Kapitel 10

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"Ich bin da!", rief ich ins Haus und wuchtete meine riesige Laptop-Tasche auf den Esstisch. Meine Mama kam aus dem Garten und ihr Lächeln verschwand gleich.

"Tasche runter vom Tisch!", tadelte sie mich und ich stellte die Tasche auf den Boden.

Hatte ich ganz vergessen, dass meine Mama keine Taschen auf dem Tisch sehen konnte. 'Die können ja schon sonst wo gestanden haben und dann sollen wir wieder von dem Tisch essen?', sagte sie immer. Ich grinste. Seit ich alleine wohnte, war ich wohl in ein paar alte Gewohnheiten zurück verfallen.

Ich hatte meine Eltern schon eine Weile nicht mehr besucht, so viel wie ich im Moment mit Uni und der Arbeit im Restaurant zu tun hatte, deswegen hatte ich beschlossen heute mal einen Eltern-Bachelorarbeit-Tag im Garten einzulegen.

Mama kam zu mir und umarmte mich.

"Schön, dass du da bist! Wie geht's dir?", fragte sie mich und holte schon ein Glas für mich aus dem Schrank und eine Flasche mit kaltem Wasser aus dem Kühlschrank.

"Mir geht's gut, Mama. Wo ist Papa?"

"Im Garten, werkelt im Gemüsebeet - mal wieder", meinte sie und verdrehte lachend die Augen. Das Gemüsebeet war Papas ganzer Stolz und er freute sich wie ein kleines Kind, wenn Mama Salat, Tomaten und Gurken aus dem eigenen Garten holte, um damit einen Salat zuzubereiten. Ich grinste, nahm Mama das Glas und die Flasche ab und ging nach draußen.

"Immer fleißig", begrüßte ich meinen Papa, der mit dreckverschmierten Händen aufsah, ein breites Lächeln im Gesicht.

"Da ist ja mein Mädchen! Komm, ich muss dir was zeigen", winkte er mich zu sich und ich trat einen Schritt näher. "Das da ist Zitronenmelisse, das ist Salbei und das da ist Lavendel. Habe ich gerade neu eingepflanzt", erklärte er mir stolz, also hätte ich noch nie in meinem Leben diese Gewächse gesehen.

"Jetzt also auch noch ein Kräutergarten neben deinem Gemüsebeet?", neckte ich ihn.

"Deine Mutter hat ihre Blumen und ich hab meine Kräuter- und Gemüsebeete", verteidigte sich Papa, obwohl er wusste, dass das nur Geplänkel war.

Ich ließ meinen Blick über den Garten schweifen, in dem ich schon als kleines Kind gespielt hatte. Er war nicht riesig, aber meine Eltern hatten ihn schon immer hübsch hergerichtet. Er war sowas wie ein gemeinsames Hobby der beiden.

"Ich gehe nur schnell die Hände waschen, dann setzen wir uns zusammen auf die Terrasse", meinte mein Papa, während er nach drinnen verschwand und ich ließ mich neben Mama auf einen freien Stuhl fallen.

"Wie geht es mit deiner Bachelor-Arbeit voran?", fragte Mama mich und ich stöhnte.

"Ich wollte schon viel weiter sein", gab ich offen zu und Mama lachte.

"Du hast schon immer alles auf den letzten Drücker gemacht, aber du hast es auch immer hin bekommen", munterte sie mich auf. "Auch wenn du mich damit nicht nur einmal in den Wahnsinn getrieben hast", fügte sie lachend hinzu.

Ich grinste. Wie oft hatte Mama mir gesagt, ich solle Sachen doch nicht immer auf die lange Bank schieben, dann müsste ich mich selbst nicht so stressen. Aber irgendwann, als sie gesehen hatte, dass ich ein bisschen Stress einfach brauchte und unter dem nötigen Zeitdruck sogar besser arbeitete, hatte sie mich die Dinge so machen lassen, wie ich es für richtig hielt.

"Ich muss heute auf jeden Fall noch ein bisschen weiter kommen", meinte ich und Mama nickte. Papa kam auch dazu und setzte sich.

"Und wie gefällt dir die Arbeit im Restaurant?", fragte er mich neugierig und ich war kurz aus dem Konzept gebracht. Natürlich wusste ich, dass diese Frage kommen würde, aber ich war mir noch immer nicht sicher, ob ich meinen Eltern von Fabio erzählen sollte. Sie hatten gesehen, wie niedergeschlagen ich damals gewesen war, als er nach Italien gegangen war und mich hier zurückgelassen hatte. Und sie würden sich jetzt wahrscheinlich nur übermäßige Sorgen um mich machen, wenn sie wüssten, dass ich den Jungen, der mir das Herz gebrochen hatte, jetzt so regelmäßig sehen musste.

Cook, Live, Love - Liebe geht nicht durch den MagenWhere stories live. Discover now