschlungen hatten. Ich drehte mich vorsichtig um, um kurz darauf in sein friedliches Gesicht zu schauen. Seine Augen waren geschlossen, er atmete gleichmäßig ein und aus und ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Selbst im Schlaf sah er so unglaublich gut aus.
Mein Gedanken schweiften zur letzten Nacht und ich bekam eine Gänsehaut. Noch nie hatte ich mich so gut und geborgen gefühlt.
Ich beobachtete ihn noch eine Weile, bis er sich ein wenig bewegte, seine Arme sich fester um mich schlossen und sein Lächeln zu einem breiten Grinsen wurde. ,,Guten Morgen, meine Schöne'', flüsterte er, machte aber keine Anstalten, seine Augen zu öffnen. ,,Daran könnte ich mich gewöhnen'', murmelte er und zog mich noch näher an sich, was eigentlich gar nicht möglich war. Ich spürte seine Lippen an meinem Hals und er hauchte einen leichten Kuss hinter mein Ohr. ,,Wir sollten langsam aufstehen, es ist schon echt spät geworden'', sagte ich, als ich auf die große Uhr an der Wand starrte. Er seuftzte, ließ mich aber weiterhin nicht los. ,,Ich will den Tag im Bett verbringen. Mit dir'', gab er zu und ich spürte, wie ich rot wurde. Er ließ mich ein wenig los, damit er mir in die Augen schauen konnte und streichelte meine Wange mit seinem Daumen, als er bemerkte, dass ich rot geworden war. ,,Letzte Nacht war wunderschön. Ich hoffe du bereust nichts davon'', sagte er und klang ein wenig verzweifelt, wobei seine Augen vor Freude leuchteten. ,,Ich bereue nichts'', gab ich nun zu und er lächelte mich zufrieden an.

,,Ich liebe dich auch'', flüsterte ich, während er mir in die Augen schaute. Natürlich hatte ich seine Worte von letzter Nacht nicht vergessen, dass er mir seine Liebe gestanden und zum ersten Mal diese Worte zu mir gesagt hatte. Nur hatte ich es letzte Nacht nicht erwidert. Nicht, dass ich mir unsicher war, ob ich ihn liebte, sondern einfach aus dem Grund, weil die Situation schon neu genug für mich war und ich irgendwie nicht dazu kam.

Alessio grinste mich nun breit an, nachdem ich ihm diese Worte gesagt hatte und drückte mir einen festen Kuss auf die Stirn. ,,Hast du hunger?'', fragte er mich nur und ich nickte eifrig. Ich hatte tatsächlich einen riesigen Hunger. ,,Okay, ich bereite uns was vor'', murmelte er und drückte mir einen weiteren Kuss auf die Wange. Als er aufstand und sich eine Boxershorts überstreifte, da wir beide immer noch nichts an hatten, bemerkte ich nicht, dass die Decke, die mich noch bedeckte, ein wenig weggerutscht war, sodass er nun einen freien Blick auf meine Brüste hatte. ,,Machs mir nicht noch schwerer, als es schon ist, dich hier im Bett liegen zu lassen'', sagte er und starrte mir auf meine Oberweite. Hektisch zog ich die Decke bis unter mein Kinn und meine Wangen begannen zu brennen. Ich hörte Alessio nur noch lachen und er verschwand aus dem Zimmer.

Nachdem ich mich geduscht, nur meine Unterwäsche und ein Shirt von Alessio angezogen, mich frisch gemacht und die Bettwäsche gewechselt hatte, da sich ein paar kleine Blutflecken auf dem Bettlaken befanden, begab ich mich in die Küche, wo Alessio noch am Herd stand. Er drehte sich zu mir um und seine Augen begannen zu leuchten, als er sah, dass ich sein Tshirt trug. ,,Ich glaube ich bin bereit'', rief er. Verwirrt runzelte ich die Stirn. ,,Bereit für was?'', fragte ich nun und er kam auf mich zu. ,,Bereit zu heiraten. Und zwar dich.''
Er ließ mir keine Zeit zum Antworten und drückte seine vollen Lippen auf meine. Seine Hand wanderte an meinen Hintern, wo er sein Shirt, welches mir gerade noch über den Po reichte, hoch schob und meinen Bauch streichelte. Ich grinste in den Kuss hinein und löste mich von ihm. ,,Die Eier verbrennen'', flüsterte ich an seinem Ohr und er drückte mich an meinem Rücken fest an sich. ,,Welche Eier meinst du?'', raunte er und ich wurde sofort wieder rot, weil er mal wieder total zweideutig dachte. Er lachte und löste sich von mir, um die Pfanne vom Herd zu nehmen und sie in der Mitte auf den Tisch zu stellen.

-Alessio's Sicht-

Joana war wieder nach Hause gegangen, als ihr Cousin Carlos sie angerufen und gefragt hatte, wo sie steckt. Ich ließ mich auf die Couch fallen und zückte mein Handy, um gleich darauf Jonas und Luca anzurufen.

Nachdem sie dran gingen und wir ein wenig quatschen, sprach Jonas das, Achtung Ironie, ach so tolle Thema an, vor dem ich mich so fürchtete. ,,Er wird langsam ungeduldig, Alessio'', meinte Jonas und als wäre es eine Antwort darauf, brachte ich nur ein: ,,Ich hab mit ihr geschlafen!'' heraus. Beide waren nun still, sie wussten, was das zu bedeuten hatte. Joana war nicht nur irgendeins dieser Mädchen, mit der ich für eine Nacht meinen Spaß hatte und sie dann abblitzen ließ. Sie bedeutete mir was, genau so wie die letzte Nacht mit ihr mir sehr viel bedeutet hatte. ,,Ich weiß nicht, wie wir dir helfen können, aber es gibt nunmal keinen Ausweg, Alessio. Es tut mir leid'', murmelte Luca und ich seufzte. ,,Ich weiß, ich habe nur Angst, dass ihr etwas passiert'', gab ich offen zu und wusste, dass beide am anderen Ende nickten. ,,Wir können sie beschützen, wir werden nicht von ihrer Seite weichen, versprochen'', meinte nun Jonas und ich lächelte leicht. ,,Sie wird mich hassen'', sprach ich es nun aus und schloss verzweifelt die Augen, als sich mein Herz bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammenzog. ,,Sie wird mich dafür hassen, dass ich sie die ganze Zeit angelogen habe. Dass ich sie in solch eine Gefahr aussetze. Ich werde sie entführen, das ist doch die Tatsache, oder? Sie wird mich nie wieder sehen wollen, auch wenn ich sie beschütze und ihr nichts zustoßen wird. Sie wird mir nie wieder vertrauen können, und das zurecht'', sprudelte alles aus mir heraus und ich hörte die Jungs am anderen Ende laut ausatmen. ,,Du hast wohl keine andere Wahl. Deine Familie oder sie.''

Nach dem Telefonat überlegte ich lange. Ich wusste trotzdem keinen Ausweg. Vielleicht sollte ich es riskieren? Vielleicht würde sie mir irgendwann einmal verzeihen können, wenn ich um sie kämpfte. Eine andere Wahl hatte ich schließlich nicht. Meine ganze Familie und die ganze Mafia würde sich gegen mich stellen, weil es so aussehen würde, als hätte ich mich gegen sie, und für unseren Feind entschieden. Auch wenn es nicht so war. Ich hatte mich nur in dieses Mädchen verliebt. Konnte es wirklich so schlimm sein?

Ich fasste einen Entschluss. Joana könnte mir vielleicht eines Tages verzeihen, doch meine Familie würde dies niemals tun. Ich wollte und konnte sie nicht enttäuschen, nach allem was meine Familie durchmachen musste. Und deshalb fasste ich den Entschluss, es zu versuchen.

Ich würde Joana nach Italien bringen, doch wenn ihr nur ein Haar gekrümmt werden sollte, würde ich mich selber umbringen,

das versprach ich mir selbst.

Mission IncompleteWhere stories live. Discover now